Süddeutsche Zeitung

Ausstellung in der Galerie der Künstler:Im Katastrophenmodus

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In "Supernature" erzählen Monika Humm, Tatjana Utz, Ben Goossens, Oliver Westerbarkey und Patricija Gilyte vom Umgang des Menschen mit der Natur.

Von Veronika Kügle, München

Jüngst hat uns das Hochwasser als Folge der Erderwärmung die zerstörerische Gewalt der Natur vor Augen geführt. Auch Faial, eine Insel auf den Azoren, hatte schon oft mit den verheerenden Auswirkungen von Naturkatastrophen zu kämpfen. Vulkanausbrüche und Erdbeben zwangen viele Menschen, sich ein neues Zuhause zu suchen. Die durch den einen Vulkanausbruch entstandene Halbinsel Ponta dos Capelinhos inspirierte die Münchner Künstlerin Monika Humm zu ihrer Reihe "Vulcanism", die sie derzeit in der Galerie der Künstler neben Arbeiten von Tatjana Utz, Ben Goossens, Oliver Westerbarkey und Patricija Gilyte ausstellt.

Die gezeigten Fotografien, die aufgebrochen werden von diagonal verlaufenden Farbstriemen, nimmt Humm meist auf ihren Reisen auf. Bei näherem Hinsehen werden Klebeband und Metallstreifen sichtbar, die Monika Humm auf eine dahinterliegende Holzplatte getackert hat, um der Oberfläche etwas "Grobes" zu verleihen. Ihre Bilder malt sie auf Leinwände, die am Boden liegen. Nach dem Farbauftrag hebt sie eine Seite des Gemäldes an und sorgt so für Farbverläufe. "Ich kann die Fließrichtung bestimmen, aber den Trocknungsprozess nicht beeinflussen", beschreibt sie ihre Arbeitsweise. An manchen Stellen entstehen während des Trockenvorgangs unterschiedliche Texturen und Risse, die an Satellitenaufnahmen erinnern, in der sich Flüsse und Bäche verästeln.

Einen direkteren Bezug zur Natur stellt die Installation von Oliver Westerbarkey her. Einzelne, mit Moos und Ästen besetzte Platten, zum Teil verbrannt, sind hier gestaffelt auf einem Gerüst angebracht und fügen sich im Bild der Kamera, das auf einem Bildschirm darunter zu sehen ist, perspektivisch zu einer Landschaft zusammen. Während hier im Hintergrund der Innenraum der Galerie zu sehen ist, zeigt ein weiterer Bildschirm gegenüber dieselbe Installation direkt vor dem Eingang zum Museum Fünf Kontinente.

Eine beeindruckende Tiefenwirkung entfaltet das erste Werk von Ben Goossens. Der über die gesamte Breite des Raums gespannte Streifen besteht aus zerknittertem Transparentpapier, auf dem er mithilfe von silbergrauem Sprühlack und mittels Unterdruck einen dreidimensionalen Effekt erzeugte. In einem abgedunkelten Raum zeigt Goossens eine hinterleuchtete Fotografie, die das Innere eines vermodernden Gebäudes zu zeigen scheint. Erzielt wird der Effekt durch ein Modell, das der Künstler künstlich zum Schimmeln gebracht hat. Umrahmt von einem Bett aus Tannennadeln dreht sich nebenan am Boden die Aufsicht eines Baumes um die eigene Achse. In giftgrünes Licht getaucht sorgt die Installation von Gilyte zusammen mit Goossens Leuchtkasten für eine fast gespenstische Atmosphäre.

Umso stärker ist der Kontrast zum letzten Raum, in dem Tatjana Utz mit "Reale Utopien" dystopische Narrative von einer Welt nach dem Niedergang menschlichen Lebens erzählt. Ihr Bilder werden dominiert von kräftigen Farben, die von Cut-Outs in Form von leuchtend grünen Lianen und Farnen umgeben sind. Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema wirkt weniger abstrakt, der Stil fast kindlich. Die Werke von Humm und Goossens heben sich deutlich vom Rest ab, auch die Natur-Bruchstücke von Oliver Westerbarkey sind sehenswert.

Supernature, Galerie der Künstler, bis 29. August, Maximilianstr. 42, Mi.-So. 11-18 Uhr, Do., 13-20 Uhr

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