Postbank-Areal:Neues Quartier im Bahnhofsviertel

Im ehemaligen Postbank-Komplex soll ein neues Quartier entstehen.

Wo jetzt ein eher unansehnliches Gebäude steht, soll künftig ein riesiger Komplex mit neuer Fassade viele Besucher anlocken: in das sogenannte "Correo-Quartier".

(Foto: Simulationen: Herzog de Meuron)
  • Der frühere Postbank-Komplex zwischen der Bayer-, Paul-Heyse-, Schwanthaler- und der Mittererstraße soll umgebaut werden.
  • In dem Areal sollen Läden, Restaurants und ein großzügiger Garten entstehen.
  • Bei den Umbauten sollen 80 Prozent der Rohbausubstanz erhalten bleiben.

Von Alfred Dürr

Es ist ein großer Investitionsschub für das Bahnhofsviertel und wird das Gesicht des Stadtteils deutlich verändern: Der erst 1992 errichtete frühere Postbank-Komplex zwischen der Bayerstraße, der Paul-Heyse-Straße, der Schwanthalerstraße und der Mittererstraße soll vollkommen umstrukturiert und neu gestaltet werden. Gegenüber dem Hotel Bayerpost und in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof entsteht ein dichter, aber auch transparenter Block, der in den Erdgeschoss-Zonen mit Läden und Gastronomiebetrieben sowie einem großzügigen "Hofgarten" zu einem attraktiven Treffpunkt im Viertel werden will.

"Für die Bahnhofsgegend ist das ein Gewinn", sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Doch für viele kleine Geschäftsinhaber in dem riesigen Block dürfte es das Aus bedeuten. Denn der heute verschachtelte und optisch etwas heruntergekommene Komplex soll zu einem Besuchermagnet für die Laufkundschaft am Hauptbahnhof werden.

Anfang vergangenen Jahres hat der weltweit agierende Finanzdienstleister Credit Suisse das riesige Karree von der Postbank erworben. In Branchenkreisen war die Rede von einem Kaufpreis von 275 Millionen Euro. Der Entwurf für die vorhandene Immobilie stammt von den renommierten Münchner Büros BWP Architekten und Koch + Partner. Der Credit Suisse schwebte ein "neuer, zeitgemäßer Stadtbaustein" vor - funktional überzeugend und beim Thema ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit Maßstäbe setzend.

Drei Planungsteams sollten in einem Wettbewerbsverfahren die beste Lösung finden. Auch hier geht es um große Namen und international renommierte Büros. Herzog & de Meuron Architekten (Elbphilharmonie in Hamburg, Fußballstadion in München) aus Basel gewannen das Rennen zusammen mit Vogt Landschaftsarchitektur. Mit dabei waren David Chipperfield Architects aus London und Stücheli Architekten aus Zürich. Im Kern drehte es sich um die Frage: Abriss und Neubau oder ein moderner Bau, der sich aus dem Bestand entwickelt? Nach Ansicht der Jury hat Herzog & de Meuron am Ende die beste Antwort gefunden.

Das Projekt mit dem Namen Correo-Quartier geht mit dem Vorhandenem um. Der Bestand wird auf seine Grundstruktur zurückgeführt, weiter wird das Blockinnere, das aus vielen kleinen Höfen und Übergängen besteht, freigelegt, und die Gebäudeflügel bekommen eine neue Struktur. Die bei oberflächlicher Betrachtung in die Jahre gekommene und unattraktiv erscheinende Bebauung offenbare bei genauerem Hinsehen eine solide Grundsubstanz, ein Potenzial, mit dem es sich ausgesprochen gut zu arbeiten lohne, heißt es in der Projektbeschreibung.

Merk sieht in dem neuen Areal eine Qualitätsverbesserung

Dort erfährt man auch, dass über 80 Prozent der Rohbau-Substanz erhalten werden können. Eine Beschränkung auf Teilabbrüche und Ergänzungen soll Belastungen durch Staub, Lärm und Baustellenverkehr reduzieren. Außerdem spare dieses Verfahren Bauzeit und es leiste einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeitsbilanz.

Die Handschrift von Herzog & de Meuron wird auch bei den neuen Fassaden unverkennbar sein. Details wie kupferfarbene Aluminium-Rollläden oder ausladende Stoffmarkisen sollen dem mächtigen Betonbau eine gewisse Wärme verleihen. Die Eckzonen des Correo-Blocks will man durch großzügige Loggien akzentuieren.

Vor allem auch der begrünte Innenbereich stelle eine Qualitätsverbesserung für das Bahnhofsviertel dar, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Sie sei froh, dass hier nicht eine zweite Shopping Mall neben dem künftigen neuen Hauptbahnhof entstehe. In die unmittelbare Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Bayerpost-Bau komme ein zeitgenössischer Neubau, der aber auch subtil die Gestaltungselemente der Umgebung aufnehme. Der mächtige Komplex werde sich nicht abschotten. Merk hat keine Zweifel, dass der Correo-Hofgarten zu einem Anziehungspunkt im südlichen Bahnhofsviertel wird. Der Siegerentwurf überzeuge auch durch ein gut durchdachtes Energiekonzept. Noch ist allerdings kein Bauantrag gestellt. Wie genau das Konzept umgesetzt wird, ist vorerst offen. Die Nachfrage nach Mietflächen in dem 45 000 Quadratmeter umfassenden Komplex soll hoch sein. Das Correo-Projekt verdeutlicht einmal mehr, welch ein Entwicklungspotenzial Investoren dem Bahnhofsviertel bescheinigen.

Alle Entwürfe und Modelle sind von 16. Juli bis 30. September 2019 in der Lokalbaukommission, Blumenstraße 19, ausgestellt.

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