München am Meer:Aus für die Strandbar?

Am 25. Juli entscheidet der Kreisverwaltungsausschuss über die Zukunft der Strandbar an der Corneliusbrücke. Die Chancen für den Erhalt des sandigen Vergnügens stehen allerdings schlecht.

Philipp Mattheis

Tag für Tag tummeln sich Stadtbewohner an der Corneliusbrücke, strecken die Füße in den Sand, schauen auf die Isar und versichern sich gegenseitig still, eigentlich doch in Italien zu sein.

Selten scheinen sich die Münchner so einig zu sein. Zumindest, was die Besucher von Münchens erster Strandbar betrifft. "Ich bekomme jeden Tag mindestens zehn Emails", sagt Benjamin David, Veranstalter des Projekts. "Keine einzige Beschwerde ist darunter. Nur Glückwünsche und Lobeshymnen. Viele fänden es vollkommen unverständlich, wenn wir jetzt aufhören müssten."

Dank der günstigen Lage auf der Corneliusbrücke gebe es keine Probleme hinsichtlich Lärmbelästigung, niemand fühle sich durch das maritime Event gestört, die Gäste seien vollauf begeistert. Und trotzdem hängt die Zukunft des Strandes in der Luft.

Eigentlich hätte schon vor einem Monat Schluss sein sollen. Aufgrund der durchaus positiven Resonanz wurde das Projekt aber verlängert. Doch am 25. Juli droht nun das endgültige Aus. Dann wird das Projekt in einem Ausschuss des Kreisverwaltungsreferats verhandelt. Die Zukunft ist ungewiss. Das Planungsreferat der Stadt hat sich bereits gegen den Umzug ausgesprochen.

"Eigentlich war geplant, zum Lenbachplatz umzuziehen", sagt Benjamin David. Dort wollte man einen Monat bleiben und dann wieder umziehen zum Völkerkundemuseum am Maximiliansplatz. "Leider steht der Platz unter Denkmalschutz." Das Argument mag bizarr erscheinen - Denkmäler nämlich müssen erhalten werden, und auch eine temporärer Sandanhäufung passe da schlecht ins Bild.

Kunstprojekt oder Teutonengrill?

An der Corneliusbrücke möchte man die Strandbar allerdings auch nicht mehr haben. "Der öffentliche Raum eignet sich nicht für solche Events", sagt Cornelius Mager vom Münchner Planungsreferat. "Bei der Strandbar handelt es sich nicht um ein Kunstprojekt, sondern um einen Biergarten. Und einen solchen wollen wir aus verschiedenen Gründen nicht in den Isarauen haben."

Auch wenn Mager hier in die Rolle des Spielverderbers rutscht - ganz von der Hand zu weisen, ist sein Argument nicht. Wer nach Feierabend gemütlich ein Bier im Sand trinken möchte, trifft auf Menschenmassen. Um ein Bier zu bekommen, steht man schon mal 15 Minuten in der Schlange. Statt Idylle fühlt sich der Besucher eher an die Teutonengrills von Rimini oder Mallorca erinnert. Das Konzept der Urbanauten, wonach öffentliche Plätze wieder mit mehr Leben gefüllt werden sollen, entfaltet sich eigentlich erst nach Barschluss. Dann erst wird die Strandbar tatsächlich zu einem faszinierend Ort mitten in der Stadt.

Geringe Chancen für einen Umzug an den Lenbachplatz

Gegen das Umziehen hat Benjamin David gar nichts einzuwenden. "Das gehört zu unserem Konzept", sagt das Mitglied der "Urbanauten". Die Vereinigung junger Geographiestudenten hat es sich zum Ziel gesetzt, in der Stadt München "öffentliche Räume neu zu entdecken". Dabei will man sich ganz bewusst nicht auf einen Ort, wie der Corneliusbrücke beschränken - das Nomadentum ist Teil des Konzeptes.

"Bevor wir das Projekt ganz beenden, bleiben wir natürlich gerne an der Corneliusbrücke. Ich habe den Ort schon richtig lieb gewonnen", sagt Benjamin David. Da die Strandbar der Stadt aber als "temporäres Projekt" vorgestellt wurde, stehen auch dafür die Chancen ziemlich schlecht. "Unter temporär versteht man in der Stadtverwaltung vier bis maximal sechs Wochen. Wir sind nun schon über zwei Monate an der Corneliusbrücke. Eine Verlängerung ist daher ziemlich unwahrscheinlich."

Mittlerweile läuft bereits eine Unterschriftensammlung zur Rettung der Strandbar. Doch ob sich der Kreisverwaltungsausschuss davon beeindrucken lässt, ist fraglich. "Wenn wir das Projekt am 26. Juli ganz beenden müssen, wäre das sehr schade", meint David. "Dann mach ich erstmal Urlaub. Irgendwo am Strand."

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