Moschee für München:Pläne für Islamzentrum in München gescheitert

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Im Modell gab es das Zentrum seit Januar 2015: Damals stellten Imam Benjamin Idriz (rechts) und Architekt Alen Jasarevic die Entwürfe vor. (Foto: Catherina Hess)
  • Das Projekt eines Islamzentrums für München ist vorerst auf Eis gelegt.
  • Die notwendige Spendensumme konnte nicht erreicht werden.
  • Das Münchner Forum für Islam will dennoch weiter an dem Projekt festhalten.

Von Nina Bovensiepen, München

Das von Imam Benjamin Idriz geplante Projekt eines muslimischen Gemeindezentrums an der Dachauer Straße ist gescheitert. Die nötige Summe von 4,5 Millionen Euro für den Kauf des etwa 3000 Quadratmeter großen Grundstückes beim entstehenden Kreativquartier lasse sich bis zu der von der Stadt gesetzten Frist am 30. Juni nicht aufbringen, erklärten Idriz und Alt-Oberbürgermeister Christian Ude am Dienstag in München. Vor etwa einer Woche hatte es einen letzten Spendenaufruf gegeben, zu diesem Zeitpunkt fehlten noch 3,5 Millionen Euro.

"Wir müssen uns das Scheitern heute eingestehen", sagte Ude, der Vorsitzender der Kuratoriums des Münchner Forums für Islam (MFI) ist. Er hoffe aber, dass dies nur "das Ende eines ganz bestimmten Bauprojekts an einem ganz bestimmten Ort" sei. Fernziel bleibe ein Zentrum für Islam in München, so Ude. Idriz erklärte, er werden nicht aufgeben, "weil das Projekt für die Zukunft der Stadt wichtig ist". Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) teilte mit, er bedaure, "dass es nun doch nicht zu dem sehr engagierten Projekt" komme.

Mit dem Eingeständnis der gescheiterten Finanzierung enden - zumindest vorerst - mehr als zehn Jahre währende Debatten und Planungen, die es zu dem Vorhaben gab. Für das Gemeindezentrum lagen anspruchsvolle architektonische Entwürfe vor. Idriz hatte stets das Ziel, ein Integrationsprojekt zu schaffen - deshalb waren neben einer Moschee auch Begegnungsräume, eine Bibliothek, ein Café geplant.

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Kommentar von Nina Bovensiepen

Drei Mal in den vergangenen Jahren Zeit sei das MFI ganz kurz vor seinem Ziel gewesen, einen Investor zu finden, erinnerte Idriz. 2007, 2012 und 2015 habe es Finanzierungszusagen gegeben. Das erste Mal aus dem Emirat Sharjah, das zweite Mal vom Emir von Katar, das dritte Mal von einem Bürger aus Saudi-Arabien. Aus verschiedenen, meist politischen Gründen scheiterten die Verhandlungen jedes Mal. Im letzten Fall habe der potenzielle Investor aus Saudi-Arabien seinen Rückzug damit begründet, dass die Regierung die Finanzierung nicht erlaubt habe.

Ude betonte, dass die Notwendigkeit einer "über den Nationalstaatlichkeiten stehenden Einrichtung" für Muslime gerade jetzt größer als je zuvor sei. Die Zahl muslimischer Bürger nehme zu, auch durch die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Die Unterstützung bei den Münchnern sei spürbar und gehe durch alle Altersklassen und Schichten. Idriz sagte, unter den Spendern sei zum Beispiel ein syrisches Flüchtlingsmädchen, das 600 Euro für das Projekt gespart und gespendet habe. Aber etwa auch ein Rentner mit einer niedrigen Rente, der jeden Monat 50 Euro gespendet habe. Viele Münchner hätten sich zudem mit Summen bis zu 5000 Euro beteiligt. Aber damit sei der nötige Millionenbetrag nicht zu erzielen.

Idriz räumte ein, die Strategie, vor allem auf einen arabischen Großinvestor zu setzen, sei künftig nicht mehr Erfolg versprechend. Das MFI werde daher eine Wende vollziehen und zum einen deutsche Unternehmen ansprechen, die viel im arabischen Raum tätig sind. Außerdem wolle man versuchen, Firmen im arabischen Raum als Finanziers zu gewinnen. Dabei vor allem solche, bei denen sich wegen zu großer Staatsnähe nicht die nächsten Probleme ergeben.

Insgesamt bedeutet das für das Projekt laut Ude, falls es zustande kommt, dass es voraussichtlich kleiner wird. Auch von dem Anspruch, so zentral zu sein wie an der Dachauer Straße, müsse man wohl abrücken. Von der Stadt sei nicht noch einmal zu erwarten, dass sie ein solches Grundstück über längere Zeit reserviere und mehrfach Fristen verlängere.

Idriz und Ude bedankten sich noch einmal beim Stadtrat für die Unterstützung. Der Einsatz für den Islam aus diesem Gremium wie auch aus allen Parteien, den Kirchen und vielen anderen Institutionen sei inzwischen enorm. Deshalb seien die Anstrengungen für das Moschee-Projekt auch nicht umsonst gewesen, so Ude. Umgekehrt erklärte Oberbürgermeister Reiter, das MFI trage mit seiner vorbildlichen Arbeit "zum gelingenden Miteinander in unserer Stadt wesentlich bei".

Der zentrale Ort, von dem diese Arbeit gesteuert wird, bleibt nun vorerst die Hotterstraße 16, wo sich die Geschäftsstelle des MFI mitsamt Mini-Moschee befindet. Der Islam habe in der Hotterstraße eine sichtbare Adresse, sagte Imam Idriz. Von hier aus werde das MFI weiter für Integration und gegen Hass, Extremismus und Terror aktiv sein.

© SZ vom 29.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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