Modern Jazz:Ein Name, den man sich merken sollte

Modern Jazz: Mann mit dem goldenen Horn: Moritz Stahl setzt sein Tenorsaxofon jetzt für das eigene Quintett ein.

Mann mit dem goldenen Horn: Moritz Stahl setzt sein Tenorsaxofon jetzt für das eigene Quintett ein.

(Foto: Georg Stirnweiss)

Saxofonist Moritz Stahl tritt mit einer "Summer Week" in der Unterfahrt ins Rampenlicht.

Von Oliver Hochkeppel, München

Neben Pianisten und Trompetern sind Saxofonisten üblicherweise die Frontleute im Jazz, ganz besonders, da das Saxofon mehr Jazzinstrument ist als fast alle anderen. Von Charlie Parker und John Coltrane bis zu David Sanborn oder Joshua Redman - bei den Saxofon-Lichtgestalten kennen nur Spezialisten die Band-Besetzungen. Beim Tenorsaxofonisten Moritz Stahl ist es genau umgekehrt, noch. Der gerade 31 Jahre alt gewordene Augsburger gehört schon seit Jahren zu den Schlüsselfiguren der jungen Münchner Jazzszene, ist aber allzu vielen noch kein Begriff. Was einmal daran liegen mag, dass sich Stahl stilistisch ungern festlegt und so klassisch wie ein Stan Getz, dann wieder ultramodern und effekt-verstärkt spielen kann. Vor allem aber daran, dass er als "musicians musician" bei vielen Projekten mitwirkt, die nicht unter seinem Namen laufen.

So gehört Stahl seit ihrer Gründung vor acht Jahren der Jazzrausch Bigband an, und es ist zum Teil auch sein Verdienst, dass sich die Truppe mit ihren revolutionären Techno-Jazz-Programmen inzwischen ein weltweites Renommee erspielt hat. Den Weg vom Geheimtipp zum Publikumsmagneten hat auch Ark Noir geschafft, das von Stahl mitgegründete und stark geprägte, aber eben gleichberechtigt auftretende Quintett mit Sam Hylton an den Tasten, Tilman Brandl an der Gitarre, Robin Jerner am E-Bass und Marco Dufner am Schlagzeug, das aus verschiedensten Einflüssen von akustischem Jazz über Electronic und Fusion bis zu Hip-Hop-Beats eine genreüberschreitende Musik destilliert. Zwei Alben, "Tunnel Visions" 2019 und vor kurzem "See You on the Other Side" mit ihrem "Electronic Alternativ Experimental Jazz", wie sie es selber nennen, oder "dystopischem Dancefloor", wie ein Kritiker schrieb, sind bereits beim renommierten Enja-Label erschienen.

Außerdem ist Stahl stets zur Stelle, wenn die talentiertesten Jungen der Szene einen adäquaten Saxofonisten brauchen. Also ist er Mitglied der Quartette von Luca Zambito und Philipp Schiepek, des Trios von Fiona Grond oder des inzwischen in Berlin lebenden Kommilitonen Ralph Heidel. Und auf Alben von Enji und LBT zu hören. Schließlich ist er auch noch im innovativen Bamesreiter Schwartz Orchestra Erster Tenorsaxophonist. Bei all dem vergisst man gerne, dass Stahl streng genommen gerade erst von der Uni kommt. Bereits als Kleinkind von der Musik fasziniert, fand Stahl früh zum Saxofon und brachte die üblichen Stationen zum Berufsmusiker rasant hinter sich: Schon mit 16 saß er im Landesjugendjazzorchester Bayern, während des Instrumentalstudiums bei Florian Trübsbach an der Hochschule für Musik und Theater München auch zwei Jahre lang im Bundes Jazzorchester, nebenbei nahm er auch noch Unterricht bei Cracks wie Seamus Blake, Peter Weniger oder Paul Heller. Von 2018 an rundete er seine Ausbildung mit einem Kompositionsstudium bei Christian Elsässer und Gregor Hübner ab.

Ganz unbemerkt ist sein reges Schaffen natürlich nicht geblieben. 2017 gewann er den Kurt Maas Jazz Award und wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr gewann er mit dem Luca Zambito Quartett den Jungen Münchner Jazzpreis. Und heuer wurde er mit dem BMW Young Artist Jazz Award dekoriert. Zeit also, dass er endlich unter eigenem Namen ins Rampenlicht tritt. Das passiert jetzt bei seiner ersten "Summer Week" in der Unterfahrt, wo er fünf Abende lang sein Moritz Stahl Quintett präsentiert. Eine junge deutsche Allstar-Band mit dem hiesigen Gitarren-Überflieger Philipp Schiepek, dem Berliner Pianisten Julius Windisch, den inzwischen in Leipzig sitzenden Bassisten Lorenz Heigenhuber und dem Kölner Schlagzeuger Leif Berger, der er neues Material auf den Leib geschrieben hat.

Moritz Stahl, Di. bis Sa., 6. bis 10. Sept., 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

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