Mit dem Geisterbus zur Geisterbahn: Während des Oktoberfests will die Technische Universität München (TUM) drei Tage lang einen autonom fahrenden VW-Bus auf die Straße schicken. Das „Wiesn Shuttle“ soll zwischen der Wiesn und dem Hauptbahnhof pendeln und Platz für drei Passagiere bieten. Richtig gruselig wird die autonome Fahrt auch bei dichtem Verkehr nicht werden: Während der Demonstrationsfahrten wird auch ein Fahrer am Steuer sitzen, der zur Not eingreifen kann.
Der Versuch soll am 25. September starten, wenn das Wetter trocken ist. Bei Regen ändere sich die Terminlage, teilt die TUM mit.
Der Bus wird voraussichtlich in der Nähe der St.-Pauls-Kirche starten und durch die Hermann-Lingg-Straße, die Bayer- und Paul-Heyse-Straße fahren und über die Landwehrstraße zum St.-Pauls-Platz verkehren. Als Massentransportmittel sei der VW-Bus ausdrücklich nicht gedacht, erklärt TU-Professor Markus Lienkamp von der Fakultät für Maschinenwesen. Es gehe darum, autonomes Fahren in komplexen Städten wie München zu testen.
Das autonome Fahren wird nach Ansicht der Forscher in Zukunft an Bedeutung gewinnen und könnte sich in den kommenden zehn Jahren etablieren. Doch noch sind die Systeme in Entwicklung, auch wenn man mancherorts schon weiter ist als in Deutschland. In San Francisco etwa wurden bereits autonome Taxis komplett ohne Fahrer eingesetzt. Wegen der noch häufigen Anfälligkeit für Fehler wurde der Versuch allerdings wieder eingestellt, obwohl die Taxis vor allem bei Touristen beliebt waren.
Doch angesichts der Entwicklung im Nahverkehr – steigende Nachfrage bei Passagieren bei gleichzeitigem Mangel an Fahrpersonal – wird das autonome Fahren an Bedeutung gewinnen und sich nach Ansicht der Forscher irgendwann durchsetzen. Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) will von Ende dieses Jahres an autonom fahrende Busse testen. Allerdings in Randzeiten und ebenfalls mit einem Sicherheitsfahrer an Bord – und zunächst ganz ohne Fahrgäste.
Mit dem Wiesn-Shuttle geht es zunächst nur mit langsamem Tempo voran. Die Geschwindigkeit wird auf stark von Fußgängern frequentierten Nebenstraßen auf zehn Kilometer pro Stunde begrenzt und auf Hauptstraßen auf Tempo 30, um den Verkehrsfluss nicht zu beeinträchtigen. Das Sicherheitskonzept wurde in Zusammenarbeit mit dem TÜV Süd erarbeitet.
Der autonome Bus ist nur ein Teil mehrerer Forschungsprojekte, an der die Stadt München und etwa 50 weitere Projektpartner beteiligt sind. Sie beschäftigen sich mit der Zukunft der Mobilität. Themen sind unter anderem innovative Lösungen für Carsharing und die Umverteilung des öffentlichen Raums zugunsten der Aufenthaltsqualität und des Klimas. Letzteres erprobten die Forscher erstmals im vergangenen Jahr in der Kolumbusstraße und stießen dabei zum Teil auf heftigen Widerstand. Doch es gab auch positive Rückmeldungen. Eine Auswertung der Befragung von Anwohnern will das Mobilitätsreferat dem Stadtrat nach der Sommerpause vorstellen.