Architekturpreis des Bundes Deutscher Architekten:Drei ausgezeichnete Häuser in München

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Das Haus in der Goethestraße 54 wurde zum Ausweichquartier des Museums „Villa Stuck“: „Gleich für die erste Ausstellung arbeitete das kuratorische Team die Geschichte des Hauses und seiner Umgebung auf“, lobte die Jury. (Foto: Michael Buhrs)

Der BDA-Architekturpreis ist der größte in Bayern, mehr als hundert Bewerbungen gab es in diesem Jahr: Drei von sechs prämierten (Um-)Bauten kommen aus München.

Von David Scheidler

Ein frisch erweitertes Holzhaus, ein neu gebauter Wohnkomplex und ein Mehrparteienhaus aus den 1890er-Jahren. Auf den ersten Blick verbindet die Gebäude in Pasing, Freiham und dem Bahnhofsviertel wenig. Eigentlich teilen sie nur den letzten Punkt der Adresse: München.

Doch noch etwas verbindet sie, findet zumindest die Jury des bayerischen Architekturpreises: Jeder der drei Bauten sei eine architektonische Glanzleistung, die ausgezeichnet gehört. Der Bund Deutscher Architekten (BDA) vergab seinen renommierten Preis zum 26. Mal, bei der Verleihung in der Aula der Hochschule München wurden aus 108 Einreichungen sechs Gewinner des Jury-Votings sowie der Gewinner des neuen BDA-Mitgliederpreises prämiert.

„Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement“

Der erste der drei Münchner Preisträger steht in der Theodor-Storm-Straße. Man wird ihm mit dem Begriff „Holzhaus“ nicht gerecht, ebenso wenig mit der offiziellen Bezeichnung „Unser Gartenhaus“. Denn die Bewahrung des großzügig angelegten Gartens spielte beim Bau zwar gewiss eine Rolle. Und auch Holz ist eine wichtige Komponente.

So lobt die Jury: „Ein Experiment am eigenen Haus in bester Tradition, eine Case Study der Einfachheit voller Detail- und Gestaltungsfreude. Klimagerechtes Bauen von schlichter Schönheit.“ (Foto: Nagler/The Pk Odessa)

Doch bei der Erweiterung des bereits bestehenden, zu klein gewordenen Vorderhauses aus den 1930er-Jahren stand ein anderes Material im Fokus, beziehungsweise der Verzicht darauf: Architekt Florian Nagler ließ komplett ohne Zement bauen. Dieses Grundmaterial der Moderne wird heute wegen seiner CO₂-Bilanz zunehmend kritisch gesehen.

So prägen neben dem Holz die Baustoffe Lehm und Naturstein das dreigeschossige Gebäude. Das Resultat erscheint der Jury stimmig, die graue Außenwand aus Fichtenholz steht im Kontrast zum braunen Holz der Fensterläden und Inneneinrichtung. Das Haus lädt in seiner Gemütlichkeit eher zum Entspannen denn zum Arbeiten ein, doch wird es von Architekt Nagler selbst und seinen Mitarbeitern als Wohn- und Bürohaus genutzt - die Bretter für die Fassade seien gemeinsam mit der Familie angeschraubt worden, heißt es in der Würdigung.

Ute-Strittmatter-Straße – Genossenschaftliches Wohnen in Freiham

In Freiham, am äußeren westlichen Rand Münchens, sollen einmal 25 000 Menschen leben, einige davon in Genossenschaftswohnungen. Bei einem der Projekte waren vier Architekten-Teams aus München und Wien am Werk - offenbar mit Erfolg: In der Ute-Strittmatter-Straße befindet sich der zweite Preisträger des BDA-Preises. Nebenan drehen sich noch Kräne neben Baugruben, doch hier steht bereits ein in Rosa- und Orangefarben gehaltener Gebäudekomplex in Holzoptik der Wogeno München.

So lobt die Jury das Projekt der Architekturbüros „03 Arch“,„ ENEFF Architekten“, „illiz architektur“ und „Westner Schührer Zöhrer“: „Mit viel Aufwand und guter Zusammenarbeit zwischen Architektenschaft und Bauherrschaft ist hier ein modellhaftes Stück Stadtentwicklung entstanden, das aus der Genossenschaft eine Keimzelle der neuen Nachbarschaft macht. Weit mehr als eine Wohnanlage: eine Stadt im Kleinen.“ (Foto: Sebastian Schels)

Markant sind die kreisförmigen Balkone, die „Logen“ genannt werden. Wem die Nachbarschaft doch mal zu eng wird, zieht auf der „Loge“ die Vorhänge zu. Ein von den Gebäuden umschlossener Platz soll die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens mit Leben füllen, auch das „Eiscaffè Marea“ ist ein Treffpunkt. Der grüne Innenhof ist ein Ort der Begegnung, für schlechtes Wetter gibt es einen Gemeinschaftsraum.

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Interimsquartier „VS“, Museum Villa Stuck

Was für die „Villa Stuck“ mit einem Problem begonnen hatte, fand in der Auszeichnung mit dem BDA-Preis ein Happy End. Wegen Renovierungsarbeiten am eigentlichen Zuhause - einer Villa in Haidhausen - musste sich das Kunstmuseum vorübergehend ein neues Quartier suchen. Selbst für die Leitung eines derartigen Hauses kein Leichtes in einer Stadt mit den höchsten Mieten. Die Wahl fiel auf ein sanierungsbedürftiges Mehrparteienhaus im Bahnhofsviertel. Zuvor war der Bau in der Goethestraße aus den 1890er-Jahren, der im Zweiten Weltkrieg beschädigt worden war, für Büros genutzt worden. Nun ist die„ Villa Stuck“ eingezogen - und hat mit minimalen Umbauten (das Budget für den Umbau lag circa bei dem einer einzelnen Ausstellung) einen maximalen Effekt erzielt.

So lobt die Jury das Projekt des Architekturbüros „ansa studios ArchitektInnnen“: „Diskrete Aufschriften auf dem Boden informieren darüber, wer hinter dem Vorhang arbeitet. Der Betrieb wird zum Exponat, ohne die Beschäftigten dabei zu sehr zu exponieren. Eine einfache und effektive Idee, die unser Verhältnis zum Raum spielerisch herausfordert, ohne den didaktischen Zeigefinger zu bemühen.“ (Foto: VS/ansa studios)

In allen Stockwerken gibt es multifunktional nutzbare Zentralräume, über die man auf der einen Seite zu den Büros und auf der anderen zu den Ausstellungsräumen gelangt. Vorhänge spielen eine wichtige Rolle - die grauen in den Zentralräumen, die allseitig umlaufen, dienen als Filter zwischen den Bereichen.

Was die drei Gewinner-Projekte bei allen Unterschieden außerdem gemeinsam haben: Sie werden nach ihrem Triumph beim bayernweiten BDA-Preis am Bundeswettbewerb teilnehmen. Dort gäbe es mit der Großen Nike einen noch renommierteren Preis zu gewinnen.

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