Corona-Krise:Inzidenzwert steigt in München auf 33,84

Nachtschwärmen trotz Corona: Der Abstand schrumpft, die Sorge wäc

Leere Bierflaschen stehen morgens an der Isar auf einem Abfallcontainer.

(Foto: dpa)

Damit rückt das Alkoholverbot näher. Um öffentliches Feiern weiter zu ermöglichen, will die SPD in Echtzeit erfassen, wie voll Plätze sind.

Von Isabel Bernstein und Andreas Salch

München steht kurz vor einem Alkoholverbot: Nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Infizierten pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage - am Dienstag noch ein wenig gesunken war, ist sie am Mittwoch auf 33,84 gestiegen, wie die Stadt mitteilte. Sie liegt damit nur noch knapp unter der kritischen Marke von 35, ab der das Alkoholverbot in Kraft tritt. Die Stadtratsfraktionen hatten sich, mit Ausnahme der Linken/Die Partei, Anfang der Woche darauf geeinigt, dass in dem Fall von 21 Uhr an ein stadtweites Alkohol-to-go-Verkaufsverbot gilt und von 23 Uhr an ein Trinkverbot auf öffentlichen Plätzen. Es gilt jeweils bis 6 Uhr morgens.

Damit will die Stadt verhindern, dass sich große Ansammlungen etwa auf dem Gärtnerplatz oder an der Isar bilden und unter Alkoholeinfluss Abstands- und Hygieneregeln nicht eingehalten werden, wie es in der am Donnerstagabend veröffentlichten Allgemeinverfügung. Denn seit Beginn der Corona-Pandemie sei das Durchschnittsalter der Infizierten von 61 Jahre auf 32 Jahre gesunken. Menschen, die gegen das Trinkverbot verstoßen, müssen mit 150 Euro Bußgeld rechnen, beim verbotenen Verkauf von Alkohol werden 500 Euro fällig.

In der SPD gibt es bereits Überlegungen, wie die Stadt es ermöglichen kann, dass sich Menschen im öffentlichen Raum auch in Corona-Zeiten treffen können. Sie hat dazu ein Antragspaket erarbeitet, das sie am Montag mit den Grünen abstimmen und anschließend in den Stadtrat einbringen will. Es sieht unter anderem Füllstandsanzeigen vor, die online signalisieren, welche Plätze in München bereits voll sind. Wie genau die technische Umsetzung aussieht, das müsse noch besprochen werden, sagt Stadträtin Lena Odell. Denkbar sei, dass man eine Unterseite auf der Stadt-Homepage installiert, über die Menschen in der ganzen Stadt melden können, wie voll es bei ihnen ist. Grün bedeutet "Es ist noch Platz", Rot "Es ist schon voll". "Es gibt genug Platz in München", findet Odell, "man muss die Menschen nur über die Stadt verteilen."

Ein weiterer Vorschlag zielt auf Treffen im Herbst und Winter ab, wenn man sich nicht mehr im Freien treffen kann. Private Feiern, die es unmöglich machen, Infektionswege nachzuvollziehen, will die SPD vermeiden - und möchte große städtische Säle für die Münchner öffnen, die sich dort dann quasi unter städtischer Obhut mit entsprechendem Hygienekonzept treffen können. Als drittes sind Sitzgruppen etwa auf der Theresienwiese denkbar, vergleichbar mit einem Biergarten, in dem die Tische entsprechend weit auseinander stehen und dem Besucher so auf den ersten Blick gleich klar wird, ob noch Platz für ihn ist oder nicht.

Wie die Stadt am Donnerstag für Mittwoch meldete, wurden 101 neue Corona-Fälle gemeldet. Die Reproduktionszahl für München liegt aktuell bei 1,35 - das bedeutet, dass statistisch gesehen 100 Infizierte 135 Menschen neu anstecken, dass die Zahl der Corona-Erkrankten also wächst.

Die Polizei versucht bereits jetzt, feiernde, eng zusammenstehende Gruppen zu zerstreuen. Am Mittwochabend etwa löste sie die Zusammenkunft von mehr als 30 Personen auf dem Baldeplatz auf, die mit einer transportablen Musikbox gegen 23.15 Uhr laut Pressebericht "überlaute Musik" hörten. Die Besatzungen mehrerer Streifenwagen rückten dafür an. Die Beamten stellten die Personalien aller Beteiligten fest und erteilten Platzverweise für den Baldeplatz. Da die derzeit erlaubte Größe der Gruppe nach den Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes deutlich überschritten wurde, erhielten sämtliche Nachtschwärmer zudem eine Anzeige. Gegen 0.45 Uhr, heißt es im Polizeibericht, sei die Ruhe wiederhergestellt gewesen.

Zur SZ-Startseite
jtzt Kommentar Alkoholverbot Oeffentlichkeit / Foto: Tobias Hase/dpa / Bearbeitung: jetzt

MeinungSZ JetztCorona-Pandemie
:Das Alkoholverbot in München trifft vor allem junge Menschen

Denn viele von ihnen sitzen an öffentlichen Plätzen, weil sie sonst keine Alternative zum Feiern haben.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: