Heimkino versus Kino:Lockruf für Sofasurfer

Heimkino versus Kino: Das Psychodrama "Beau Is Afraid" startet am 11. Mai in den deutschen Kinos. "Mubi"-Abonnenten können den Film mit Kylie Rogers (im Bild) und Joaquin Phoenix gratis auf großer Leinwand sehen.

Das Psychodrama "Beau Is Afraid" startet am 11. Mai in den deutschen Kinos. "Mubi"-Abonnenten können den Film mit Kylie Rogers (im Bild) und Joaquin Phoenix gratis auf großer Leinwand sehen.

(Foto: Leonine Studios)

Streaming-Dienste und Lichtspielhäuser müssen keine Konkurrenten sein. Neue Kooperationen zeigen: Beides geht Hand in Hand. Aber wird es auch angenommen?

Von Bernhard Blöchl

Als Hauptursache der Kinokrise wird meist der Boom der Streaming-Dienste genannt. Kaum jemand mag widersprechen, erst recht nicht nach den pandemischen Jahren auf der Couch. Dass Kinos - für die Generation Sofasurfer: Das sind Gebäude, wo man hingehen muss, um sich in Straßenklamotten in einen dunklen Raum zu setzen, um auf riesiger Leinwand einen Film zu sehen, Seite an Seite mit fremden, zuweilen Nachos mümmelnden Menschen -, dass also Kinos mit Video-on-Demand-Anbietern nicht unbedingt in Konkurrenz stehen müssen, zeigen aktuelle Beispiele.

So gibt es in München seit Kurzem ein Angebot, das die Abonnenten eines Streamingdienstes mit Gratis-Tickets ins Kino locken soll. Das ist in etwa so, als gäbe es zum Digital-Abo einer Tageszeitung Gutscheine für gedruckte Exemplare obendrauf (gute Idee eigentlich).

Es handelt sich um den Kult- und Kunstfilm-Streamer "Mubi", der sich selbst als "größte Arthouse-Plattform der Welt" bezeichnet und eigenen Angaben zufolge mehr als zwölf Millionen Mitglieder in 190 Ländern hat (Netflix: mehr als 220 Millionen). Hier kann man sich als Mitglied Berlinale- oder Cannes-Glanzstücke wie Marie Kreutzers Sisi-Interpretation "Corsage" (2022) reinziehen oder Claude-Chabrol-Filme aus den Siebzigern nachholen. Etwa 1100 variierende Filme stehen, mit unterschiedlichen Sprach- und Untertitel-Optionen, zur Auswahl. Um die Kinos zu stärken, soll zwischen Kino- und Online-Auswertung bewusst etwas Zeit vergehen.

Auch das Münchner Dok-Fest bleibt dual

Darüber hinaus geht Mubi auf besondere Weise auf die Kinos zu, indem man die eigenen Abonnenten zu ihnen schickt. Verschenkt wird pro Mitglied und Woche ein Ticket für einen kuratierten aktuellen Film. Neulich war das Christian Petzolds wunderbares Drama "Roter Himmel", aktuell lockt Brandon Cronenbergs Thriller "Infinity Pool" mit Alexander Skarsgård. Per "Mubi Go"-App kann man sich den QR-Code holen, der im Kino zur Eintrittskarte wird, sofern Plätze verfügbar sind. In München beteiligen sich City, Arena, Monopol, Rio und Neues Maxim.

Auch das am 3. Mai beginnende Münchner Dokumentarfilm-Festival setzt weiterhin auf die während der Pandemie etablierte duale Lösung, was bedeutet: Besucher können die meisten der 130 Filme sowohl in den Partnerkinos als auch online auf dem eigenen Laptop schauen, zeitlich leicht versetzt (3. bis 14. Mai im Kino, 8. bis 21. Mai "@Home", wie es beim Dok-Fest heißt). Das Gegenteil von Entweder-oder heißt Sowohl-als-auch, und das ist schön.

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