Polizei in München:Angreifer vom Rosenheimer Platz gefasst

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Freunde und Trauernde haben am Tatort eine Gedenkstätte mit Kerzen, Blumen und Bildern geschaffen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der 16-Jährige steht im Verdacht, einen anderen Jugendlichen mit einem Stich in die Brust getötet zu haben. Bei ihrem Streit ging es wohl um Drogen.

Von Joachim Mölter

Der Streit über ein Drogengeschäft war offensichtlich Auslöser der Auseinandersetzung, die am Freitagabend voriger Woche am Rosenheimer Platz zum Tod eines 17 Jahre alten Münchners geführt hat. Das erklärte Stephan Beer, der Leiter der Mordkommission, als er an diesem Freitag die Verhaftung eines Tatverdächtigen bekannt gab. Dabei handelt es sich um einen 16 Jahre alten Münchner, der tags zuvor in der elterlichen Wohnung in Perlach widerstandslos festgenommen worden war. Er hat sich bislang nicht geäußert. Und auch wenn die Tatwaffe noch nicht verifiziert wurde, geht die Polizei davon aus, dass er dem 17-Jährigen einen letztlich tödlichen Stich mit einem spitzen Gegenstand in die Brust versetzt hat. Nach einem weiteren Tatverdächtigen wird noch gefahndet. Beer appellierte an ihn, sich zu stellen, "bevor wir vor seiner Tür stehen"; die Ermittlungen seien bereits weit gediehen.

Die Staatsanwaltschaft ordnet die Tat als "Mord in Mittäterschaft" ein. Als Mord deshalb, weil das Merkmal der Habgier erfüllt sei, wie Staatsanwältin Juliane Grotz erläuterte: Die beiden Tatverdächtigen hätten an Betäubungsmittel gelangen wollen, ohne dafür zu bezahlen - "sie haben ihre eigenen finanziellen Interessen über das Lebensrecht des Geschädigten gestellt". Bei einer Verurteilung nach dem Jugendstrafrecht drohen den Tätern bis zu zehn Jahre Haft.

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Der Verdächtige soll zuvor eine kleine Menge Marihuana beim späteren Opfer gekauft haben

Wie Kriminalrat Beer bei der Pressekonferenz am Freitagnachmittag sagte, seien sowohl Täter als auch Opfer der Polizei bereits bekannt gewesen, unabhängig voneinander und unter anderem auch wegen Drogendelikten. Erstmals begegnet seien sie sich zwei Tage vor der Bluttat; dabei habe der 16-Jährige eine geringe Menge Marihuana von dem 17-Jährigen gekauft. Für den Freitag sollen die Schüler dann einen größeren Handel abgemacht und sich dafür in einem Innenhof nahe des Rosenheimer Platzes getroffen haben. Weil die beiden potenziellen Käufer die Ware aber nicht bezahlen wollten, sei es zum Streit und zum Handgemenge gekommen - und in dessen Folge zum tödlichen Stich. Die beiden Verdächtigen flüchteten anschließend zu Fuß.

Auf ihre Spur kamen die Ermittler vor allem durch die Auswertung des Handys des Opfers. Bei dem 17-Jährigen wurden zudem eine Feinwaage und Geldscheine gefunden, am Tatort außerdem ein Beutel mit 40 Gramm Marihuana. Ob es bei dem Geschäft um noch mehr ging, konnte Stephan Beer nicht sagen. Bei einer Durchsuchung in der Wohnung des Opfers wurden aber noch einmal mehr als 100 Gramm gefunden.

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