„Ander Art“- Festival:Die Welt in der Stadt

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Musik und Kunst gibt es am Samstag auf dem Odeonsplatz. Eine Besucherin vor dem Stand von Sun-Yun Park mit dem Titel Peoplescape. (Foto: Leonhard Simon)

Auf dem Odeonsplatz trotzen Musiker und Künstler des „Ander Art“-Festivals dem Regen und zelebrieren die kulturelle Vielfalt.

Von Ekaterina Kel

Die Zuschauer hüpfen. Sie wippen mit den Beinen, sie lächeln einander zu und singen mit. Ja, es regnet fürchterlich, ja, es sind nur einige vereinzelte Menschen auf dem Odeonsplatz. Aber die, die hier sind, haben eine echt gute Zeit. Die Münchner Band Los Jeles spielt spanischen Ska.

Regenschirme und Regenjacken sprenkeln alle möglichen Farben auf den grauen Platz. Und das passt zum Motto des „Ander Art“-Festivals, das an diesem Samstag auf dem Odeonsplatz stattfindet: „Wir feiern hier die Vielfalt dieser Stadt“, ruft Moderatorin Özlem Sarikaya von der Bühne. Von 12 bis 22 Uhr betreten etliche Musikerinnen und Musiker die Bühne, umgeben ist diese von kleinen Ständen mit Kunst-Installationen, einem Food-Truck und einer Bar. Es geht darum, die vielen Kulturen Münchens zu feiern.

Und so erlebt man innerhalb kurzer Zeit die schon erwähnte spanische Tanzmusik, gefolgt von einer arabisch-hippiesken Jam-Session inklusive Harfe (Ogaro Ensemble), abgerundet von ulkiger, bayerischer Folklore (Spui’ maNovas). Vielfältig sind hier nicht nur die Klänge, sondern auch die Instrumente. Wer hat zuletzt mal eine Drehleier neben einem herkömmlichen Bass in Aktion gesehen, dicht gefolgt von einem Kanun, einer orientalischen Zither? Als der Regen aufhört, gibt es Bio-Kichererbsencurry und Bio-Streuselkuchen.

Die Idee von Vielfalt, ein so häufig benutztes und deshalb auch etwas abgewetztes Wort, wirkt hier am Odeonsplatz überraschend frisch. Wer die musikalische Vielfalt mal kurz im Hintergrund wirken lassen möchte, kann sich gleich nebenan anderen Facetten des Begriffs widmen. Etwa in einem Zelt, das die Ausstellung „Mit euren Spuren“ von sechs Fotografinnen und Fotografen zeigt. Es porträtiert queere Menschen im Alter auf wirklich einfühlsame Art und Weise. Im Zelt daneben geht es um Utopien – etwa, dass der Konflikt in der Region Kaschmir endlich aufhört oder dass mehr Väter sich mit ihren Kindern befassen.

Auch das utopische Denken ist eine Art der Vielfalt, es öffnet neue Dimensionen der Welt. Und wenn man sich danach wieder der Musik auf dem Odeonsplatz widmet, und die zarten Sonnenstrahlen spürt, scheint die Welt für diesen einen Moment schwer in Ordnung.

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