Im Fall des am Sonntagabend in der Fröttmaninger Arena zu Tode gestürzten Fußball-Fans hat die Polizei am Dienstag neue Informationen bekannt gegeben. Demnach handelte es sich bei dem Mann um einen 34 Jahre alten Rumänen, der als Koch in Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gearbeitet hat; er sei mit einer größeren Gruppe beim Nations-League-Finale zwischen Portugal und Spanien gewesen. Die persönlichen Details des Todesopfers hatte die Polizei zunächst zurückgehalten, bis seine im Urlaub weilende Mutter benachrichtigt werden konnte.
Bei dem Geschehen gehen die Ermittler weiterhin von einem Unfall aus. Der Mann war während der Verlängerung der Partie um kurz nach 23 Uhr vom Mittel- in den Unterrang gefallen, auf eine Treppe neben den Presseplätzen. Erste Zeugenaussagen und Sichtungen von Videoaufnahmen aus dem Stadion deuteten laut einem Polizeisprecher darauf hin, dass der Mann „stark alkoholisiert“ gewesen sein könnte, als er über die Brüstung stürzte. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es bislang nicht.
Endgültige Klarheit über eine mögliche Alkoholisierung des Mannes soll die angeordnete Obduktion bringen. Nach deren Ergebnis können die Ermittler vermutlich auch etwas über die genaue Todesursache sagen. Der 34-Jährige war trotz sofortiger Rettungsmaßnahmen von Notarzt und Sanitätern noch an der Unglücksstelle gestorben.
Welche Konsequenzen das Unglück für den Stadionbetrieb hat, wollte oder konnte am Dienstag niemand sagen. Ein Sprecher der Arena GmbH verwies auf Anfrage an die Polizei: „Warten wir doch erst mal deren Untersuchungen ab.“
Nach den bisherigen Äußerungen zu schließen, scheint der Sturz nicht auf bauliche Mängel oder Unzulänglichkeiten zurückzuführen zu sein. Mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen für kommende Events ist daher wohl nicht zu rechnen. Die nächste Veranstaltung in der Arena ist das Konzert der Rockgruppe Guns N’ Roses am Freitag kommender Woche.
Auf der Homepage der Arena GmbH ist immer noch ein Bericht über die Sicherheitsuntersuchung der Stiftung Warentest für die zwölf Spielplätze der Fußball-WM 2006 zu finden; das Münchner Stadion war ein Jahr vorher eingeweiht worden. In der Untersuchung habe der Münchner Spielort „als eine der besten Arenen abgeschnitten“, heißt es.
In der Beurteilung von Stiftung Warentest ging es zwar in erster Linie um Brandschutz und Fluchtwege, aber in einem Absatz auch um „Stolpersicherheit“. Dabei wird bescheinigt: „Brüstungshöhen, Rangneigungen und Stufentiefen entsprechen den Auflagen der Muster-Versammlungsstätten-Verordnung. Zur weiteren Sicherheit auf dem steilen Oberrang wurde an jedem Sitzplatz ein Absturzbügel montiert.“ Für einen tragischen Einzelfall spricht auch, dass es in den zwanzig Jahren seit der Eröffnung keinen auch nur annähernd so schwerwiegenden Vorfall in der Arena gegeben hat.
Ob man Tribünen in Fußballstadien künftig also wieder weniger steil gestalten soll, damit Fans nicht so tief abstürzen können? In der aufkeimenden Debatte um ausreichende Sicherheitsvorkehrungen appellieren nicht nur Fußballfreunde an ein gewisses Maß an Eigenverantwortung: Auch in Konzertsälen wie der Hamburger Elbphilharmonie oder der Münchner Isarphilharmonie gebe es obere Ränge, aus denen man abgrundtief stürzen könne.