Umgang mit Müll:Tonne für die Ewigkeit

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Die neuen grauen Tonnen bestehen zu 80 Prozent aus ihren geschredderten Vorgängern. (Foto: Robert Haas)

Der Münchner Abfallwirtschaftsbetrieb testet Behälter aus recyceltem Kunststoff

Von Ramona Dinauer

Möglichst viel Abfall soll recycelt werden - und das gilt in München künftig nicht nur für das, was in den Tonnen landet, sondern auch für die Tonnen selbst. Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) wolle beim Umweltschutz mit gutem Beispiel vorangehen, sagte Kommunalreferentin und Werkleiterin Kristina Frank am Donnerstag.

Um Müll zu vermeiden, wie es den Verbrauchern immer wieder gepredigt werde, soll der Müll häufiger in wiederverwertetem Müll landen. Klingt verwirrend? Seit dem 17. August sind in München erste Restmülltonnen aus Recyclingkunststoff im Einsatz. Zu 80 Prozent bestehen sie aus ihren geschredderten Vorgängern. Zu diesem groben Mahlgut werden 20 Prozent neuer Kunststoff in Form eines feineren Granulats aus Hochdruckpolyethylen gemischt. Bis zu zehn Mal können Restmülltonnen so recycelt werden. Etwa alle 15 Jahre kommt eine Tonne in den Schredder, sie hätte demnach künftig eine Lebensdauer von bis zu 150 Jahren.

Die neuen Tonnen aus Recyclingkunststoff testet die AWM erst einmal mit dem Restmüll. Danach, voraussichtlich im kommenden Jahr, könnten die ersten Biotonnen an der Reihe sein, später sind Versuche mit Papiertonnen an der Reihe. Als Vorreiter kommen die grauen Tonnen deshalb zum Einsatz, weil das Beimischen von Farbe die Stabilität der recycelten Behälter senkt. In der Anschaffung kosten sie etwa so viel wie herkömmliche Tonnen.

Ob grau, braun oder blau - insgesamt stehen etwa eine halbe Million AWM-Mülltonnen in der Stadt. Etwa 10 000 Tonnen schafft der Betrieb pro Jahr neu an - mehr Menschen produzieren mehr Müll. Etwa die Hälfte sollen in Zukunft Tonnen aus recyceltem Kunststoff sein. So will der Abfallwirtschaftsbetrieb sein Zero-Waste-Kontept weiterentwickeln. Dieses soll den Weg zu einem der selbstgesetzten Ziele Münchens sein: als Stadt bis 2035 klimaneutral zu werden. Abfall vermeiden und zum Ressourcensparen beitragen, "diese zirkuläre Lösung entspricht ganz dem Gedanken einer Kreislaufwirtschaft", sagte Frank.

Schon jetzt landet Münchner Bioabfall zum Teil in recycelten Behältern - zumindest auf dem Weg zur großen Tonne. Seit einigen Jahren können sich Münchner bei den Wertstoffhöfen kostenlos kleine Bio-Eimer aus wiederverwertetem Kunststoff abholen. Zunächst belächelt, seien die bunten Eimerchen mittlerweile zu beliebten Küchenhelfer geworden, sagt Frank. In schon mehr als 50 000 Haushalten stehe ein solcher Sieben-Liter-Eimer in Türkis, Braun, Himbeere oder Dunkelgrün.

Weiterhin groß und grau bleiben die Restmülltonnen, auch die recycelten. Einen Blauen Engel will das Umweltministerium voraussichtlich nächstes Jahr für die neuen Tonnen vergeben. Höllisch schwer bleibt die Leerung trotzdem, wie Frank am Donnerstag selbst bei der Müllabfuhr erlebt hat. Um fünf Uhr am Donnerstagmorgen klingelte der Wecker der CSU-Politikerin, ehe sie sich - nicht zum ersten Mal - in leuchtendes Orange einkleidete. Reibungslos sei die Abholung der Restmülltonnen nicht gelaufen. "Rund um den Gärtnerplatz waren viele Ausfahrten zugeparkt", erzählt Frank, "die 50 Kilo schweren Tonnen mussten die Treppen rauf und runtergetragen und zwischen Radfahrern und Trambahnen durchbugsiert werden." Einige Passanten hätten Frank und die anderen, echten Müllwerker freundlich gegrüßt, aber auch echten Grantlern sei der Trupp begegnet. Die körperlich harte Arbeit könnten die Münchner den Mitarbeitern des AWM schon erleichtern, wenn jeder überlege, wo er abends sein Auto abstellt, sagt Frank. An jedem Tag müssten 60 000 Tonnen in 188 Müllfahrzeuge geleert werden.

© SZ vom 28.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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