Süddeutsche Zeitung

125 Jahre:Hinter den Mauern von Stadelheim

Seit dem Bau 1894 war das Giesinger Gefängnis immer wieder Schauplatz deutscher Geschichte. Revolutionäre, Nationalsozialisten und Widerstandskämpfer saßen hier - teilweise in derselben Zelle.

Ein Blick zurück

Vor 125 Jahren wurde der erste Bauabschnitt des Gefängnisses auf dem Areal des Hofguts Stadelheim errichtet. Ein Blick ins Innere: Eine Aufnahme von 1955 zeigt weibliche Häftlinge beim Hofgang.

Ein Blick ins Heute

Die bunten Blätter der Bäume werfen willkommene Farbspritzer in einen der fünf ansonsten betonlastigen Höfe der Justizvollzugsanstalt Stadelheim.

Scharfe Kontraste

Von außen dominieren die Fassaden der Gefängnistrakte mit den Zellnummern außen an der Wand. Der Schatten kommt vom Turm der Gefängsniskirche.

Das Museum in den Katakomben

In den Katakomben der Haftanstalt gibt es ein kleines Museum, das der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Heimlich gebastelte Waffen sind da zu sehen, ausgehöhlte Rasierpinsel oder Schuhsohlen, in denen Drogen ins Gefängnis geschmuggelt werden sollten, oder aus Bettlaken und Stuhlbeinen gefertigte Wurfanker zur Überwindung der 6,20 Meter hohen Mauer.

In dem Museum findet man auch Kurioses, wie die Toilette des Anstaltsleiters um 1900.

Nachbau einer Zelle

Beklemmender ist der Anblick einer historischen Gefängniszelle, die man dort nachgebaut hat: Holzpritsche, Tisch, Stuhl, Waschschüssel - alles in einem winzigen Raum.

Zellenleben

Heute bezieht der Gefangene seine Zelle in der Regel erst nach einigen Tagen in der sogenannten Zugangsabteilung, wo er mit Psychologen und Sozialarbeitern spricht. Bei Suizidgefahr erhält er mindestens einen Zellengenossen.

Der Überblick

Justizvollzugsbeamter Jürgen Nigl (rechts) und Sozialarbeiter Bernhard Moninger kennen sich im Inneren aus. Moninger hat sich neben seiner Arbeit mit der Historie der Haftanstalt beschäftigt.

Hinrichtungsraum

Diese Fotografie von 1956 zeigt die Autowerkstatt der Gefängnisverwaltung. Während des Dritten Reichs wurde dieser Raum als Hinrichtungsraum genutzt. Mehr als tausend Menschen sind hier Opfer des NS-Regimes geworden, die genaue Zahl ist unbekannt. Die bekanntesten Namen sind die von Sophie und Hans Scholl.

Erinnerung an die Opfer

Die Hinrichtungsstätte hat man nach dem Krieg abgerissen. Geblieben ist ein Kruzifix und ein Betstuhl für das letzte Gebet der Todgeweihten sowie eine Gedenkstätte, die auf Initiative der Journalistin Karin Friedrich errichtet wurde: Nicht nur den Mitgliedern der Weißen Rose wird hier gedacht. In Stein gemeißelt ist zu lesen: "Den Opfern der Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945."

Zwischen drinnen und draußen

Der Moment, den vermutlich die meisten Insassen auch heute ersehnen: mit den eigenen Habseligkeiten aus dem Eingangstor herauszukommen. Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1961.

Blick von Außen

Stadelheim im Schnee, in den Zwanzigerjahren. Für die meisten Menschen ist der Blick von außen der einzig bekannte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4653213
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sz.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.