Neue Ampelschaltung:Bei Rot stehen, bei Grün gehen – jetzt von allen Seiten gleichzeitig

Die Kreuzung in Shibuya ist weltberühmt – nirgendwo gehen am Tag mehr Menschen über eine Straße. (Foto: JNTO/dpa-tmn)

In Tokio und den USA laufen Fußgänger an Kreuzungen längst gleichzeitig, während der übrige Verkehr wartet. Nun testet die Stadt eine solche Ampelschaltung im Bahnhofsviertel – auch Autofahrer sollen profitieren.

Von Andreas Schubert

Grünes Licht für alle Fußgänger: An der Kreuzung Landwehr- und Goethestraße im südlichen Bahnhofsviertel testet das Mobilitätsreferat eine neue Ampelschaltung. Diese soll Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen von Verkehrsteilnehmern auflösen und damit die Sicherheit erhöhen, hauptsächlich für Passanten.

Bei dieser „Rundum-Grün-Schaltung“ wird eine dritte Ampelphase programmiert, die allein dem Fußverkehr vorbehalten ist. Der darf künftig besagte Kreuzung gleichzeitig von allen Seiten überqueren, während Auto- und Radverkehr auf allen Seiten bei Rot warten müssen. Mit diesen getrennten Ampelphasen sollen Unfälle zwischen abbiegenden Autos und Fußgängern vermieden werden. Davon sollen insbesondere Menschen mit Mobilitätseinschränkung und Ältere profitieren. Auch für den Autoverkehr habe die neue Schaltung Vorteile, teilt das Mobilitätsreferat mit: Dessen Leistungsfähigkeit werde erhöht, da er ohne weiteres Anhalten abbiegen könne.

Während des einjährigen Pilotprojekts untersucht die Stadt, wie sich die Ampelschaltung auf Wartezeiten und Verkehrssicherheit auswirkt, wie sie bei den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern ankommt und ob sich das Modell auch an anderen Kreuzungen anwenden ließe. Derartige Ampelschaltungen sind nichts Neues. In den USA sind sie als „Scramble Crossings“ seit Jahrzehnten bekannt. Und in Japans Hauptstadt Tokio hat sich die sogenannte Shibuya-Kreuzung mit ihrem diagonalen Zebrastreifen seit 1973 zur Touristenattraktion entwickelt, sie gilt als einer der belebtesten Fußgängerübergänge der Welt.

In München hatten vor sechseinhalb Jahren CSU und SPD beantragt, getrennte Ampelphasen an Kreuzungen zu testen, allerdings für Radler und Passanten gleichzeitig. Das Kreisverwaltungsreferat hatte dies abgelehnt. Dieses Modell führe zu Unfällen, behindere den Verkehrsfluss und sei deshalb nicht umsetzbar, hieß es damals.

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