Allach-Untermenzing:Neuer Wohnraum für 3000 Menschen

Lesezeit: 3 Min.

Allach-Untermenzings größtes Neubauquartier: So soll es einmal aussehen, das neue Kirschgelände. (Foto: ALLPG Hilmer Sattler Architekten mit Keller Damm Kollegen)

Im Nordwesten der Stadt entsteht ein großes Neubauquartier. Auch ein großzügiger Landschaftspark ist geplant. Viele Ideen finden die Bürgervertreter gut - Bauchschmerzen macht ihnen aber der Verkehr.

Von Ellen Draxel

Noch dominieren wenig kleidsame Lagerhallen in Waschbeton-Optik den Charakter des Kirschgeländes. Doch die Tage dieser Gewerbebauten sind gezählt. In wenigen Monaten bereits, Mitte nächsten Jahres, sagt Wolfgang Bogner, sollen die Bagger anrollen - um das Baufeld für Allach-Untermenzings größtes Neubauquartier freizumachen. Der Geschäftsführer der "Eckpfeiler Immobilien-Gruppe", die das 120 000 Quadratmeter große Areal im Münchner Nordwesten als Joint Venture gemeinsam mit der Büschl Unternehmensgruppe 2015 erworben hat und nun als "Allpg Immobiliengesellschaft" auftritt, ist zuversichtlich, "Ende 2023, Anfang 2024 mit dem ersten Bauabschnitt beginnen" zu können.

"Wir entwickeln das Gebiet in drei Etappen von Ost nach West, von der Bahnlinie aus", erklärte Bogner jüngst Allachs Lokalpolitikern. Im Rhythmus von zwei Jahren sollen dann die weiteren Abschnitte folgen, sodass das Quartier in sechs Jahren fertiggestellt ist - "wenn wir sportlich unterwegs sind".

Demnach sind die sechsgeschossigen Blöcke, die den Bahnlärm abschirmen sollen, die ersten, die errichtet werden, gefolgt von Sieben- bis Neunstöckern und dem Bau des Quartiersplatzes im Herzen der neuen Siedlung. Die drei oder vier Stockwerke hohen Gebäude im Südwesten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bestandsbebauung mit Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften entstehen zuletzt.

1240 Wohnungen für rund 3000 Menschen werden so auf dem ehemaligen Gelände des Dampfsägewerks Theodor Kirsch & Söhne neu geschaffen, zwischen Kirsch-, Esmarch-, Hintermeier- und Allacher Straße und der Bahnlinie München-Ingolstadt. Dazu eine Grundschule, vier Kindertagesstätten mit insgesamt 13 Kindergarten- und zehn Krippengruppen, ein 250 Quadratmeter großer Nachbarschaftstreff, Einzelhandel, Café und viel Grün.

Viele große Bäume, eine Wasserfläche und eine Boulebahn wünschen sich die Bürgervertreter

Allein der Landschaftspark nimmt die Größe von zweieinhalb Fußballfeldern ein. Dass die zugepflasterte Fläche mit diesem Vorhaben entsiegelt wird, begrüßen die Bürgervertreter ausdrücklich. Sie wünschen sich möglichst viele Magerrasenflächen und zahlreiche große Bäume für das Gelände. Und auf dem Quartiersplatz eine Wasserfläche, einen Trinkbrunnen, eine Boulebahn und vielleicht Tischtennisplatten. Auch die Planung eines Radwegs entlang der Bahnstrecke als direkte Verbindung zwischen den S-Bahnhöfen Allach und Untermenzing beurteilen sie positiv.

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Bauchschmerzen bereitet ihnen aber der zu erwartende Verkehr. Bogner hat angekündigt, das bei der Baufeldfreimachung entstehende Material mit Lastwagen in Richtung Ludwigsfelder Straße abtransportieren lassen zu wollen. "Das hört sich für mich gruselig an", meinte Gremiums-Chef Pascal Fuckerieder (SPD) bei der Präsentation. Die Straßen rund um das Neubauquartier sind eng, die Nachbarn ächzen schon heute unter dem Schwerlastverkehr. Man entwickle derzeit ein Logistik-Konzept, so Bogner. Sobald es vorliege, werde man die Planung dem Bezirksausschuss vorstellen.

Sorgen macht den Ortskennern aber vor allem die Unterführung an der Allacher Straße. Dieses Nadelöhr sei "ein neuralgischer Punkt" und wegen der Enge besonders für Radfahrer gefährlich, erklärte Fuckerieder den Vertretern von Planungs- und Mobilitätsreferat.

"Sie werden Beanstandungen aus der Bevölkerung noch und nöcher haben"

Jonas Wurtz vom Mobilitätsreferat hatte zuvor zwar betont, dass laut städtischen Berechnungen künftig lediglich 500 Fahrten mehr als bisher stattfinden sollen - was bei so einem Bauvorhaben "sehr sehr wenig" sei. Und Nicky Hager von der zuständigen Polizeiinspektion in Moosach hatte ergänzt, dass es sich bei dieser Stelle um keinen Unfallschwerpunkt handle und "die Mehrheit der Leute sich an das Tempolimit" halte. Aber die Erfahrungen der Anwohner sind andere. "Sie werden", prognostizierte Fritz Schneller (SPD), "ein böses Erwachen und Beanstandungen aus der Bevölkerung noch und nöcher haben, wenn Sie sich da nichts einfallen lassen".

Eine Möglichkeit, die im Viertel bereits seit mehr als 20 Jahren diskutiert wird, könnte aus lokalpolitischer Sicht der Bau einer zweiten Röhre für die Fußgänger neben der bisherigen Unterführung sein. Den auf diese Weise frei werdenden Gehstreifen wollen die Stadtteilvertreter dann der Fahrbahn zugeschlagen wissen. Dass Jonas Wurtz vom Mobilitätsreferat für diese Variante "keine große Chance auf Realisierung" sieht, schreckt die Bürgervertreter nicht, im Gegenteil: Sie fordern, den Planungsumgriff zu vergrößern, um in das Vorhaben den Ausbau des Allacher Tunnels integrieren zu können.

Mobilitätsstationen jedenfalls sind auf dem Kirschgelände bereits eingeplant, der Stellplatzschlüssel wurde auf 0,8 Stellplätze je Wohnung reduziert, mehr hält der Bezirksausschuss für "absolut nicht vertretbar". Und auch ein Bus soll entlang der Elly-Staegmeyr-Straße durch das Quartier fahren. Die eine Bushaltestelle, die bislang vorgesehen ist, genügt den Bürgervertretern allerdings nicht, "da braucht es mindestens zwei". Welche Route der Bus auf dem Weg zur Siedlung und danach nimmt, ist offen, die genaue Linienführung steht noch aus. Für "unbedingt notwendig" erachten die Lokalpolitiker außerdem einen Anschluss des Stadtbezirks an das U-Bahn-Netz - wohl wissend, dass diese Forderung derzeit noch utopisch ist.

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