Stadtwerke:Zwei Frauen an der Spitze von Münchens Bädern

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"Ein großer Schritt nach vorn" für die noch stark männerdominierten Stadtwerke: Die neuen Bäderchefinnen Nicole Gargitter (links) und Clara Kronberger beim Fototermin im Dantebad. (Foto: Yoav Kedem)

Nicole Gargitter und Clara Kronberger sind das Arbeiten als Doppelspitze seit vielen Jahren gewöhnt, die Betriebswirtin und die Physikerin sind ein eingespieltes Team. Doch ihren neuen Job treten sie in einer schwierigen Zeit an

Von Thomas Anlauf

Aus einer Bäderchefin werden zwei: Nicole Gargitter und Clara Kronberger übernehmen zum 1. April gemeinsam die Leitung der städtischen Bäder, die 14 Jahre lang Christine Kugler innehatte und die nun Münchens neue Klima- und Umweltreferentin ist. Die Personalentscheidung der Stadtwerke ist ein bedeutendes Signal: Erstmals in der Geschichte der SWM gibt es an einer Spitzenposition zwei Frauen, die sich den Posten teilen werden. Die künftigen obersten Bademeisterinnen Münchens wollen die städtischen Bäder nicht nur gut aus der Corona-Krise führen, sondern auch möglichst bald klimaneutral betreiben.

Bis zuletzt hatten die Stadtwerke die Nachfolge von Christine Kugler geheim gehalten. Es musste aber auch schnell gehen: Erst im vergangenen Dezember hatte der Münchner Stadtrat beschlossen, Kugler zur Klima- und Umweltreferentin zu ernennen. "Einen Tag nach ihrer Wahl haben wir die Stelle ausgeschrieben", sagte SWM-Geschäftsführer Werner Albrecht am Mittwoch. Es seien zahlreiche Bewerbungen eingegangen, allerdings sei das Ergebnis des Auswahlverfahrens "sehr klar" für die künftige Doppelspitze ausgefallen. Die 36-jährige Nicole Gargitter und die 38 Jahre alte Clara Kronberger gelten nicht nur auf ihren jeweiligen Gebieten als ausgewiesene Spezialistinnen, sondern sie haben in den vergangenen vier Jahren bereits als Doppelspitze in anderen Spitzenfunktionen bei den Stadtwerken ihre Führungsqualitäten bewiesen. Zuletzt leiteten sie dort seit Anfang 2020 den Bereich Strategie und Konzernsteuerung.

Ihre unterschiedlichen Ausbildungen kommt den beiden Frauen offensichtlich in ihrer Teamarbeit zugute. Gargitter, geborene Münchnerin und Mutter einer kleinen Tochter, studierte nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau Betriebswirtschaft und stieg nach dem Studium direkt bei den SWM ein und machte dort schnell Karriere. Die gebürtige Österreicherin Clara Kronberger, die eine Tochter in der ersten Klasse hat, studierte Physik und promovierte an der TU München in Elektrotechnik. "Wir freuen uns riesig auf die neue gemeinsame Aufgabe", sagte Gargitter am Mittwoch in einer Video-Pressekonferenz. Sie hätten bereits in den vergangenen gemeinsamen Berufsjahren als Doppelspitze erfahren, wie gut sich ihre unterschiedlichen Hintergründe "gut vereinbaren lassen". So werden Gargitter und Kronberger zwar als Führungsduo auftreten, doch technische Fragestellungen wird vorrangig die Physikerin Kronberger übernehmen, die wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Gargitter.

Dabei werden beide jeweils eine 30-Stunden-Woche haben und auch möglichst oft gemeinsam agieren. Personal-Geschäftsführer Albrecht, der auch für die Immobilien der SWM und die Bäder verantwortlich ist, begrüßt die Entscheidung für die neue Doppelspitze ausdrücklich: "Das ist ein großer Schritt nach vorn", sagte er in Hinblick auf die noch stark männerdominierten Stadtwerke. Denn bislang arbeiten bei den SWM erst 20 Prozent Frauen, dieser Anteil soll auch auf Führungsebene künftig stark erhöht werden.

Die beiden Bäderchefinnen übernehmen ihre Jobs in einer schwierigen Zeit. Corona-bedingt sind nach wie vor alle Bäder geschlossen, sie hoffen aber, dass zumindest die Freibäder spätestens an Pfingsten wieder öffnen können. "Auch 2021 wird aller Voraussicht nach weiter unter Corona-Vorzeichen stehen - trotzdem wollen wir mit den Bädern wieder Oasen im Alltag der Münchner schaffen", sagte Clara Kronberger. Dazu werden sie auf die Erfahrungen mit den Sicherheitsbeschränkungen im vergangenen Jahr zurückgreifen und wollen dazu das damals eingeführte digitale Ticketing weiterentwickeln. Daneben sollen Schwimmkurse vor allem für Kinder stark ausgeweitet werden, Kronberger und Gargitter setzen dabei auf eine enge Kooperation mit den Schulen. Bereits in der kommenden Woche wird es erste Gespräche darüber geben. Im kommenden Jahr soll das Bad Georgenschwaige zum CO₂-neutralen Bad umgebaut werden.

© SZ vom 25.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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