Kaum, dass André Rieu und sein 60-köpfiges Johann Strauss Orchester den Schneewalzer anstimmen, schneit es auch schon in der Olympiahalle. Und zwar so kräftig, dass einige Zuschauer sich bald schon eine Schneeballschlacht liefern können mit dem Kunstschnee, der sie nun bedeckt. "Das nächste Lied ist mit Wasser", scherzt sogleich der niederländische Walzerkönig, der mit solchen pointierten Einlassungen immer wieder eine ohnehin beglückende Melange aus Klassik, Pop und Schlager bereichert.
Begleitet wird solche Melange von drei wechselnden Gesangsformationen: die Orchester-eigenen Sopranistinnen, die Platin-Tenöre und die Berlin Comedian Harmonists. Letztere spielen, wie der Name schon verrät, Songs des weltberühmten Vokalensembles der Zwanziger und Dreißiger Jahre. Als Rieu mit seinem Orchester solche Erinnerung an die Comedian Harmonists begleitet, weicht seine sonst so witzige Moderation einem bedächtigeren Ton. Davon, dass die Nazis die Comedian Harmonists verboten hatten, weil Juden mitwirkten, erzählt Rieu nun. Und davon, dass das nächste Lied das letzte gewesen sei, dass jene bedeutende Musikgruppe auf ihrem Abschiedskonzert gesungen hätte. Dann singen die Berlin Comedian Harmonists: "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück".
Zumal diesem Konzertabschnitt das fröhlich juchzende hebräische Volkslied "Hava Nagila" vorausging, was "Lasst uns glücklich sein" bedeutet, darf man solche Musikauswahl nebst der Moderation als ein deutliches Statement gegen einen aktuell wieder aufbegehrenden Antisemitismus begrüßen. Dazu passt auch Rieus Einstellung zur Musik, die die Menschen zusammenbringen würde. Wenn die zusammen gebrachten Zuschauer in der Olympiahalle dann noch Schlager wie "Die Kleine Kneipe" ebenso begeistert mitsingen wie sie dargebotene Opernchöre mitsummen, schwingt das ersehnte Glück bereits spürbar mit in diesem klanglich wie optisch farbenprächtigen Konzert.