Müll-Rikschas an der Isar:Strampeln gegen den Dreck

Die Müll-Feen in Hotpants sind passé, jetzt kommen die Müll-Rikschas: Mit Sprüchen wie "Ganze Kerle, ganze Flaschen" oder "Scherben bringen nix" will die Initiative "Deine Isar" das Feiervolk am Flussufer zur Sauberkeit erziehen.

Laura Martin

Die Idee, "Müllfeen" auf Tour zu schicken und so der Vermüllung der Isar Einhalt zu gebieten, haben sie längst verworfen. Doch die flotten Sprüche sollen bleiben: "Ganze Kerle, ganze Flaschen", lautet einer. Oder aber auch: "Scherben bringen nix." Die Slogans stehen auf den Plakaten, die an der Müll-Rikscha hängen. Am Samstag hat die Initiative "Deine Isar", ein Zusammenschluss der Isarfischer und der Werbeagentur "Keitel und Koch", das kuriose Vehikel vorgestellt.

Müll-Rikschas an der Isar: Mit Rikschas gegen den Müll soll das Feiervolk an der Isar zur Sauberkeit erzogen werden.

Mit Rikschas gegen den Müll soll das Feiervolk an der Isar zur Sauberkeit erzogen werden.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Ort der Präsentation ist passend: Seit Abschluss der Umgestaltung im vergangenen Jahr ist auch die Umgebung der Reichenbachbrücke so ansprechend, dass sie bei schönem Wetter die Massen anlockt. Und die sollen nun zur Sauberkeit erzogen werden. Die weiße Rikscha funktioniert dabei nicht als Müllfahrzeug; sie soll lediglich ins Auge fallen und Mülltüten parat halten, die von den Rikscha-Fahrern zwischen Reichenbachbrücke und Flaucher verteilt werden. Freilich gibt es auch die Säcke nicht ohne Appell. Sie sind an Postkarten befestigt, ebenfalls mit schmissigen Slogans: "Müll rein - Isar rein - Gewissen rein" lautet einer. Auf einer anderen Karte ist eine verdreckte Isar zu sehen, die verzweifelt "Ich will so bleiben, wie ich bin!" ruft.

Bei der ersten Rikscha-Probefahrt saßen Isarfischer am Lenker. Sie stehen immer dann zur Verfügung, wenn es an freiwilligen Radlern fehlt. Inzwischen ist auch die Finanzierung gesichert: Das Baureferat hat die Kosten der Rikscha übernommen - und die Initiative freut sich über die Rückendeckung der Fraktionen im Rathaus. "Wir brauchen vor allem Freiwillige, die bereit sind, einmalig oder auch öfter mit der Rikscha die Isar entlang zu fahren", erklärt Hartmut Keitel von der Werbeagentur. Jeder werde gebraucht, ob jung oder alt, Mann oder Frau, sagt Keitel, der beim Ortstermin an der Isar noch einmal ein offensichtliches Missverständnis aufzuklären versucht. Die Initiative hatte sich in den vergangenen Wochen dem Vorwurf ausgesetzt gesehen, sie wolle junge Mädchen in Hotpants mit provokanten Sprüchen auf pinken T-Shirts an die Isar schicken. Ein falscher Eindruck, wie Keitel betont. Er sei dadurch entstanden, dass sich bei der ersten Vorstellung des Projekts seine 15-jährige Tochter mit einer Freundin für Fotos zur Verfügung gestellt habe - damit die Rikscha nicht so leer aussehe. "Wir hatten nie vor, junge Mädchen loszuschicken, und schon gar nichts abends", betont der Initiator der Anti-Müll-Aktion. "Wir freuen uns über jeden Freiwilligen, unabhängig von Geschlecht und Alter, und machen selbstverständlich keine Kleidungsvorschriften."

Ziel der Kampagne sei, ein Vorbild für Nachahmer zu werden. "Wir wollen, dass die Leute ihre Strandnachbarn ansprechen, wenn sie ihren Müll liegen lassen", sagt Willi Ruff von den Isarfischern, die schon 60 Jahren in den frühen Morgenstunden die Ufer von liegen gebliebenen Kippen, Kronkorken und Scherben befreien. Ruffs Bilanz ist erschreckend: "So viel Müll, wie heute in einer Sommernacht am Fluss liegen bleibt, haben wir früher erst am Ende des gesamten Sommers zusammen gesammelt."

Freche Sprüche an Mülleimern und auf Flyern sollen schon seit Beginn der Kampagne im vergangenen Jahr eine breitere Aufmerksamkeit auf das Problem lenken. Der Verein Isarfischer e.V. trägt 6000 Euro der Materialkosten für Plakate, Flyer, Fahnen an den Mülleimern und Mülltüten. Weitere 6000 Euro übernimmt die Stadt.

Damit sind allerdings nicht die vielen Stunden Arbeit finanziert, die Hartmut Keitel in die Initiative steckt. Die Zeichen, dass sich das ändert, stehen aber gut: Das Baureferat hat signalisiert, in Zukunft die Initiative stärker zu bezuschussen. Und auch die Fangemeinde wächst: Am Ende dieses Sommers wollen die Isarfischer eine Idee der Facebook-Unterstützer von "Deine Isar" umsetzen: Sie denken darüber nach, für eine Weile in Schaukästen die Menge an Glasscherben, Kippen und anderen Hinterlassenschaften auszustellen, die sie an den Ufern des Flusses gefunden haben.

Doch so weit soll es erst gar nicht kommen. Zunächst setzen die Initiatoren auf ihre Rikscha. Wer sich für ein paar Stunden auf das Gefährt schwingen möchte, informiert sich am besten auf der Homepage www.deine-isar.de.

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