Die Bergwelt ist eine Ruine. Zumindest vorübergehend, denn schon im Spätsommer kommenden Jahres soll das neue Alpine Museum auf der Praterinsel fertig sein. An diesem Montag aber geht es nur mit Bauhelm und auf eigene Verantwortung durch die Großbaustelle auf der Praterinsel. Nackte Säulen stehen in einem Saal im Erdgeschoss des einstmals neobarocken Gebäudes.
Dort, wo 1908 das Vergnügungslokal "Isarlust" eröffnet wurde und sich das Münchner Bürgertum auf der großen Terrasse und im Garten sonnte, steht nun ein blauer Schuttcontainer, die Terrassenplatten sind zerbrochen.
Trotzdem sind Josef Klenner, der Präsident des Deutschen Alpenvereins (DAV), und Vizepräsidentin Melanie Grimm optimistisch, dass die Generalsanierung des Gebäudes voll nach Plan läuft. Das Haus sei schließlich "Herz und Seele des Alpenvereins", sagte Grimm am Montag bei der Baustellenbesichtigung. Klenner betonte, dass die Generalsanierung für den DAV "ein bedeutendes Projekt" sei. Trotz der Pandemie liege man im Terminplan mit der Wiedereröffnung 2023.
Material wird teurer - und damit der Bau
Ob allerdings die geplanten Baukosten von knapp elf Millionen Euro einzuhalten sind, ist angesichts der gestiegenen Kosten für Baumaterial und Arbeiter noch nicht ganz klar. Allein der Bund springt bislang mit knapp fünf Millionen Euro ein, der DAV will ein Viertel der Kosten übernehmen, auch der Freistaat und die Stadt München beteiligen sich finanziell an der Sanierung des Gebäudes.
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Die Stadt hatte dem DAV das Haus vor mehr als einhundert Jahren zur Nutzung überlassen, 1911 eröffnete dort auch ein Museum. Das soll nun mit der Entkernung und Umstrukturierung im Inneren deutlich größer und übersichtlicher werden, die Bibliothek, nach Angaben des DAV die weltgrößte Sammlung an Werken über die Alpen, soll in einem großen, lichten Saal unterkommen. Das umfangreiche Archiv soll auch nach dem Wiedereinzug ausgelagert bleiben, um deutlich mehr Platz für Besucher, aber auch die Mitarbeiter zu haben.
Der Verantwortliche, der in dem alten Gemäuer Platz schaffen soll, ist Michael Feil. Nach einem Ideenwettbewerb hatte das Regensburger Büro Feil Architekten den Zuschlag für die Generalsanierung erhalten. Seit etwa einem Jahr wird das Haus entkernt, die verschachtelten Räume und Gänge sind verschwunden. "Wir versuchen, die Großzügigkeit wieder herzustellen", sagt Feil. Denn ursprünglich sei das neobarocke Gebäude geradezu herrschaftlich gewesen mit großen Sälen.
Künftig soll das Haus komplett barrierefrei sein und sich deutlich zur Stadt öffnen. Das soll mit einem großzügigen Eingang geschehen, von wo aus der Blick durch das Haus in den Garten und zur Kleinen Isar reicht. Auch die Terrasse mit dem großen Garten und alten Kastanien wird völlig neu gestaltet, um Besucher anzulocken. "Wir wollen mehr gesehen werden", sagt die Leiterin des Alpinen Museums, Friederike Kaiser.