Das NS-Dokumentationszentrum hat nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag vom vergangenen Donnerstag die feierliche Eröffnung der Installation „Wir sind hier“ der Künstlerin Talya Feldman am Dienstagabend abgesagt. Präsentiert werden in der Ausstellung Videos, zu denen Angehörige von Opfern rassistischer und antisemitischer Anschläge Texte eingesprochen haben. Auf Wunsch der Künstlerin und der Angehörigen, die an der Eröffnung mitwirken sollten, habe man sich gemeinschaftlich dazu entschlossen, auf die Veranstaltung zu verzichten, erklärte eine Sprecherin des NS-Dokumentationszentrums.
Die Schüsse des 18 Jahre alten Attentäters auf das Dokuzentrum und das nahe gelegene israelische Generalkonsulat würden die Beteiligten der geplanten Eröffnungsfeier emotional zu stark belasten, sagte die Sprecherin. Dafür habe man großes Verständnis. Objektive Sicherheitsbedenken seien nicht der Grund für die Absage gewesen. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass sich alle Beteiligten sicher und bereit fühlen, vor einer breiten Öffentlichkeit zu sprechen.“
Ursprünglich hätte neben der Leiterin des NS-Dokumentationszentrums, Miriam Zadoff, auch die Künstlerin sowie eine Vertreterin oder ein Vertreter der „Initiative München OEZ Erinnern“ sprechen sollen. Der rassistische Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum vom 22. Juli 2016, an dem der damals ebenfalls 18 Jahre alte rechtsextreme David S. neun Menschen ermordete, ist Teil der Video-Installation.
Diese wird wie geplant von Mittwoch an für die Besucherinnen und Besucher des NS-Dokumentationszentrums zu sehen sein. Talya Feldman erinnert darin an 15 rassistische Anschläge in Deutschland aus den letzten 40 Jahren. Darunter seien auch Fälle, die bisher nicht offiziell als Hassverbrechen anerkannt seien, heißt es in der Ankündigung zur Ausstellung. Die Angehörigen von Opfern haben zu Videos Texte eingesprochen, in denen sie ihr Leid schildern und sich für eine lebendige und angemessene Erinnerung einsetzen. Dazu gehören für sie Denkmäler und Umbenennungen von Straßen ebenso wie das Recht, „gehört und gesehen zu werden“, um Veränderungen in Politik, Gesellschaft, Justiz und in den Strafverfolgungsbehörden zu bewirken.