Müllberg in Fröttmaning:Kleine Münchner Skiwelt

Auf dem Müllberg in Fröttmaning soll von 2012/2013 an ein stadtnahes Wintersportgebiet mit drei Liften entstehen - diesmal dauerhaft. In Österreich freut man sich, dass München so zu einer Außenstelle der Skiwelt wird.

Stefan Galler und Ralf Tögel

Dieser Berg hat eine einzigartige Wandlung hinter sich: Von einem stinkenden, die Umwelt gefährdenden Monstrum mutierte er nach einer Renaturierung im Jahr 2000 zu einem Erholungsgebiet und gilt mit seinem Windrad seither nicht nur den Münchnern als ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Nun soll ein alpines Kapitel die bewegte Vita des Müllbergs im Münchner Norden bereichern: die Skiarena Fröttmaning.

Skiarena in Fröttmaning, 2008

Go Nord: Der Müllberg mit seinem Windrad könnte bald schon sportlicher Anlaufpunkt für Skifahrer sein. Die Investitionskosten betragen mindestens zwei Millionen Euro.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nach einem Probebetrieb im Jahr 2008, der bei der Stadt noch Bedenken ausgelöst hatte, hat der Verein "Fröttmaninger Skiarena" nun nach einem Interessenbekundungsverfahren vom Stadtrat den Zuschlag erhalten, dort ein Skigebiet zu betreiben. Horst Strelow, zweiter Vorsitzender des Vereins sowie Ski-Abteilungsleiter des TSV 1860 München, geht zuversichtlich in die weiteren Verhandlungen mit der Kommune.

"Der Vorschlag des Betreibers wurde befürwortet", sagt Sportamt-Sprecherin Edith Rubenbauer. Auch die Stadt habe ein Interesse, "dass alles bis zur nächsten Saison über die Bühne geht". Die Münchner, besonders Kinder, sollten die Möglichkeit zum wohnortnahen Skifahren erhalten, erklärt Rubenbauer: Geplant sind Kooperationen mit Schulen, eine Skischule am Berg sowie Trainingsmöglichkeiten für Vereine. Strelow und der Vereinsvorsitzende Axel Müller, gleichzeitig Vorsitzender des Münchner Skiverbands (SVM), erhoffen sich zudem positive Auswirkungen für ihre Vereine.

Das Vorhaben ist gewaltig: 60.000 Quadratmeter hat die Stadt als Skigebiet ausgewiesen, beim Probebetrieb waren es etwa 8000. Herzstück der Skiarena ist ein Sessellift auf der Nordseite, auf dem Plateau sowie auf der Südseite sind zwei kleine Schlepplifte geplant. Es wird mobile Schneekanonen geben, die das Gebiet komplett beschneien können, eine Pistenraupe mit Seilwinde.

Die nötige Infrastruktur werden laut Strelow "fliegende Bauten" gewährleisten: Toilette, Skiverleih und -depot, eine Hütte für Verpflegung. Finanziert wird das urbane Skigebiet von einem renommierten Partner: der Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental. Ursprünglich hatte man das Innsbrucker Skigebiet am Patscherkofel für eine Kooperation ins Auge gefasst, "aber denen war das Prozedere zu langsam und das Ringen um Genehmigungen zu anstrengend", wie Müller erklärt.

Walter Eisenmann, Bergbahn-Geschäftsführer in Söll und Sprecher der Skiwelt, ist dagegen optimistisch und hofft auf erfüllbare Aufgaben durch die Stadtpolitiker: "Wenn wir bis Juli anfangen können zu bauen, dann könnten wir schon im kommenden Winter den Betrieb aufnehmen", sagt der Tiroler und verweist auf den Skiverband München: "Wir müssen uns auf Axel Müller, Horst Strelow und deren Team verlassen, aber da wird gut vorgearbeitet."

Der Konkurrent reichte Pläne für eine Skihalle ein

Die Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental, das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs, verspricht sich von dem Projekt einen veritablen Synergieeffekt. "München ist vor unserer Haustüre, da wollen wir schauen, dass vor allem Kinder und Jugendliche in Stadtnähe Skifahren können und dann irgendwann zu uns kommen", sagt Eisenmann: "München wird sozusagen zu einer Außenstelle der Skiwelt." Mit einer Verbundkarte werden Besucher angelockt, so sollen Inhaber eines Saisontickets der Skiwelt auch die Lifte in Fröttmaning ohne Aufpreis benutzen können.

Die Preise in Fröttmaning werden bei etwa zehn Euro für zwei Stunden liegen, ergänzt Strelow. Es gilt, eine mächtige Investition zu refinanzieren: "Zwei Millionen Euro sind das Minimum, ich rechne eher mit ein bisserl mehr", sagt Eisenmann, der hohe Qualitätsansprüche formuliert: "Das soll ein richtiger Erlebnisberg werden, wir wollen ein stimmiges Konzept mit einer hochwertigen Gastronomie im Stil einer Tiroler Holzhütte." Eltern sollen sich hier wohlfühlen, während die Kinder auf den Brettern unterwegs sind. Für Schüler, die ohne Begleitung kommen, wird es einen Skiverleih sowie Möglichkeiten geben, die Ausrüstung zu deponieren.

Bleibt die Frage nach der Kapazität des Münchner Skibergs. Über Modalitäten im Fall einer Überlastung kann Eisenmann nur lachen: "Ich hoffe zwar, dass wir an unsere Grenzen stoßen, aber das ist derzeit noch ein weit entferntes Ziel." Er rechnet damit, dass rund 1500 Menschen pro Stunde mit dem Sessellift nach oben transportiert werden können. "Insgesamt haben wir auf dem Berg inklusive Rodelbahn eine Kapazität von vielleicht 2000 Menschen." Strelows Schätzungen sind vorsichtiger, er wäre mit 500 Skifahrern pro Tag zufrieden.

Es habe noch einen Mitbewerber gegeben, erzählt Rubenbauer, die Entscheidung aber fiel dem Stadtrat leicht. Der Konkurrent reichte Pläne für eine Skihalle ein. Absolut unpassend für die Vita des Münchner Müllbergs.

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