Graf von Spreti:Der Auktionator, dem der Adel vertraut
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Heinrich Graf von Spreti feiert seinen 70. Geburtstag. Er hat über Jahrzehnte hoch erfolgreiche Auktionen verantwortet, viele davon aus dem Bestand von Adelshäusern. Und die feiern natürlich mit.
Mehr München geht kaum, mehr Bayern auch nicht. Heinrich Graf von Spreti feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag, in einem schönen Gebäude mit Blick in den Hofgarten, und alle sind gekommen. Auch Franz Herzog von Bayern, der zwei Tage später selber einen runden Geburtstag begeht - am 14. Juli, seinen Neunzigsten.
Die beiden Männer verbindet nicht nur der Adel. Spreti, der Auktionator und Autor, liebt wie Franz von Bayern die Kunst und auch er fördert, spendet und engagiert sich für unzählige gute, häufig kulturelle Zwecke. Einer davon ist die Aids-Hilfe. Einen Abend wie diesen macht aber anderes aus. Dass bei den Spretis immer auch ein bisserl Italien mitschwingt zum Beispiel - das Land, für das sich schon Ludwig I. so sehr begeisterte, und in das sich bis heute alle Münchner mit Sinn fürs Schöne gern träumen, zumindest bei einem Teller Nudeln und einem Gläschen Luganer.
Aber der Abend ist eher geprägt vom Spumante, goldgelber Prickel, kommen die Spretis doch ursprünglich aus dem güldensten Ravenna. Und nur weil einer von ihnen mit acht Jahren als Page an den Kurbayerischen Hof geschickt wurde, ist Heinrich Spreti überhaupt hier. Das Fest spendiert Sotheby's, dessen Deutschlandstandort Spreti wesentlich geprägt hat, über beinahe 45 Jahre, zuletzt als Präsident und nach dem offiziellen Eintritt ins Ruhestandsalter bis heute als "Honorary Chairman". Als Heinrich sich mit gerade mal 24 Jahren den britischen Kunstversteigerern verschrieb, erregte das durchaus den Unmut von Teilen der Familie. Wäre der vorgezeichnete Weg für einen jungen Mann wie ihn doch der eines Juristen oder wenigstens eines Geistlichen gewesen.
Passt beides nicht zu Spreti, jedenfalls nicht so perfekt wie das, was stattdessen kam. Denn Adel verpflichtet nicht nur. Adel muss sich gelegentlich auch mal von etwas trennen. Und wovon, das wusste Heinrich von Spreti dank seines europaweiten, qua Geburt und großen Charmes verfügbaren Netzwerks immer sehr genau. Seinen legendären Ruf als Auktionator begründete die Verflüssigung einer großen, heimlichen Leidenschaft: Er brachte 1990 den wertvollen antiken Schmuck unter den Hammer, den der britische König Edward VII. seiner Geliebten geschenkt hatte, einer gewissen Mrs. George Keppel.
Eine Schnupftabakdose versteigerte er für 2,53 Millionen Franken
Für manchen noch emotionaler: Spreti brachte eine Schnupftabaksdose aus dem Besitz Friedrich des Großen auf den Markt, die mit 2,53 Millionen Schweizer Franken einen Weltauktionsrekordpreis für eine Tabakdose aufstellte. 1993 spielte er dann eine entscheidende Rolle als "Die fürstliche Sammlung Thurn und Taxis", 1995 als "Die Sammlung der Markgrafen von Baden" versteigert wurden. Beides bescherte Sotheby's Rekordumsätze von 31 und 78 Millionen Deutschen Mark.
Über zehn Tage dauerte sogar einmal die von ihm eingefädelte Versteigerung von "Kunstwerken des Königlichen Hauses Hannover", bei der im Jahr 2005 mehr als 20 000 Objekte zum Aufruf kamen. Diese größte Hausauktion in der Geschichte von Sotheby's endete mit einem Rekordergebnis von 44 Millionen Euro.
Heinrich von Spreti, der kunstgeschichtlich gesehen auf seinem Familienstammbaum bis in die Romanik zurückkraxlen könnte - 1190 ist der erste "Spreti" offiziell erwähnt - liebt historische Biografien. Im Auftrag der Nachkommen von Kaiserin Sisi hat er einmal in München für einen guten Zweck Objekte aus deren persönlichem Nachlass versteigert. Teuerstes Los war damals mit 230 000 Deutschen Mark ein silberner Tafelaufsatz, gefertigt zur Hochzeit von Sisis Tochter mit einem bayerischen Prinzen. "Einen seltenen Glücksfall im Leben eines jeden Experten" nennt Spreti selbst zum Beispiel seine Wiederentdeckung des Nachlasses der Romanows, der mehr als 90 Jahre verschollenen war.
Einen seltenen Glücksfall könnte man aber auch nennen, dass Heinrich Graf von Spreti nicht nur mit Zahlen umgehen kann, sondern auch sehr gut mit Worten. Gerade erst hat er wieder einmal Text und Finanzen beigesteuert, damit ein Buch erscheinen kann, über Künstler, Militärs und Adelige, die von Italien nach Bayern zogen. Darunter auch ein gewisser Page.