Etwa 400 Demonstranten haben am Samstag gegen die Eröffnung eines Wahlkreisbüros der AfD in Perlach protestiert. Unter dem Motto „Kein Nazi-Zentrum in München“ zogen sie vom Einkaufszentrum PEP in Neuperlach über den Pfanzeltplatz in die Sebastian-Bauer-Straße. Dort hat Rene Dierkes nach eigenen Worten als erster Landtagsabgeordneter der AfD in München Räume für sich und seinen Kreisverband angemietet. Die Gesellschaft müsse ihm und seiner Partei „entschlossen entgegentreten“ und verhindern, dass sie sich in der Stadt breit machten, erklärten mehrere Redner auf der Kundgebung.
Zu den Demonstranten, die auf keinen Fall ein AfD-Büro in ihrer Nachbarschaft haben wollen, gehört Matthias Fleschuetz. Am Freitag hat er vom AfD-Büro und dem Protest dagegen erfahren, am Samstagmorgen hat er ein Plakat gemalt. „Ich will keine Nazis als Nachbarn“ steht darauf. Das heiße Sommerwetter hat ihn nicht davon abgehalten, sich der Demo anzuschließen. Es sei „extrem wichtig“, der AfD entgegenzutreten, sagte er. „Nie wieder“ dürften Nazis an der Macht kommen, und: „Nie wieder, das ist jetzt.“
Schon vor Wochen hatte der Landtagsabgeordnete Dierkes in den sozialen Medien erklärt, dass es ihm gelungen sei, Räume für die AfD anzumieten. Seinen Worten zufolge hat die AfD das erste Mal in München ein Wahlkreisbüro. Die Eröffnung beging er nun mit einer Einladung von Sympathisanten zu einem Grillnachmittag. Dieser fand in einem Hinterhof vor dem Wahlkreisbüro statt, ein Bauzaun mit schwarzer Plane schirmte die Besucher ab. Eine schmale Lücke zwischen Zaun und Gebäude diente als Zugang. Dahinter standen Biertische, ein blauer AfD-Schirm war von außen zu sehen.
Veranstalter Dierkes wird dem völkischen Flügel der AfD zugerechnet. Er zeigt in den sozialen Netzwerken Nähe zum österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner. Weiter soldarisierte er sich dort ausdrücklich mit Maximilian Krah, dem Spitzenkandidaten der AfD für die Europawahl. Dieser wurde von seiner eigenen Partei aus der Fraktion ausgeschlossen, weil ein Mitarbeiter von ihm unter Spionageverdacht steht und er selbst in einem Interview mit einer Zeitung in Italien erklärt hatte, dass nicht alle in der Waffen-SS Kriegsverbrecher gewesen seien. Den Tag der Kapitulation Deutschlands im Zweiten Weltkrieg und damit das Ende des Nazi-Regimes nennt Dierkes keinen Grund zum Feiern. Eine Rednerin auf der Demonstration gegen ihn und das AfD-Büro fasste dessen politische Haltung so zusammen: „Rene Dierkes ist ein Faschist.“
Weit mehr als die 150 beim Kreisverwaltungsreferat angemeldeten Teilnehmer machten deutlich, dass sie einen solchen Mann auf keinen Fall in Perlach haben wollen. Am Balkon vom Haus gegenüber war diese Botschaft auf einem Plakat zu lesen. „Keine rechte Hetzzentrale am Pfanzeltplatz“, stand dort zu lesen. Protestierende trugen Schilder, unter anderem mit der Aufschrift: „Nazi-Abschaum ist hier unerwünscht“. Die Demonstranten wurden von der Polizei, die insgesamt mit etwa 90 Beamtinnen und Beamten im Einsatz war, auf die dem AfD-Büro gegenüberliegende Straßenseite geleitet. Der Protest sei friedlich und ohne Vorkommnisse verlaufen, erklärte eine Sprecherin am Sonntag.