NFL-Gastspiel in München:Großumbau in der Arena

NFL-Gastspiel in München: Besonders wichtig, damit das Gastspiel der National Football League (NFL) klappen kann: die Goal-Posts werden in der Münchner Arena errichtet.

Besonders wichtig, damit das Gastspiel der National Football League (NFL) klappen kann: die Goal-Posts werden in der Münchner Arena errichtet.

(Foto: Robert Haas)

Damit am Sonntag das Duell zwischen den Seattle Seahawks und den Tampa Bay Buccaneers steigen kann, wird die Spielstätte des FC Bayern in kurzer Zeit in ein Football-Feld verwandelt. Was dafür alles nötig ist.

Von Christoph Leischwitz

Fast könne man den Eindruck bekommen, sagt Jürgen Muth, hier werde gerade ein neues Stadion gebaut, so wild geht es gerade an seinem Arbeitsplatz zu. Der Geschäftsführer der Allianz Arena ist zwar kein ausgewiesener Football-Fan, aber es klingt schon ein wenig Begeisterung in seiner Stimme mit über das, was hier gerade geschieht.

Die Allianz Arena ist in diesen Tagen eine einzige, riesige Baustelle. Am Westeingang stapeln sich meterhoch neu gekaufte Möbel, als ob die National Football League (NFL) sämtliche Einrichtungshäuser der Stadt aufgekauft hätte. Pausenlos fahren LKWs hinein und wieder raus, Putzkolonnen räumen noch die Abfälle vom Bundesligaspiel des FC Bayern gegen Werder Bremen weg, unten auf dem Rasen legen sie Fäden für die Linien, die gleich aufgemalt werden.

In den Katakomben wurden die sanitären Anlagen ausgebaut, ein Arbeiter hängt gerade neue Duschvorhänge auf. Zettel mit Aufschriften wie "Locker Room Seattle Seahawks" kleben an den Wänden, zur Orientierung für die kurzzeitigen Untermieter.

Der Fußball ist vorübergehend ausgezogen, American Football hat übernommen. Am Schlagbaum zum Parkhaus wird jeder Besucher auf Englisch begrüßt. Selbst Mitarbeiter der Arena, so ist zu hören, mussten erst einmal ihr Nummernschild registrieren lassen. Das erste Spiel der National Football League (NFL) in Deutschland bedeutet einen monströsen Aufwand, und selbst, wenn man mit der importierten Sportart nicht so viel anfangen kann: Dieses Event am kommenden Sonntag (Kickoff 15.30 Uhr) hat sporthistorisches Ausmaß.

NFL-Gastspiel in München: Weil ein Football-Team aus mehr Spielern besteht als eine Fußballmannschaft, müssen zusätzliche Duschen installiert werden.

Weil ein Football-Team aus mehr Spielern besteht als eine Fußballmannschaft, müssen zusätzliche Duschen installiert werden.

(Foto: Robert Haas)
NFL-Gastspiel in München: Ist vom Interesse an dem Spiel immer noch überrascht: Arena Geschäftsführer Jürgen Muth.

Ist vom Interesse an dem Spiel immer noch überrascht: Arena Geschäftsführer Jürgen Muth.

(Foto: Robert Haas)

"Wir weichen das erste Mal ab von dem Erbpachtvertrag der Stadt München, der besagt, dass man über 90 Jahre eigentlich nur Fußball in der Arena spielen darf", erklärt Muth. Allen Beteiligten war es wichtig, die NFL nach München zu holen. Weil aber das Olympiastadion wegen der geplanten Umbauten nicht gesichert angeboten werden konnte, bewarb man sich mit der Heimat des FC Bayern.

Der Verein wiederum kooperiert selbst schon mit NFL-Klubs, was für die Vergabe zweier Spiele an München (das nächste Spiel steigt in zwei Jahren) nicht ganz unerheblich gewesen sein dürfte. Die Seattle Seahawks werden ab Donnerstag auch auf dem Gelände an der Säbener Straße trainieren, die Tampa Bay Buccaneers mit ihrem Star Tom Brady am Campus des FC Bayern an der Ingolstädter Straße.

Der endgültige Nutzungsvertrag für dieses Spiel wurde erst im vergangenen Februar unterschrieben, seitdem läuft die Arbeit. Bereits im Sommer wurde zum Beispiel das Fundament für die so genannten Goal Posts gegossen, die Stangen für die Field Goals und Extrapunkte - am Mittwoch wurden diese aufgebaut.

Alle Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein, damit das Footballspiel exakt so laufen kann, wie es in den USA stattfindet - schon allein aufgrund von Verträgen mit Dienstleistern und aus versicherungstechnischen Gründen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind noch einmal deutlich höher als bei einem Bundesligaspiel, erklärt Muth.

Wenn es nach der NFL und den Betreibern der Arena geht, so rechtfertigt die Nachfrage jeglichen Aufwand. "Die Ticketanfrage hat alles getoppt, was wir jemals hatten", sagt Muth, drei Millionen Anfragen seien eingegangen - da komme nicht einmal das Champions-League-Finale dahoam aus dem Jahr 2012 ansatzweise heran. Und diese Zahlen, verrät der Geschäftsführer, hätten wohl auch die NFL beeindruckt. Jedenfalls würde man sich freuen, wenn man noch öfter Footballspiele beherbergen könnte.

NFL-Gastspiel in München: Maß anlegen, damit die Linien fürs Spielfeld gezogen werden können.

Maß anlegen, damit die Linien fürs Spielfeld gezogen werden können.

(Foto: Robert Haas)
NFL-Gastspiel in München: Auch die Spielerbänke müssen umgebaut werden.

Auch die Spielerbänke müssen umgebaut werden.

(Foto: Robert Haas)

Möglicherweise ist dieses Spiel also ein erster, großer Testballon. Deshalb gehen alle ganz besonders akribisch zu Werke, nichts wird dem Zufall überlassen. Dabei drängte die Zeit ein wenig, und so war beispielsweise schon vor dem Bundesligaspiel am Dienstag das Fangnetz in der Nordkurve heruntergelassen, damit die Arbeiter noch in der Nacht loslegen konnten.

Viele von ihnen arbeiten im Schichtbetrieb, einige wohnen vorübergehend in Wohnmobilen neben dem Stadion. Die wichtigsten Veränderungen sind der Kadergröße einer Footballmannschaft geschuldet. So wurden je zwei Kabinentrakte zu einem großen zusammengeführt, weil ein Football-Team aus 56 Spielern besteht, übrigens fahren am Spieltag beide Teams mit jeweils sechs Bussen an.

Die für die Besucher wichtigsten Änderungen betreffen natürlich das Spielfeld: Ein Footballfeld ist länger als beim Fußball, und dafür schmaler, 109 Meter auf 48 Meter. Die Teams werden getrennt voneinander das Feld beschreiten und je eine Seite neben dem Spielfeld besetzen, der gewöhnliche Spielertunnel bleibt ungenutzt.

Statt einer Auslaufzone für die Spieler werden die Stahlzäune mit Prallwänden versehen, weshalb die untersten Sitzreihen in der Arena gar nicht in den Verkauf gingen, insgesamt wurden 67 000 Tickets verkauft. Allein für das Catering werden 1800 Menschen im Stadion arbeiten, es wird noch mehr TV-Kameras geben als sonst schon, und es werden noch zusätzliche LED-Leisten eingebaut, auf denen Spiel-Statistiken zu lesen sind - auch das ist Pflicht in der NFL. Nach dem Spiel wird die Arena in einem neuen besonderen Design leuchten.

Gut möglich, dass dieses Sportereignis auch danach noch nachstrahlen wird.

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