Gesundheitstreffs:Medizinische Hilfe in benachteiligten Vierteln

Gesundheitstreffs: Seit 40 Jahren gibt es den städtischen Gesundheitstreff im Hasenbergl - er gilt als Erfolg.

Seit 40 Jahren gibt es den städtischen Gesundheitstreff im Hasenbergl - er gilt als Erfolg.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weil am Stadtrand Arztpraxen fehlen, richtet das Rathaus vier neue Gesundheitstreffs ein. Wo sie entstehen und welche Schwerpunkte sie anbieten.

Von Nicole Graner

Das Kuscheltier bekommt ein Pflaster. In der Teddybärensprechstunde wird es gut versorgt. Im Gesundheitstreff Hasenbergl soll auf diese Weise Kindern die Angst vor dem Arzt genommen werden. Sehr gefragt sind in der Anlaufstelle, die es mittlerweile seit 40 Jahren gibt, auch die sozialpädagogische Beratung oder der medizinische Check-up. Der Gesundheitstreff an der Wintersteinstraße 14 ist ein Erfolg. Nun soll es deshalb weitere Gesundheitstreffs geben - in Riem, Freiham sowie Moosach und Neuperlach.

Von Anfang 2023 an können Münchnerinnen und Münchner, die eine ärztliche Sprechstunde oder Beratung brauchen, zur neuen Anlaufstelle in Riem an der Willy-Brandt-Allee 44 kommen, nicht weit von der U-Bahnstation Messestadt-Ost. Das Team wird unter anderem chronisch kranke Kinder und ihre Familien unterstützen. Auch gibt es Bewegungsangebote und Tipps für eine gesunde Ernährung. Weil der Bedarf sehr groß ist, wird eine Hebammensprechstunde angeboten.

Auch in Freiham, so hat es der Gesundheitsausschuss in der jüngsten Sitzung beschlossen, wird es im gerade neu entstehenden Quartierszentrum ebenfalls einen Gesundheitstreff geben. Hier wird der Schwerpunkt von Mitte 2023 an auf der Kinder- und Jugendversorgung liegen. Zum Beispiel sollen auch Schuleingangsuntersuchungen durchgeführt werden. Für die Stadtviertel Moosach und Neuperlach sind zunächst mobile Teams geplant.

Das ist eine "gute Ergänzung", sagt Bürgermeisterin Verena Dietl

Die Gesundheitsversorgung für die Münchnerinnen und Münchner weiter auszubauen, ist ein wichtiges Ziel des Stadtrates und ein Anliegen der Dritten Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) - gerade in den Stadtbezirken, in denen aus ihrer Sicht Arztpraxen fehlen. Hier wolle man "eine gute, niedrigschwellige Ergänzung" schaffen. Drei Vollzeit- und einer Teilzeitstelle sind vorgesehen. Das Team soll aus einem Arzt oder einer Ärztin, einem Sozialpädagogen oder einer Sozialpädagogin und medizinischen Fachangestellten bestehen.

"In einer Millionenstadt wie München muss unbedingt ein stadtteilbezogener Ansatz in der Gesundheitspolitik verfolgt werden", sagte Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) in der Sitzung des Gesundheitsausschusses. 2023 wird die Stadt für die neuen Gesundheitstreffs Freiham, Moosach und Neuperlach insgesamt 633 000 Euro freimachen, dann jährlich 550 000 Euro. In das Gesundheitstreff Riem investiert die Stadt einmalig 121 000 und dann jährlich 175 000 Euro plus Raummiete.

Die Stadt hofft auf eine Förderung des Bundes

Niedrigschwellig - das sollen auch die Gesundheitskioske sein, die seit August von der Bundesregierung propagiert werden. 1000 Kioske bundesweit sind geplant, die unter anderem ebenfalls Beratungen und medizinische Routineaufgaben übernehmen sollen - gerade in sozial benachteiligten Regionen und Stadtteilen. Die Anlaufstellen sollen, so sieht es die Idee zur Gesetzesinitiative vor, von den Kommunen und den gesetzlichen sowie privaten Krankenversicherungen finanziert werden. "Jetzt warten wir aber mal ab, wie viele Kioske tatsächlich nach München kommen sollen", sagt Bürgermeisterin Dietl. Da die Idee der Gesundheitstreffs und der Kioske ähnlich gelagert seien, wolle man auf jeden Fall versuchen, die bestehenden und geplanten Gesundheitstreffs in München in die Förderung einzubeziehen.

Dietl verspricht sich eine finanzielle Unterstützung für die Stadt durch den Bund. Schließlich seien alle Maßnahmen wie Gesundheitstreffs, aber auch die Kioske aus der "Not heraus geboren", da es zu wenige Arztpraxen am Rand der Städte oder in bestimmten Stadtvierteln gebe. "Die Versorgung ist da wirklich mangelhaft", sagt Dietl. Alle Stadtbezirke, nicht nur bestimmte, müssten gut versorgt sein. Sie werde nicht aufhören, trotz Gesundheitstreffs eine bessere ärztliche Versorgung für diese Viertel zu fordern, sagt Dietl. "Da bleibe ich dran!"

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