Süddeutsche Zeitung

Festival im August 2020:Gabalier plant riesiges Volksmusik-Volksfest in München

Lesezeit: 2 min

Andreas Gabalier will das Münchner Messegelände ins "Epizentrum des Volks-Rock'n'Roll" verwandeln und 170 000 Besucher nach Riem locken.

Von Michael Zirnstein, München

Es gab Momente auf der Pressekonferenz von Andreas Gabalier in der Messe Riem, da dachte man, das "Große Volks-Rock'n'Roller Fan-Festival", das hier am 15. August 2020 steigen soll, sei bereits im Gange: die auf den Sänger ("Hulapalu", "Halli hallo") wartenden Frauen vor dem Eingangsportal, der Antrittsapplaus, die 14 Kameras von Fernsehteams bis aus den Niederlanden, die hochgereckten Handys, der Livestream "in die Welt hinaus" - und einige Fragen an "den lieben Andi". Etwa: "Du hast doch eine enge Verbindung zum Himmel, gibt es auch ein paar Engerl, die für dich fliegen?"

Eine Steilvorlage für den steirischen Self-Made-Popstar, der im kreideweichen Ton antwortete: "Geh immer nur so schnell durch dein Leben, wie dein Engerl fliegen kann." Er selbst genieße - nach den turbulenten zehn Jahren im Rampenlicht und der Trennung von seiner Silvia - gerade eine Auszeit in der schönen österreichischen Bergheimat.

Mit der Ruhe dürfte es nun aber vorbei sein. Nicht nur Plattenaufnahmen im Dezember stehen an, sondern vor allem die Vorbereitung für "schlechthin die absolute Sensation in der deutschsprachigen Event-Geschichte", wie der Veranstalter Klaus Leutgeb vom Schwarzlsee bei Graz verkündete. "Etwas noch nie Dagewesenes" stehe der Welt bevor, und ja, man scheue keine Mühen, den Millionen Fans, die Gabalier seit Jahren die Treue hielten, "etwas zurückzugeben".

Wer da argwöhnt, es gehe hier doch vielmehr um die Bereicherung eines Entertainment-Konzerns, wurde eines Besseren belehrt: Das auf zwei Areale im Westen und Osten des Messefreigeländes aufgeteilte Fan-Fest "von früh bis spät in die Nacht" mit Riesenrad, Achterbahn, Rahmen- und Kinderprogramm, Zuckerwatte, Lebkuchen, Trachtenverkauf, alten Handwerkskünsten, Biergarten und Verköstigung durch die "Oktoberfest-erprobte Münchner Gastro-Dynastie Able" werde keinen Eintritt kosten. Die Tickets für den Tageshöhepunkt, Gabaliers Auftritt auf einer 150 Meter breiten Bühne, allerdings gingen just zum Ende der Pressekonferenz mit 49 bis 119 Euro in den Vorverkauf, VIP-Status mit Betreuung in einer Messehalle kann man für 399 Euro erstehen. Insgesamt rechnet man mit 170 000 Besuchern.

Lange habe man nach einem geeigneten Veranstaltungsort gesucht, so Gabalier. Bald war klar, dass es München sein musste, welches der Sänger zum "heiligen Herzensboden" erklärte, und zum "Epizentrum des Volks-Rock'n'Roll". Nach einem ersten Auftritt vor fünf "eher unfreiwilligen" Besuchern in der Fraunhofer Schoppenstube habe er hier am Schnittpunkt seiner Fan-Kreise von Wien bis zu den Beneluxstaaten die größten Erfolge gefeiert. Auf dem Königsplatz, auf der "MTV unplugged Tour" im Gasteig und vier Mal in Folge im ausverkauften Olympiastadion. Unerwähnt freilich blieb zu diesem freudigen Anlass die Kritik über das erzkonservative Weltbild des Sängers zur Verleihung des Karl-Valentin-Faschingsordens, allerdings kam die ja nur von einem intellektuellen Künstlerkreis (der wohl auch im Lichtdom um das stählerne Gabalier-Denkmal und die Rehe auf den Plakaten eine Leni-Riefenstahl-Ästhetik erkennen würde).

Diesmal rollt die Stadt München Andreas Gabalier hochoffiziell den roten Teppich aus. Bereits seit drei Monaten beraten sich diverse Referate mit der Messe GmbH, Veranstalter und Künstler-Management, wie man der Massen Herr werde. So muss etwa eine Straße gesperrt und der U-Bahn-Takt verdichtet werden. Die Messe sei der einzige Ort in München, der für dieses Format infrage komme, erklärte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU).

In Zukunft könnte die Messe eine wichtige Rolle spielen bei derartigen Großveranstaltungen. Etwa, wenn von Herbst 2022 an das Olympiastadion renoviert werde. Die Idee habe er auch schon gehabt, und es sei eine gute Idee, befand Baumgärtner, auch wenn das "Primat für Großkonzerte weiter die Olympiapark-GmbH" habe. Für München sei dieses "Wahnsinns-Event mit einem Ausnahmekünstler" mitten in der Urlaubszeit jedenfalls die Gelegenheit zu zeigen, dass man Veranstaltungen in dieser Dimension stemmen könne, so der Wirtschaftsreferent. Schon im Sommer, als das Management ihn um Unterstützung bat, soll er gesagt haben: "Wir haben 2000 den Papst mit 250 000 Gästen geschafft, wir werden auch den Andreas Gabalier schaffen." Himmel hilf!

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SZ vom 05.11.2019
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