Autobahnring A99:Wie der Verkehr auf Münchens Stop-and-Go-Autobahn wieder fließen soll

Lesezeit: 3 Min.

Bislang staut sich der Verkehr oft auf den vier Spuren. (Foto: Robert Haas)

Die A99 wird im Westen der Stadt massiv ausgebaut, weil dort künftig noch viel mehr Autos erwartet werden. Doch Anwohner kritisieren gleich mehrere Punkte der Planung. Ein Rundgang.

Von Patrik Stäbler

Die Autobahn GmbH hat zum Spaziergang eingeladen, allein nach Flanieren ist den knapp 30 Gästen nicht zumute. Noch nicht. Denn zunächst wollen sie ihre Fragen loswerden zu den Plänen der bundeseigenen Firma für einen sechsspurigen Ausbau der A99 im Münchner Westen – nur einen Steinwurf von jenem Feldweg am Freihamer Sportpark entfernt, wo sich das vornehmlich aus Lokalpolitikerinnen und Anwohnern bestehende Grüppchen an diesem Nachmittag eingefunden hat. 

Und so prasselt vor einem orangen Kleinbus, der bei dieser Tour als Leitwagen dient, Frage um Frage auf Sandra Tänzler ein, die als Projektleiterin den Ausbau des Autobahnrings zwischen dem Dreieck München-Süd-West und dem Kreuz München-West verantwortet. Mal geht es um den Zeitplan, mal um die Folgen für den geplanten Landschaftspark entlang der A99 und mal um den Lärmschutz.

All die Fragen beantwortet Sandra Tänzler zwar geduldig, aber nicht immer zur Zufriedenheit ihrer Gesprächspartner. Schließlich kann sie bei vielen Themen wie dem Lärmschutz oder dem Landschaftspark nur auf die Zuständigkeit der Stadt verweisen. Und als ein älterer Herr wissen will, warum man nicht – „Das wäre doch viel sinnvoller!“ – den Autobahn-Südring voranbringe, zuckt Sandra Tänzler nur mit den Schultern und sagt: „Politik, Politik.“

Projektleiterin Sandra Tänzler erklärt den Ablauf des Ausbaus. (Foto: Robert Haas)
Im neuen Stadtteil Freiham soll an der A99 ein Landschaftspark entstehen. (Foto: Robert Haas)

Zuvor hat die Teamleiterin bei der Niederlassung Südbayern der Autobahn GmbH des Bundes den Spaziergängern in spe die Eckdaten des geplanten Ausbaus der A99 im Westen dargelegt, der in zwei Bauabschnitten erfolgen soll. Nummer eins – und nur darum soll’s bei dieser Infoveranstaltung eigentlich gehen – betrifft den südlichen Abschnitt bis zum Tunnel Aubing. Hier wird die A99 auf circa drei Kilometern Länge von vier auf sechs Fahrspuren ausgebaut; gleichzeitig werden die Anschlussstellen Freiham-Mitte und Germering-Nord erweitert. Zudem sollen zusätzliche Lärmschutzwände errichtet und ein lärmmindernder Belag eingebaut werden. Die Kosten für all das: geschätzte 200 Millionen Euro. 

Aktuell befinde man sich kurz vor dem Start des Planfeststellungsverfahrens, das bis Anfang 2025 anlaufen solle, sagt Sandra Tänzler. „Wenn alles gut läuft, könnte im Juni 2028 der Baubeginn erfolgen.“ Während der Arbeiten, die sechs Jahre dauern sollen, wird die A99 in dem Bereich auf vier Spuren befahrbar bleiben. Wobei gerade Pendler dieser Formulierung wohl widersprechen würden. Denn wirklich gefahren wird dort oft nur im Stop and Go. „Bereits jetzt kann die Autobahn das Verkehrsaufkommen nicht aufnehmen“, bestätigt Sandra Tänzler. „Und in der Prognose schon gar nicht.“ Schließlich rechne man bis 2035 mit einem Anstieg von heute 91 000 auf 120 000 Fahrzeuge pro Werktag. Grund hierfür ist nicht zuletzt der neue Stadtteil Freiham.

Doch was passiert nach Abschluss des ersten Bauabschnitts vor dem Tunnel Aubing? Das will ein Zuhörer wissen. Da würden aus drei wieder zwei Fahrspuren, antwortet Tänzler. Worauf der Mann raunt: „Dann ist das bloß eine Parkfläche, weil sich’s dort wieder staut.“ Tatsächlich kann die Autobahn GmbH für den zweiten Bauabschnitt – also den Bereich zwischen Tunnel Aubing und dem Kreuz München-West – derzeit noch keine konkreten Angaben machen. Man sei in der Planung, sagt Tänzler und nennt selbige „anspruchsvoll“. Denn zum einen müsse der Tunnel „aufgepeppt“ werden, zum anderen stelle die Ausfahrt Lochhausen wegen ihrer Nähe zum Tunnelende eine Herausforderung dar.

Eine halbe Stunde und viele Fragen später spaziert die Gruppe dann doch noch los. Beim nächsten Stopp nahe der Ausfahrt Germering soll es eigentlich ums Thema Umweltplanung gehen. Doch statt um Ausgleichsflächen und Ersatzhabitate drehen sich die Fragen alsbald um den Lärmschutz. Obschon hier mehrere zusätzliche Wände vorgesehen sind, erachten Kritiker wie Jürgen Müller von der Bürgerinitiative Aubing-Neuaubing die Pläne als unzureichend – gerade mit Blick auf die Bewohner in Aubing. Dagegen argumentiert Sandra Tänzler: „Aubing und die beiden Realisierungsabschnitte in Freiham werden durch unser Lärmschutzkonzept ausreichend geschützt.“

An den weiteren Stationen des Spaziergangs geht es dann noch um die Umbaupläne für die Anschlussstellen Germering und Freiham sowie ums Thema Photovoltaik. So will die Autobahn GmbH im Zuge des Umbaus Sonnenkollektoren auf den Lärmschutzwänden errichten, deren Ertrag von jährlich 1,1 Million Kilowattstunden Strom den Bedarf im Tunnel Aubing nahezu vollständig decken könnte. Kurz nach dem Photovoltaik-Stopp erreicht die Gruppe – zwei Stunden und viele Fragen später – wieder ihren Ausgangspunkt. Nachdem es im März bereits einen Infoabend gegeben habe, seien nun vorerst keine weiteren Veranstaltungen für die Öffentlichkeit geplant, heißt es seitens der Autobahn GmbH – bis zum Start des Planfeststellungsverfahren. In diesem können dann auch Bürgerinnen und Bürger Einwendungen und Stellungnahmen zu dem Projekt einreichen.

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