Kommunalwahl in der Schwanthalerhöhe:Desaster in der Arbeiterhochburg

SPD büßt 20,3 Punkte ein, Grüne legen noch einmal deutlich zu

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Himmelhochjauchzend und schwerst betrübt: So stellt sich die Stimmungslage bei den haushohen Gewinnern und den erschütterten Verlierern auf der Schwanthalerhöhe dar. Die Grünen legten im Vergleich zur letzten Wahl noch mal um 10,1 Prozentpunkte auf 45,9 Prozent und acht von insgesamt 17 Sitzen zu. Die SPD stürzt im ehemaligen Arbeiterviertel um sage und schreibe 20,3 Prozentpunkte auf 19,5 Prozent ab. Ihnen bleiben noch ganze drei Stühle. Ein Desaster für die Sozialdemokraten in ihrem einstigen Ur-Stammwählerbezirk.

Zehn Prozent, glaubt deren Spitzenkandidat Wilhelm Mundigl, habe man wohl an die Grünen verloren, die anderen zehn Prozent an die Linken, den zweiten Gewinner dieser Wahl, der aus dem Stand auf satte 10,1 Prozent der Stimmen und zwei Sitze kam. Zufrieden dürften außerdem Freie Wähler/ÖDP sein, die mit 5,0 Prozent nun einen Vertreter ins Gremium schicken dürfen, genauso wie die FDP, die nur 0,3 Prozentpunkte eingebüßt hat. Die CSU verliert nicht nur 5,2 Prozentpunkte, sondern auch einen von bisher drei Abgesandten im Ausschuss. "Überglücklich und zufrieden und als Bestätigung meiner Arbeit" sieht die bisherige und, wenn es nach ihr geht, auch künftige Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) das Abschneiden ihrer Partei. Obwohl die SPD 2014 noch die meisten Stimmen, aber eben nicht die absolute Mehrheit im Bezirksausschuss hatte, übernahm Stöhr, unterstützt von den Jamaika-Partnern CSU und FDP, die Führung im Gremium. Wie's aussieht, eine einschneidende Wende für die einstigen SPD-Statthalter.

"Wir wollen, was Koalitionen angeht, erst mal auf alle zugehen und sie einbinden", sagt Stöhr. Möglich wäre im kleinen Rund eben vieles.

Er wisse nicht, sagt Mundigl, "wie wir das verdient haben". Klar habe sich die Klientel in der Schwanthalerhöhe gewandelt, junge Akademiker seien ins Viertel gezogen, das eben nicht mehr von Arbeitern bestimmt sei. "Aber als Partei haben wir uns auch gewandelt, und es gibt doch nicht nur grüne Themen." Man habe konstruktive Arbeit geleistet, und "wir waren ein Regulativ des grünen Überschwangs". Bitter sei, dass viele etwa auch nicht registriert hätten, dass zum Beispiel die ursprüngliche Unterstützung für den Verbleib des linken Zentrums, des Hauses mit der roten Fahne, von der SPD Schwanthalerhöhe ausgegangen sei, weil später "besonders Schlaue in der Stadtrats-SPD" dagegen gestimmt hätten.

Gewählt wurden - Grüne: Sibylle Stöhr, Daniel Günthör, Michael Schelle, Sarah-Maria Seeßlen-Kozumplik, Florian Kraus, Manuela Diebolder, Michael Czisch, Mona Fuchs. SPD: Wilhelm Mundigl, Ulrike Boesser, Christina Chatziparasidou. Linke: Dominik Lehmann, Katharina Jarrah. CSU: Uwe Trautmann, Sophie Kluge. FDP: Cenk Genc. FW/ÖDP: Severin Beilner.

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