Von Anfang an war Ralph-Georg Laves davon überzeugt: Es ist ein wichtiger Schritt, auch in Apotheken Covid-19-Impfungen anzubieten. Er richtet deshalb zusätzlich vier Räume in seiner Feilitzsch-Apotheke in Schwabing fachgerecht ein und macht mit drei Mitarbeitern die notwendigen Schulungen. Am 9. Februar impft Laves zum ersten, im April das letzte Mal. In der Feilitzsch-Apotheke wird im Moment nicht mehr geimpft. "Das hat keinen Sinn mehr gemacht, wir hätten sonst Impfstoff über Gebühr wegwerfen müssen", sagt Laves.
97 Impfungen in drei Monaten. Viel ist das nicht. Und doch zieht Laves eine "absolut positive" Bilanz. Die Menschen, die gekommen seien, hätten das "unkomplizierte Verfahren" gelobt, die Schnelligkeit und auch die intensive Beratung. "Das ist eine riesige Bestätigung", sagt der 47-Jährige und glaubt, dass die langen Gespräche mit den Menschen eben keine "Routine" abgebildet hätten, sondern Nähe. Man habe in diesen drei Monaten viel Erfahrung in diesem "vollkommen neuen Bereich" gesammelt und wisse jetzt, wie man das alles parallel zum ganz normalen Apothekenbetrieb "gut bewältigen" könne.
42 Apotheken in München, listet die Bayerische Landesapothekerkammer auf, haben die Berechtigung, Covid-19-Schutzimpfungen vorzunehmen. Auch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege zieht eine positive Bilanz. Auch wenn Anfang Februar die tägliche Zahl der Impfungen im Vergleich zum Jahresende 2021 "bereits deutlich gesunken" sei, hätten sich doch Tausende Menschen in der Apotheke impfen lassen. Die Impfwilligen hätten, sagt ein Ministeriumssprecher, zusätzlich "dezentrale und niederschwellige Angebote" erhalten. Und das Ministerium nennt Zahlen des Robert-Koch-Instituts, wonach in Bayern 8676 Schutzimpfungen in Apotheken wahrgenommen worden seien. Davon seien 6,2 Prozent auf Erstimpfungen, rund 11,6 Prozent auf Zweitimpfungen entfallen. 42,5 Prozent seien erste, 39,7 Prozent zweite Booster-Impfungen gewesen.
Arztpraxen haben an die Apotheke verwiesen
Auch wenn sich der Bayerische Hausärzteverband immer wieder gegen eine Impfung in den Apotheken ausgesprochen hatte und erst im Mai bei einem Pressegespräch erneut betonte, dass das Impfen im Hinblick auf Impfrisiken wie zum Beispiel eine selten auftretende anaphylaktische Reaktion bei Allergikern "ärztliches Knowhow" sei, habe es, laut Laves, keinen einzigen Notfall gegeben und auch "keine Probleme mit Ärzten" in der Umgebung. "Tatsächlich haben sogar die Artztpraxen an uns verwiesen", sagt der Apotheker, der davon überzeugt ist, dass sich das Impfen in den Apotheken auf Bundesebene durchsetzen wird.
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Das glaubt auch Peter Sandmann, München-Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands. "Wir sind auf dem besten Weg dahin, dass das Impfen in den Apotheken zur Regelversorgung wird." In anderen Ländern wie Frankreich sei das alles schon ein ganz normaler Vorgang. Außerdem glaubt er, dass sich die Stadt München auf dieses Angebot der Apotheken verlasse. Gerade im Hinblick auf die Herbstwelle, die seiner Meinung nach bestimmt kommen werde. "Mit Sicherheit nach der Wiesn."
Die Schulungstermine sind fast ausgebucht
Sandmann spricht auch das Modellprojekt "Grippeimpfung in den Apotheken" an, das nach ersten Versuchen in der Oberpfalz nun auf ganz Bayern ausgedehnt worden sei. Kassen wie die AOK, mit der die Apotheken dann die Grippeimpfung abrechnen könnten, hätten, so der Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands weiter, Zuspruch signalisiert. Auch sei in München das Echo auf die angebotenen Schulungen "schon jetzt gewaltig". 16 Schulungstermine mit jeweils 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden derzeit angeboten. "Und die sind so gut wie voll", sagt Sandmann. Laut dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sollen, so teilt ein Ministeriumssprecher weiter mit, "zukünftige Grippe-Impfungen durch Apothekerinnen und Apotheker in Apotheken im Rahmen der Regelversorgung erfolgen".
Bei der Grippeschutzimpfung macht Ralph-Georg Laves auch wieder mit. Die Räume hat er ja. Und die Erfahrung auch. Sinnvoll sei eine Grippeimpfung, die man sich in der Apotheke holen könnte, sicher. "Denn wer will sich denn in Grippezeiten schon in ein Wartezimmer setzen, in dem schon viele bereits Erkrankte sitzen?"