Kritik und Programmvorschau:Lebendig und schlagkräftig
In Augsburg wurde das Mozartfest eröffnet. Das diesjährige Programm verspricht Überraschungen.
Von Andreas Pernpeintner, Augsburg
Natürlich muss das Mozartfest Augsburg mit Mozart beginnen. Das G-Dur-Klaviertrio KV 564 ist wunderbar freundlich im Ton. Und es ist entzückend, wie klar Geigerin Sarah Christian und Cellist Maximilian Hornung spielen. So wird die figurative Eleganz schön beleuchtet. Dass die anmutigen Girlanden der Pianistin Lauma Skride manchmal nicht ebenso feingezeichnet von der Hand gehen, wird am Ende dieses Abends im Kleinen Goldenen Saal nur eine Randnotiz gewesen sein, denn bereits bei Beethovens c-Moll-Trio op. 1 Nr. 3 spielt der Umstand eine geringere Rolle. Beethovens Musik ist dichter, energischer. Und so passt die kernige Interpretation der drei hervorragend. In der dynamischen Gestaltung setzen sie auf klare Kante. So kommt viel Lebendigkeit ins Spiel.
Am Ende des Konzerts ist diese gehaltvolle erste Programmhälfte dennoch fast verdrängt. Denn die nach der Pause erklingende 15. Schostakowitsch-Symphonie in der Fassung für Klaviertrio und Schlagwerk von Viktor Derevianko ist eine Schau. Was hier zu Papier gebracht wurde, ist eine Liebeserklärung ans Schlagwerk: Mit Pauken, Stabspielen jeglicher Größe und Couleur, großer und kleiner Trommel, Tamtam und noch manchem mehr ist beinahe die perkussive Vollausstattung moderner Orchesterpartituren aufgefahren. Nur dass dieser nicht die Fülle eines Orchesters, sondern das Klaviertrio zur Seite gestellt ist. Wird dieses Trio niedergetrommelt? In keiner Weise. Natürlich hat das Schlagwerk enorme Präsenz, und wenn die Perkussionisten Domenico Melchiorre und Johannes Fischer monumental zu Werke gehen, beherrschen sie den Klang. Ebenso aber gibt es Passagen der Streicher und des Klaviers von hypnotischer Kraft sowie ein herrliches Ineinandergreifen der Klangwelten: Wenn auch das Klavier perkussiv agiert oder die Stabspiele die melodische Führung übernehmen. Dazu eine Menge Spielwitz bei zahlreichen kompositorisch eingestreuten Werkzitaten und ein in allen Belangen intensives Musizieren. Großartig.
Das weitere Programm des Mozartfestes verspricht ähnliche Freuden: am Samstag, 14. Mai, mit dem "Danish String Quartet", am Freitag, 20. Mai, mit dem Mandolinisten Avi Avital und am Samstag, 28. Mai, mit der Saxofonistin Jess Gillam im Kleinen Goldenen Saal. Schon am Sonntag, 15. Mai, bedient der Orgelvirtuose Cameron Carpenter das renovierte Instrument im Kongress am Park. Am Freitag, 27. Mai, gastiert dort das "Chamber Orchestra of Europe". Mozarts "Krönungsmesse" mit dem BR-Chor und der Akademie für Alte Musik Berlin erklingt am Sonntag, 22. Mai, in der evangelischen Sankt-Ulrich-Kirche. Der außergewöhnlichste Programmpunkt ist am Samstag, 21. Mai, mit "Hidalgo Box-Salon" auf der Brechtbühne im Gaswerk anberaumt: ein Musiktheater im Boxring für eine Sängerin, einen Pianisten, zwei Boxer und einen Ringrichter. Zu Liedern von John Dowland und Kurt Weill, die inneren Seelenkampf thematisieren, prasseln echte Schläge. Womöglich hätte der nicht gerade auf den Mund gefallene Mozart das ziemlich interessant gefunden.