Gastronomie:Das "Moro" wird jetzt "Fesch"

Gastronomie: Proben für die Premiere: Marlene Neumann, Johann Eder, Peter Süß und Peter Fleming (von links) in ihrem Wirtshaus.

Proben für die Premiere: Marlene Neumann, Johann Eder, Peter Süß und Peter Fleming (von links) in ihrem Wirtshaus.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein Stehausschank ist auch dabei: Das Team aus dem Harry Klein macht mit Freunden an der Müllerstraße ein Wirtshaus auf - das "natürlich" queer bleiben soll.

Von Franz Kotteder

Früher war es eher so, dass man im Wirtshaus anfing und erst danach in der Disko landete. So betrachtet gehen Peter Fleming, Peter Süß und Marlene Neumann den umgekehrten Weg, wenn sie jetzt in der Müllerstraße das Wirtshaus "Fesch" eröffnen, zusammen mit Johann Eder. Denn die drei kommen aus dem Club Harry Klein an der Sonnenstraße, der einer der renommiertesten Techno-Clubs der Republik ist, aber nach 19 Jahren voraussichtlich im April schließen muss.

Die Eigentümer der Immobilie, in der Harry Klein wohnt, planen einen Neubau, in dem für einen Club kein Platz mehr ist. Und so pachteten die Vier jetzt von der Augustinerbrauerei das Lokal "Moro" an der Ecke Müller-/Papa-Schmid-Straße. Vorgänger Ronny Herbert ging nach den aufreibenden Corona-Jahren in den Ruhestand, wohl auch aus gesundheitlichen Gründen - und wegen des derzeit herrschenden Personalmangels in der Gastronomie.

Es soll aber in seinem Sinne weitergehen. "Wir wollen natürlich, dass es ein queeres Wirtshaus bleibt", sagt Peter Fleming. Schließlich hat auch das Harry Klein - benannt nach dem Assistenten des Kommissars Stephan Derrick aus der TV-Krimiserie - schon lange seine eigene schwule Club-Reihe "Garry Klein". Zum Teil zählt man sich eh zur "queer community" im Gärtner- und Glockenbachviertel und beteiligt sich regelmäßig mit einem eigenen Wagen am Christopher Street Day.

Mit im Team sind auch Peter Süß und Marlene Neumann, die unter dem Künstlernamen Proximal als VJ-Künstlerin aktiv ist und sich schon seit Längerem um die Live-Visuals im Club kümmert. Und für die spezifisch bayerische Gastronomiekompetenz ist dann noch Johann Eder dabei, der im Westend schon seit sechs Jahren das Wirtshaus Eder an der Gollierstraße betreibt, bekannt vor allem durch seine Craft-Beer-Karte. "Wirtshaus kann ich", sagt er ebenso lakonisch wie selbstbewusst.

Im hinteren Bereich kann man sein Bier im Stehen genießen

Er darf jetzt an der Müllerstraße 30 statt mit Craft Beer mit den Erzeugnissen von Augustiner arbeiten, denn das "Moro" gehört zum Portfolio der großen Traditionsbrauerei. Die Vier hatten sich während des vergangenen Oktoberfests beworben und prompt den Zuschlag erhalten. "Wir vermuten stark", so Fleming, "dass der Stehausschank den Ausschlag gegeben hat". Denn einen solchen soll es im hinteren Bereich geben, da kann man dann sein Bier im Stehen genießen - ganz so, wie es früher in vielen Münchner Wirtshäusern üblich war.

Ansonsten bleibt das "Fesch" ein bayerisches Lokal mit Stühlen und Tischen - sowie Schweinsbraten vom bayerischen Strohschwein (17,90 Euro), Kaspressknödel mit Salat (15,90 Euro) oder Rehragout mit Blaukraut und Semmelknödel (26,90 Euro). Drinnen wurde die etwas heruntergewohnte Einrichtung wieder auf Vordermann gebracht. Statt schwarzer Decke und Wänden aus Dekosteinen empfängt den Gast jetzt eine Holzvertäfelung in warmem Lindgrün; der in die Jahre gekommene Terrakottaboden wurde von Augustiner durch ein solides Eichenparkett ersetzt.

Im Frühjahr geht es dann an die Markisen und an die Außenfassade, damit sich auch die rund 50 draußen sitzenden Gäste wieder wohlfühlen. Drinnen haben etwa 70 Gäste Platz. Ein Raum lässt sich auch als Nebenzimmer für 30 Personen abtrennen, und auch sonst ist man für alle Eventualitäten gerüstet: Es gibt eine Unisex-Toilette neben den beiden herkömmlichen. "Wir sind hier voll m/w/d-tauglich", so Fleming.

Am Freitag ist Premiere

So ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick scheint, ist der Wechsel von der Szenedisko ins bayerische Wirtshaus übrigens gar nicht. So hat zum Beispiel Florian Oberndorfer, der seit vielen Jahren das Wirtshaus in der Au führt und Wirt des kleinen Wiesnzelts Münchner Knödelei ist, seine Gastro-Karriere als Teilhaber in der Nobeldisko P1 angefangen. Und David Blake Walker, der an der Blumenstraße eine Zeitlang höchst erfolgreich den Club Registratur betrieb, übernahm 2010 den großen Augustiner-Biergarten hinter der Bavaria und das Wirtshaus Zur Schwalbe im Westend - beides allerdings eher glücklos. Da wünscht man den Vieren vom Harry Klein dann auf jeden Fall schon mal ein glücklicheres Händchen, wenn sie das "Fesch" am kommenden Freitag, 10. Februar, zum ersten Mal fürs breite Publikum aufsperren.

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