Mordfall Dominik Brunner:Die erste Stufe der Eskalation

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Christoph T., Freund der mutmaßlichen Täter von Solln, wird am Dienstag der Prozess gemacht. Die Anklage lautet: Körperverletzung und Erpressung.

Alexander Krug

Sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod von Dominik Brunner am S-Bahnhof Solln muss sich nun der Freund der mutmaßlichen Mörder vor Gericht verantworten. Am Dienstag beginnt am Jugendschöffengericht des Münchner Amtsgerichts der Prozess gegen Christoph T.

Der 17-Jährige soll am Anfang jener Gewaltspirale stehen, die am Ende Brunner das Leben kostete. Das Verfahren findet wie bei Jugendlichen üblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dennoch wird mit einem enormen Medienandrang gerechnet.

Strenge Sicherheitmaßnahmen

Der Prozess findet unter strengen Sicherheitmaßnahmen statt, für die im Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße allerdings keine großen Umbauten notwendig sind. Denn das Jugendschöffengericht zieht für dieses Verfahren gegen Christoph T. einfach in den Saal A 177 der Jugendkammer um, wo bereits Sichtblenden und Absperrgitter aufgestellt sind.

Hinter verschlossenen Türen läuft hier seit Anfang März der ebenfalls nichtöffentliche Prozess gegen drei Schweizer Schüler, die aus bloßer Lust an der Gewalt am 30. Juni vorigen Jahres am Sendlinger-Tor-Platz fünf Menschen zum Teil schwer verletzt haben sollen.

Christoph T. wird also auf derselben Anklagebank sitzen, wie das Trio aus der Schweiz. Nur wird in seinem Fall mit einem weitaus zügigeren Verfahren gerechnet, ein Urteil soll noch am Dienstag gesprochen werden. Aus juristischer Sicht ist der Fall Alltag.

Herausgabe von 15 Euro verlangt

Christoph T. ist angeklagt wegen sogenannter jugendtypischer Delikte: Körperverletzung, Beleidigung, Drogenbesitz, versuchte räuberische Erpressung. Er soll am 12. September vorigen Jahres gemeinsam mit seinen Freunden Sebastian L. und Markus S. am S-Bahnhof Donnersberger Brücke vier Kinder bedroht und die Herausgabe von 15 Euro verlangt haben.

Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, versetzte er laut Anklage einem Jungen einen Faustschlag ins Gesicht, einen anderen trat er gegen den Oberschenkel. Bevor er danach alleine in die S6 Richtung Tutzing einstieg, soll er seine Freunde noch aufgefordert haben, es den Kindern "zu zeigen".

Auf der nächsten Seite: Der Prozess könnte sehr kurz werden.

Auflage: Alkohol- und Drogentherapie

Christoph T. bekam Dominik Brunner nie zu Gesicht. Seine Freunde stiegen nach seiner Abfahrt in die S 7 Richtung Solln, erst dort trafen sie auf den Manager, der sich schließlich schützend vor die Kinder stellte und dann mutmaßlich von Markus S. und Sebastian L. am Sollner Bahnhof zu Tode geprügelt wurde.

Verteidigt wird Christoph T. von den Münchner Anwälten Christian Steinberger und Tom Heindl. Sie haben erreicht, dass der Haftbefehl gegen ihren Mandanten außer Vollzug gesetzt und der 17-Jährige am 11. März nach sechs Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Als Auflage musste Christoph T. eine Alkohol- und Drogentherapie in einer stationären Einrichtung antreten. Zum Prozess wird er durch einen gesonderten Eingang in den Sitzungssaal geführt, so dass alle Fotografen vergeblich auf ein Bild warten werden.

Prozess soll kurz werden

Die ihm zur Last gelegten Taten soll der 17-Jährige bislang weitgehend zugegeben haben. Ein kurzer Prozess scheint damit wahrscheinlich. Die Justiz hat angekündigt, die Öffentlichkeit durch zwei Pressesprecherinnen über den Gang des Verfahrens zu informieren.

Eines steht schon jetzt fest: Christoph T. wird den Sitzungssaal A 177 auf jeden Fall noch ein weiteres Mal betreten müssen. Im Prozess gegen seine beiden Freunde wird er als Zeuge aussagen müssen. Sie sind wegen Mordes angeklagt, ihr Termin steht allerdings noch nicht fest.

© SZ vom 12.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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