Mountainbike-Routen:So könnten die Isar-Trails aussehen

Experten haben Vorschläge erarbeitet, wie Mountainbiker eigene Routen durchs Isartal bekommen können - und die Natur trotzdem nicht unter die Räder kommt.

Von Thomas Anlauf

Die Münchner lieben das Isartal zwischen Marienklause und Schäftlarn so sehr, dass es vor ihnen geschützt werden muss. An heißen Sommerabenden hängen dichte Rauchschwaden unzähliger Grills über dem Tal, am nächsten Morgen sind die Ufer voller Müll.

Mountainbiker und Querfeldeinläufer, sogenannte Trailrunner, schätzen die abwechslungsreiche Naturlandschaft, aber zerstören sie zugleich, indem sie kreuz und quer durch sensible Biotope mit seltenen Tier- und Pflanzenarten fahren oder laufen. Eine Allianz aus Stadt und Landkreis München, Forstämtern, Naturschutz- und Radverbänden sowie dem Alpenverein verfasste deshalb vor drei Jahren eine gemeinsame "Resolution zum Schutz des oberen Isartals".

Doch damit nicht genug: Seit Herbst erarbeitet die Münchner Firma Ifuplan mit Vertretern von Naturschutzverbänden und -behörden, Sportverbänden, Grundeigentümern und Kommunen ein sogenanntes Lenkungskonzept, um Naturschutz und Naherholung besser in Einklang zu bringen. Jetzt liegen erste konkrete Vorschläge auf dem Tisch: Künftig soll es strenge Ruhe- und Rückzugszonen für Flora und Fauna geben, zugleich sollen offizielle Mountainbike-Routen durch das 1660 Hektar große Gebiet im Süden von München geschaffen werden. Im Gegenzug werden einige wilde Trails, die bislang viele Mountainbiker trotz Verbots befahren, geschlossen.

Geplante Schutzzonen

Insgesamt neun Rückzugs- und Ruhezonen mit insgesamt knapp 256 Hektar fordern die Naturschützer; sie sollen möglichst weder Spaziergänger noch Trailrunner und Mountainbiker betreten oder befahren. Das ist nicht einmal ein Sechstel der Fläche in dem 18 Kilometer langen Talabschnitt.

Zu den Schutzzonen sollen die Isarleite zwischen Tierpark und Großhesseloher Brücke mitsamt Steilhang gehören, außerdem der Auwald südlich der Grünwalder Brücke, ein Buchen-Fichten-Mischwald und ein alter Buchenwald bei Pullach, das Naturwaldreservat Geuderleite und sein Umfeld, der Georgenstein mit seinen Kiesinseln, Quellen, Schilfgürteln und den alten Bäumen, die Auwaldinsel südlich des Georgensteins, der Hangmischwald zwischen Georgenstein und Schäftlarner Brunnhaus sowie die Auwaldinsel zwischen Bürg und Dürnsteiner Brücke.

Mögliche Mountainbike-Routen

Noch ist nichts beschlossen, denn es gibt in einigen Punkten zwischen Mountainbikern und Naturschützern unterschiedliche Auffassungen. Klar ist allen Beteiligten, dass das Wegenetz ausgedünnt werden muss und die Besucher des Isartals auf festen Wegen durch das Naherholungsgebiet geleitet werden sollen.

Zudem sind die bislang vorgeschlagenen Mountainbike-Routen, die auch von Wanderern genutzt werden dürfen, noch nicht mit den verschiedenen Grundeigentümern abgestimmt. Zwar waren sie zu den beiden Workshops eingeladen und auch teilweise anwesend. Doch "zuerst soll mit den Projektbeteiligten konkretisiert werden, welche Routen konsensfähig sind, bevor noch gesondert direkte Abstimmungen mit den Grundeigentümern erfolgen", heißt es im Konzeptentwurf.

Wo die Wege verlaufen sollen

Schwarzwaldverein

Wie hier auf einem Trail bei Freiburg suchen sich auch Mountainbiker in den Isarauen gerne Waldwege aus - das gibt Konflikte mit dem Umweltschutz.

(Foto: dpa)

So könnte am Ostufer ein Mountainbike-Trail zwischen Großhesseloher Brücke und dem Südende des asphaltierten Dammuferwegs offiziell ausgewiesen werden. Hingegen soll der bestehende Weg von der Hangkante zur Isar gesperrt werden, da dort bereits Wurzeln geschädigt sind und der steile Hang stark erodiert.

Südlich des asphaltierten Dammwegs könnte eine Trasse entlang des Isarufers als Trail genehmigt werden, außerdem kurz vor der Grünwalder Brücke eine Streckenvariante durch den Wald und entlang der Isar. Dort halten sich im Sommer auch viele Badende auf. Südlich der Grünwalder Brücke soll ein Teilabschnitt durch den Auwald und mehrere Bäche für Mountainbiker und Trailrunner gesperrt werden, eine andere Passage durch einen Fichtenwald, der unter Mountainbikern als attraktiv gilt, soll ausgewiesen werden. Insbesondere am Südende des oberen Isartals könnten wilde Trails geschlossen werden.

Auch am Westufer sollen mehrere Mountainbike-Wege geöffnet bleiben, heißt es im Konzeptentwurf. Allerdings gibt es noch Diskussionsbedarf unter den Experten, einige bereits bestehende Teilabschnitte sind nämlich durchaus problematisch. So verläuft eine Strecke durch ein Gebiet, in dem der Grundeigentümer Radfahren bislang verboten hat, außerdem gibt es Stellen mit regelrechten Wurzelteppichen, über die Mountainbiker rattern.

Wie es weitergeht

Noch im Juli wollen die Workshop-Teilnehmer erneut die problematischen Strecken begehen, bis 19. Juli können zudem Interessierte den Konzeptentwurf kommentieren, der nun auch im Internet zu finden ist (www.biken-isartal.de/workshops). Er soll dann dem Münchner Stadtrat vorgelegt und mit den betroffenen Grundeigentümern abgestimmt werden.

Für Dezember ist ein abschließender Workshop geplant, der sich mit der Umsetzung des Lenkungskonzepts für das obere Isartal befassen wird. Eine der wichtigsten Fragen wird dann sein, wie die Mountainbike-Strecken überhaupt markiert werden. Denn darin besteht bislang keine Einigkeit. So wollen einige Teilnehmer der Workshops neben markierten auch unmarkierte Routen ausweisen, um nicht explizit auf diese sensiblen Abschnitte aufmerksam zu machen.

Im kommenden Jahr soll mit Flugblättern, Informationsbroschüren und mit Tafeln im Gelände auf das künftige Nutzungskonzept hingewiesen werden. Vor allem mit Aufklärung will das Bündnis erreichen, dass im oberen Isartal trotz vieler Radler, Badender und Wanderer auch genügend Platz für Tiere und Pflanzen bleibt.

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