Süddeutsche Zeitung

München:Abschied von einem Freund

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Hunderte Weggefährten erweisen dem verstorbenen Alexander Miklosy die letzte Ehre

Von Thomas Kronewiter, München

Es sind Hunderte Menschen, die vor den roten und weißen Rosen und den weißen Callas auf dem Sarg in der Aussegnungshalle des Westfriedhofs Platz genommen haben. Ein Querschnitt der Münchner Kommunalpolitik, Oberbürgermeister Dieter Reiter an der Spitze, hat sich an diesem Donnerstag zur Trauerfeier für Alexander Miklosy eingefunden. Die zahlreichen Vertreter des Stadtrats und der Bezirksausschüsse kommen aus allen Parteien und signalisieren, wie Verwandte, Freunde, Weggefährten und Angehörige der queeren Gemeinschaft, dass mit dem Bezirksausschuss-Vorsitzenden der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt ein Mensch verstorben ist, dessen allzu früher Tod mit 69 Jahren Nichtbegreifen auslöst. "Wir hätten dich noch gut brauchen können", sagt Angelika Pilz-Strasser (Grüne), seit Kurzem Stadträtin und Vorsitzende des Bogenhauser Bezirksausschusses. Sie hat, wie jeder der Sprecher in der Aussegnungshalle, sehr persönliche Erinnerungen an Miklosy. Bis zuletzt habe er sich um alles gekümmert, erklärt Beate Bidjanbeg (SPD), selbst Vorstandsmitglied des Gremiums Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt - und wenn es bloß um das Geschenk an einen ausscheidenden Kollegen gegangen sei, das man keinesfalls habe vergessen sollen.

Innerhalb einer Amtsperiode sei es Miklosy als 1996 neu in den Bezirksausschuss gewählter Mandatsträger der Rosa Liste gelungen, die Kollegen so von seinen Qualitäten zu überzeugen, dass er von 2002 an durchgängig zum Vorsitzenden gewählt worden sei, später sogar einstimmig, sagt Stellvertreter Martin Ruckert (CSU). Und Stadtrat Thomas Niederbühl (Rosa Liste) erinnerte sich an 20 gemeinsame Jahre, in denen Miklosy dank seines "viel zu großen Herzens" mitunter auch anstrengend gewesen sei - dabei immer auf Ausgleich und Respekt bedacht. Die schwul-lesbische Gemeinschaft habe ihm viel zu verdanken.

Pfarrer Rainer Maria Schießler verabschiedete nicht nur einen "sehr guten Freund", sondern auch einen Menschen, der unbestechlich, geradlinig, seinen Überzeugungen treu gewesen sei. Und dabei, schon todkrank im Biergarten sitzend, eine Freude am Leben ausstrahlte, die entwaffnen konnte.

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Quelle:
SZ vom 21.12.2018
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