Sicher und schnell mit dem Rad in der Stadt unterwegs: Dafür setzen sich die Initiatoren des Bürgerbegehrens Radentscheid ein. Mit einem weiteren Bürgerbegehren wollen sie zudem einen Altstadt-Radlring mit breiten und durchgängigen Radwegen durchsetzen. Die Stadt hat bereits angekündigt, den Ring prüfen zu lassen. Doch das geht dem ADFC nicht schnell genug. Der Fahrradklub drängt auf eine schnelle Umsetzung und hat nun konkrete Vorschläge für einen solchen Ring veröffentlicht.
"Es sollten jetzt nicht endlose Untersuchungen eingeleitet und zahllose Gutachten eingeholt, sondern mutige Maßnahmen umgesetzt werden", sagt Andreas Groh, Vorsitzender des ADFC München. "Selbst wenn in manchen Abschnitten noch weitergehende verkehrsfachliche Prüfungen nötig sind, kann man jetzt sofort mit den leicht umsetzbaren Verbesserungen starten." Das Konzept für den Radlring stelle die grundsätzliche Machbarkeit unter Beweis. Der ADFC hat den Altstadtring in zehn Abschnitte unterteilt und für jeden davon ein Modell erarbeitet, das die speziellen Herausforderungen des jeweiligen Verkehrsraums berücksichtigt. Das komplette Konzept samt Beschreibung des Ist-Zustands ist im Internet unter adfc-muenchen.de abrufbar.
Blumenstraße ab Corneliusstraße: Der ADFC schlägt vor, in Richtung Sendlinger Tor eine Autofahrspur zu streichen. Damit wären auf beiden Seiten geschützte, zweieinhalb Meter breite Radwege plus ein Sicherheitsstreifen von 50 Zentimetern möglich. Die Fahrbahnen sollen auf drei respektive 3,20 Meter reduziert werden. Die Parkplätze und Gehwege blieben in der heutigen Breite erhalten.
Sonnenstraße: Aktuell rollt der Autoverkehr hier auf drei Spuren je Richtung. Dafür gibt es nur einen sehr schmalen Radweg. Hier könnte nach Ansicht des ADFC jeweils eine Autospur zugunsten breiter Radwege entfallen. Die zügige Umsetzung habe von allen Abschnitten auf dem Radlring die höchste Priorität, nicht zuletzt, weil es hier genügend Platz gebe. Der von den Grünen schon lange vorgeschlagene "Boulevard Sonnenstraße" wäre eine weitergehende Lösung, bei der alle Autofahrbahnen gebündelt auf der Außenseite des Altstadtrings lägen. Der gesamte Innenbereich mit einem Raum von rund 16 Metern wäre dann frei für den Fuß- und Radverkehr. Diese Variante würde jedoch voraussetzen, dass der Kfz-Verkehr abnimmt und die Altstadt langfristig als autofreie Zone weiterentwickelt wird.
Maximiliansplatz: Mit dem Rückbau je einer Fahrspur ließe sich ein 2,80 Meter breiter Radweg und eine Verbreiterung des Gehwegs um circa 1,5 Meter realisieren. Alternativ könnte, wie in der Sonnenstraße, auch an dieser Stelle theoretisch ein Boulevard entstehen, bei dem die Innenseite des Altstadtrings vom Sendlinger Tor bis zur Brienner Straße autofrei wird. So würde auch der Park am Maximiliansplatz nicht mehr beidseitig durch mehrspurige Straßen abgeschnitten.
Brienner Straße: Mit dem Stadtratsbeschluss, die Brienner Straße vom Odeonsplatz bis zum Amiraplatz für den privaten Kfz-Verkehr zu einer Einbahnstraße zu machen, ist der ADFC alles andere als glücklich. Konsequent sei es dagegen, die Brienner Straße komplett vom privaten Autoverkehr zu befreien. Die Radwege sollten in beiden Richtungen direkt geradeaus durch das Tor zum Hofgarten führen. Die Taxistände könnten von der Stirnseite der Ludwigstraße an den Rand, parallel zur Straße verlegt werden, so die Idee. Weil die Führung des Radlrings durch den Hofgarten wegen des Denkmalschutzes nicht unproblematisch ist, könnte mit dem Umbau des Altstadtring-Tunnels in dem Bereich Von-der-Tann-Straße der Radlring um eine leistungsfähigere Streckenführung ergänzt werden. Die Abschnitte Ludwigstraße, Von-der-Tann-Straße und Franz-Josef-Strauß-Ring müssten dann mit breiten und geschützten Radwegen ausgestattet werden.
Hofgarten: Am engen Eingang zum Hofgarten am Odeonsplatz wünscht sich der ADFC eine Markierung auf dem Boden, um Fußgänger und Radfahrer auf die enge Situation aufmerksam zu machen. Die gemeinsame Nutzung solle durch eine intelligente Wegeführung an den beengten Toren gelöst werden. Innerhalb des Hofgartens könnte ein Radweg ausgewiesen werden, abgesenkt vom Gehweg. Die Hofgartenstraße solle als Fahrradstraße ausgewiesen werden.
Karl-Scharnagl-Ring: Hier befindet sich der einzige Abschnitt des Altstadtrings, auf dem Radfahrer schon heute sicher und zügig auf breiten Radwegen vorankommen. Am Karl-Scharnagl-Ring müsse man aber auf der gegenüberliegenden Spur eine Lösung für das Linksabbiegen in die Hofgartenstraße finden, fordert der ADFC. Eine Ampel für die Überquerung ist zwar vorhanden, optimal wäre aber eine kreuzungsfreie Variante aus einer kombinierten Fußgänger-Radler-Brücke, die nebenbei das Lehel besser an die Innenstadt anschließen würde.
Thomas-Wimmer-Ring: Hier könnte laut Stadtverwaltung problemlos ein Fahrstreifen pro Richtung zugunsten von Radwegen entfallen. Um den südlichen, engen Altstadtring vom Verkehr zu entlasten, wird ab dem Isartor der Autoverkehr vom Thomas-Wimmer-Ring kommend auf die Zweibrückenstraße abgeleitet. Er verläuft anschließend weiter über die Erhardt- und Cornelius- bis zur Blumenstraße. Mit einer Einbahnstraßenregelung zwischen Fraunhoferstraße und Isartor würde auch dem starken Fußgängerverkehr Rechnung getragen. Durch eine Umwandlung der Parkplätze in Lieferzonen wird der Parksuchverkehr aus der Altstadt herausgehalten. Die Einbahnstraße solle nur für den Anliegerverkehr freigegeben und der Durchgangsverkehr über den leistungsfähigen nördlichen Altstadtring geleitet werden. Frauen- und Blumenstraße wären eine verkehrsberuhigte Zone am Rand der Altstadt mit Schwerpunkt auf dem Radverkehr.
Wunsch und Wirklichkeit: Das Bild zeigt die Frauenstraße, wie sie heute ist.
Und hier eine Simulation, wie der ADFC sich die Zukunft vorstellt. Foto / Simulation: ADFC
Frauenstraße, Isartor bis Zwingerstraße: In einem ersten Schritt könnte die vom Isartor kommende Fahrspur für den Kfz-Verkehr einfach gesperrt werden. Später könnte hier ein kleiner Park entstehen. In der Gegenrichtung reicht nach Ansicht der Radaktivisten eine Autospur. In beiden Richtungen wären dann breite Radwege möglich. Parkplätze blieben ebenfalls erhalten. Frauenstraße bis Viktualienmarkt: Hier müssten Parkplätze entfallen, damit noch Platz für Lieferzonen übrig bliebe. Mit einer Einbahnstraßenregelung wäre auch genug Platz für breite Radwege. Blumenstraße an der Schrannenhalle: Die Einbahnstraßenlösung erlaubt auch hier beidseitig geschützte Radwege mit 2,50 Metern Breite plus Trennstreifen von 50 Zentimetern. Auf der Seite der Schranne sollen die Autoparkplätze durch Radabstell-Anlagen ersetzt werden.