Demonstration vor der Ausländerbehörde:Flüchtlinge protestieren aus Angst vor Abschiebung

Der Tag, an dem alles begann: Am 18. Oktober demonstrierten die Geflüchteten aus Sierra Leone erstmals. (Foto: Stephan Rumpf)

Rund 200 Flüchtlinge wenden sich gegen die Anhörung durch eine Botschaftsdelegation aus Sierra Leone. Wegen der dort herrschenden Gewalt und Verfolgung fürchten sie ihre Rückführung.

Von Joachim Mölter

Rund 200 Menschen haben am Montagnachmittag vor dem Bayerischen Landesamt für Asyl und Rückführung an der Hofmannstraße dagegen protestiert, dass sie von einer Botschaftsdelegation aus Sierra Leone angehört werden sollten. Bei den Befragungen, die in dieser Woche und vermutlich auch noch in der nächsten Woche in der zentralen Ausländerbehörde stattfinden, soll nach Angaben des Bayerischen Flüchtlingsrats die Identität und Herkunft und damit letztlich auch die Staatsangehörigkeit von Menschen geklärt werden, die zum Teil schon seit Jahren in Deutschland leben, aber keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis besitzen. Um die zu bekommen, bräuchten sie einen Pass. Mit dem wiederum könnten sie aber auch sehr schnell abgeschoben werden - das ist die Angst der Menschen und der Grund für ihren Protest.

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"Stop, stop, stop! Stop Deportation", skandierte die Menge. Ein Sprecher forderte die bundesdeutsche und die bayerische Regierung auf, bleiben zu dürfen. In dem westafrikanischen Land fürchten sie Verfolgung, Gewalt und Arbeitslosigkeit.

Ursprünglich hatte der Flüchtlingsrat die Demonstration angemeldet. Nach dem offiziellen Ende taten sich die Flüchtlinge - überwiegend junge Männer und Frauen, teils mit Kindern - noch zu einer spontanen Versammlung zusammen, sodass die Polizei den Abschnitt der Hofmannstraße weiterhin für den Autoverkehr sperrte. Da die Versammlungsleiterin anmeldete, eine dreitägige Dauerdemonstration abhalten zu wollen, wurde am Montag noch nach einem geeigneten Ort vor der Behörde gesucht.

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