Wenn Bayerns Ministerpräsident Markus Söder oder sein Wissenschaftsminister Markus Blume (beide CSU) die Erfolge des Freistaats preisen, sind sie um keinen Superlativ verlegen. So legt Blume am Donnerstag bei einem Pressegespräch eine bunte Grafik auf den Tisch. Nach dem Global Tech Ecosystem Index der Plattform Dealroom rangiert München weltweit auf Platz zehn unter den „Global Champions“ und Platz fünf („vor New York, Paris und London!“) unter den „Density Leaders“. Will heißen: München spielt weltweit in der ersten Liga mit, was Zahl und Dichte von Start-ups und Attraktivität für Tech-Investoren angeht.
Dieser Index wird mehrmals jährlich aktualisiert. Er bewertet Kriterien wie Startup-Wachstum, eingeworbenes Risikokapital, Anzahl der Patente, Ausgründungen aus Universitäten. Und gerade bei Deaptech liegt München da inzwischen ganz weit vorne. Einen großen Anteil daran hat die Technische Universität (TUM) mit ihren Venture Labs. Dort werden Start-ups gefördert, vorwiegend im Bereich KI, Quantencomputing, Mobilität, Robotik, Luft- und Raumfahrt.
„Früher zogen Firmen Talente an, heute ist es umgekehrt“, sagt Blume, „Talente ziehen Unternehmen an“. Deshalb hätten sich Google, Apple und Microsoft in München angesiedelt. „Deutschland ist weltweit für technische Exzellenz und industrielle Innovation bekannt – es ist daher nur folgerichtig, dass das Land eine führende Rolle bei der Einführung von KI einnimmt“, sagte kürzlich auch Brad Lightcap, COO von OpenAI, bei der Eröffnung des Münchner Büros.

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Auch SAP, das zuletzt in die Schlagzeilen geriet, weil es Stellen abbauen muss, baue in München Stellen auf, betont Blume. In Garching hat das Unternehmen gemeinsam mit der TUM ein Forschungszentrum eröffnet. „München ist längst nicht mehr nur Auto“, sagt Blume, „sondern ein Techlabor für die ganze Welt“. Er betont das gerade jetzt, da mit der Internationalen Automobilausstellung (IAA) die Augen von Wirtschaft und Politik auf München gerichtet sind.
Bayern setzt laut Blume auf Kernfusion, um die gigantischen Strommengen zu liefern, die KI benötigt
Die Staatsregierung wolle die Strategie ihrer Hightech-Agenda fortsetzen. Mehr als fünf Milliarden Euro werden für 1000 neue Professuren, 13 000 Studienplätze sowie Labore und Infrastruktur ausgegeben. Aktuell laufe die Bewerbung Bayerns für eine europäische KI-Gigafabrik. Sie soll Unternehmen und Forschungseinrichtungen Rechenleistung zur Verfügung stellen. Finanziert werde dies allerdings überwiegend durch privates Kapital. Deshalb sind solche Ranglisten, wie sie Blume an diesem Morgen aus dem Ärmel zieht, wichtig. Sie sollen Investoren beeindrucken.
Um die gigantischen Strommengen zu produzieren, die KI benötigt, setze Bayern auf Kernfusion, sagt Blume. Geplant sei eine Allianz zwischen Garching und Greifswald, wo das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik eine Forschungsanlage betreibt. Auch an ihren Raumfahrtplänen halte die Staatsregierung fest. „Elon Musk schickt jeden Tag eine Rakete ins All und verdient damit Geld. Das muss auch in Deutschland möglich sein.“ Auf die Datensicherheit angesprochen, sagt Blume, europäische Firmen hätten die Talente und das Know-how, um die Abhängigkeit von US-Firmen zu reduzieren und eigene Dienste zu entwickeln. „Dazu müssen sich aber Firmen entschließen, zusammenzuarbeiten. Wir brauchen so etwas wie einen Airbus-Effekt in Europa.“

