In der letzten Woche gab es nicht sehr viel zu lachen. Und fast wirkt es so, als hätten das Forum Humor und komische Kunst und der Münchner Verein Comicaze das schon vorher gewusst. Oder warum haben sie sonst ihre „Lachanstalt“ im Kunstlabor 2 in München genau an dem Tag eröffnet, an dem feststand, wer der neue US-Präsident wird, und an dem es außerdem die Ampel in Berlin zerbröselt hat? Dass das jedenfalls ein Tag war, an dem „Humor nötig ist“, war bei den Eröffnungsreden eine der zentralen Aussagen. Und dass dieser helfen könne, „darüber hinwegzukommen“. Mit „Humor ist wie ein Regenmantel“ wurde auch noch der Komiker Heinz Erhardt zitiert. Danach war wegen der vielen anwesenden Künstler, Vereinsmitglieder und weiteren Gäste so gut wie kein Wort mehr zu verstehen.
Da hätte man sich tatsächlich gerne Sprechblasen gewünscht. So wie auf zahlreichen der Werke, zu denen neben klassischen Cartoons und Comics auch Bilderrätsel, Animationen oder Installationen gehören. Insgesamt 31 Künstlerinnen und Künstler sind an der noch drei Wochenenden lang geöffneten Ausstellung beteiligt, die vom Forum Humor als Teil des „Humorfestivals 2024“ initiiert und von Comicaze kuratiert wurde. Als weitere Verstärkung ist das Team vom Münchner „Comic Café“ mit an Bord, das bereits eine Veranstaltung gemacht hat und nochmal am 17. November und am 1. Dezember um 15 Uhr zu Gast sein wird.
„Bunt“ soll die Ausstellung sein und „sämtliche Arten von Humor“ umfassen. Und man darf schon mal sagen, dass sie diese Versprechen hält. Wodurch am Ende wohl jeder und jede was zu lachen hat. Wie wäre es etwa mit Fäkal-Humor? Zumindest könnte man die Bilder von Werner Härtl alias weeh78 so nennen. Hat Härtl, der zu den Gründungsmitgliedern des 1996 gegründeten Vereins Comicaze zählt, diese doch mit Humus oder genauer: Rinderdung, also Kuhscheiße gemalt. Da ist er aber nicht der Erste, wie bei der Eröffnung von ihm zu erfahren war. Hätten doch auch schon andere Künstler Humus verarbeitet, den man zudem als Psychopharmaka oder als Baustoff kennt.
Neu sei aber: Der Kuhdung ist nur mit Wasser gemischt. Und damit hat Härtl unter anderem ein Bild mit Kühen gemalt. Geht man bei diesem etwas weiter weg, erkennt man das Wort: „Scheisse“. Etwas zu viel Fäkal-Humor vielleicht? Nun, auf dem Bild „Beschissene Zeiten“ daneben von Monika Rothenaicher kann man passend dazu eine Kuh ihr Geschäft erledigen sehen. Und beim „HumorArtRad“ von Barbara Schulze Frenking gibt es neben Nerd- und Galgenhumor auch „Pups-Humor“ zur Auswahl. Aber okay, anderes Thema. Wie wär’s mit Bayern-Humor? In der 3D-Arbeit von Josef Hölzl malen Aloisl & Obertl bayerische Rauten in den Himmel. Und beim ebenfalls dreidimensionalen Werk von Nana & Christoph Schöne kann man Jesus aus einem Herrgottswinkel entfliehen sehen.
Janina Steger hat auf einem Schaubild die „emotionale Achterbahnfahrt eines kreativen Auftrags“ dargestellt, während Armer Armin seine „schlaflosen Träume“ schildert. Christian Schwager erzählt auf kleinen Formaten die Geschichte einer Künstler-Ehe. Und Angelika Luise Stephan hat in zahlreichen Varianten „Wundersames“ und „Schirch-schöne Frauen“ gezeichnet. Hier geht es nicht nur um Pointen, sondern erkennbar auch den Spaß am zeichnerischen Experimentieren.
Das Hochhalten des Handwerks und das Arbeiten mit visuellen Pointen, das haben viele Werke mit der sonst im Kunstlabor 2 gezeigten Urban Art gemein. Und das war sicher einer der Gründe, warum das Forum Humor, das seit Jahren auf ein eigenes Museum hofft, das Haus als Ausstellungsort gewählt hat. Das bedeutet aber auch, dass man den regulären Eintrittspreis von immerhin 12 Euro zahlen muss. Dafür kann man sich wiederum rund 60 Kunsträume inklusive „Lachanstalt“ ansehen. Außerdem gibt es jeden Samstag Live-Zeichnungen und frische Socken. Warum Socken? Ach, das sollte lieber irgendwer vor Ort erklären.
Die Lachanstalt, bis 1. Dezember, Kunstlabor 2, Dachauer Straße 90, forum-humor.de