Die Flucht vor der Wirklichkeit, aus der Realität auszubrechen, wenn sie nicht mehr ertragbar ist - das versteht man unter Eskapismus. Mit dieser Thematik setzen sich Musikerin und Aktivistin Kharis Ikoko sowie Artistmanager und Rapper John Politz nun in ihrer Ausstellung Visual Escapism auseinander. Das Ziel: "Einen Raum schaffen, in dem wir visuell bestimmte Gesellschaftsstrukturen darstellen können, durch die andere Menschen benachteiligt, diskriminiert oder als nicht normal angesehen werden", sagt Kharis. "Es geht um Strategien, mit denen Menschen solcher Betroffenheiten durch Kunst aus gesellschaftlichen Zwängen ausbrechen können", sagt John.
Ausgewählte Kunstschaffende werden ihre individuellen Perspektiven in Fotografie, Malerei und Installationen darstellen. Auch Livemusik wird Teil der Schau sein, vorgetragen unter anderem von Münchner Musikern. Schon seit 2021 setzt sich Veranstalterin Kharis, die selbst kongolesische Wurzeln hat, als Bildungsreferentin ein, klärt über Rassismus und Intersektionalität auf. Auftakt der Veranstaltung ist am 6. Mai.
Neuer Safe Space im Sub
Freie Räume in München sind rar. Sogenannte Safe Spaces für Menschen mit Diskriminierungserfahrungen sind noch rarer. Schutzräume für trans-nichtbinäre und mehrfachmarginalisierte Menschen gibt es keine, sagt Delta, 25. Zusammen mit Malek, Mino und Rebecca hat Delta deshalb das Kollektiv nowINVITED gegründet, das genau dieser Safe Space sein soll und nun Räumlichkeiten im Sub gefunden hat. Das Kollektiv richtet sich an Menschen, "die von intersektionaler, patriarchaler Gewalt betroffen sind", sagt Delta, "also trans-nichtbinäre Personen, aber auch nicht-weiße Frauen und Queers - uns ist dieser intersektionale Ansatz sehr wichtig." Ihre Nachnamen nennen die vier jungen Menschen nicht, "weil wir alle leider einige Anfeindungen erleben und unser Kollektiv da Angriffsfläche bietet", sagt Delta.
"nowINVITED" - jetzt eingeladen. Das bedeutet auch, dass Menschen explizit nicht eingeladen sind. Und das ist auch das Konzept des Kollektivs. Es soll immer wieder Treffen geben, zu denen nur Menschen eingeladen sind, die ganz spezifische Erfahrungen teilen. An Abenden, die ein Safe Space für trans-nichtbinäre BIPoC sein sollen, hätten weiße Menschen nichts verloren, sagt Delta. In Zukunft sollen dann Workshops und Filmabende stattfinden oder einfach Raum für Schönes geschaffen werden, Raum für Empowerment. Im Sommer ist auch ein Festival für die Community geplant.