Corona im Nahverkehr:Die Fahrkarten, bitte - und den 3-G-Nachweis!

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Seit November muss man im Nahverkehr Impfzertifikat, Genesenen-Nachweis oder Test vorlegen können. Verstöße und Ärger gibt es laut MVG nur selten, dafür aber Dank von den Fahrgästen.

Interview von Andreas Schubert

Christian Lenz ist der Leiter Prüfservice bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Als solcher weiß er, was Kontrolleure im Nahverkehr täglich erleben. (Foto: MVG)

Seit dem 24. November gilt im öffentlichen Nahverkehr die 3-G-Regel. Mitfahren darf also nur, wer genesen, geimpft oder getestet ist. Wer dagegen verstößt, muss mit einem Bußgeld von 55 Euro rechnen. Die SZ hat mit Christian Lenz, Leiter Prüfservice und stellvertretender Leiter Einnahmensicherung bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), über die Erfahrungen der Kontrolleure in den vergangenen zwei Monaten gesprochen. Über Zahlen, wie viele Menschen kontrolliert und ertappt werden, spricht die MVG nicht, um keine Rückschlüsse auf die Kontrolldichte zuzulassen.

SZ: Herr Lenz, wie viele der kontrollierten Fahrgäste haben keinen 3-G-Nachweis bei sich?

Christian Lenz: Der Anteil liegt bei etwa ein bis 1,5 Prozent, das ist eine niedrigere Verstoßquote als bei den Fahrkarten, die im letzten Jahr bei knapp über drei Prozent lag.

Die Münchnerinnen und Münchner sind also recht diszipliniert?

Ja, sie sind wirklich recht diszipliniert in dieser Sache. Denn erstens wollen die meisten tatsächlich irgendwann aus der Pandemie rauskommen und ihren Beitrag dazu leisten. Zweitens fahren die Fahrgäste auch gerne mit uns in die Arbeit und müssen dort ja auch einen Nachweis vorlegen.

Was passiert, wenn man ohne 3-G-Nachweis erwischt wird?

Wir machen beinahe täglich sogenannte Schwerpunktkontrollen an U-Bahnhöfen, kontrollieren also jeden, der aus der U-Bahn aussteigt. Da ist auch die Polizei dabei, denn es ist eine hoheitliche Aufgabe, Ordnungswidrigkeiten zu sanktionieren.

Und bei Kontrollen auf der Strecke?

Wer bei einer Kontrolle in U-Bahn, Bus oder Tram erwischt wird, wird gebeten, das Fahrzeug zu verlassen. Wenn sich jemand weigert, rufen wir, wie bei einer normalen Fahrkartenkontrolle, die Polizei oder die U-Bahn-Wache.

Gibt es Fahrgäste mit gefälschten Zertifikaten?

Mit Sicherheit. Wir können das aber nicht immer prüfen. Wir schulen zwar unsere Mitarbeiter, sind aber keine Detektive, die ins kleinste Detail gehen, um Fälschungen aufzudecken.

Sind den Kontrollierenden schon mal besonders plumpe Fälschungen aufgefallen?

Davon habe ich bisher noch nichts gehört. Aber in so einem Fall würde die Polizei gerufen, wie auch dann, wenn jemand mit einem sehr plump gefälschten Fahrausweis herumfährt.

Werden die Ertappten auch ausfällig und aggressiv?

Am Anfang hatten wir durchaus Befürchtungen, dass alles Mögliche passieren wird. Glücklicherweise hat sich das nicht bewahrheitet. Die Kontrollen laufen sehr ruhig ab, die Kundinnen und Kunden befürworten sie sogar und bedanken sich, dass wir das tun. Das sind wir so auch nicht gewohnt.

Wie sind die Kontrollierenden darauf vorbereitet, wenn wirklich mal jemand auf sie losgeht?

Sie sind für solche Situationen entsprechend geschult. Da geht es um Deeskalation, also darum, den Fahrgast mit Worten zu besänftigen.

Einen Selbstverteidigungskurs brauchen Ihre Mitarbeiter also nicht?

Nein, wir prüfen nach wie vor Fahrscheine und sind kein Sicherheitsdienst. Wie gesagt: Die Fahrgäste begegnen uns eher mit Dank und Anerkennung und wissen, dass das nun mal gesetzlich vorgegeben ist. Leute, die Ärger machen, gibt es immer - aber das ist tatsächlich die Minderheit.

Gibt es eine typische Ausrede, wenn jemand kein Zertifikat dabei hat?

Der Klassiker wäre: Ich hab's vergessen. Das kann ja durchaus mal vorkommen, aber dann muss der- oder diejenige eben aussteigen und sich testen lassen, um weiterfahren zu dürfen.

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