Mordfälle in München:Rätselhafte Verbrechen

Mordfälle in München: Mörder gesucht: Christian Pipo und seine 20 Kollegen von der Soko "Cornelius" fahnden unter anderem mit Plakaten nach dem Täter.

Mörder gesucht: Christian Pipo und seine 20 Kollegen von der Soko "Cornelius" fahnden unter anderem mit Plakaten nach dem Täter.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Mordkommission hat derzeit mit drei ungeklärten Fällen zu tun. Beim Isarmord hat auch die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" zu keiner neuen Spur geführt. Trotzdem sind die Ermittler sicher, den Täter irgendwann zu fassen.

Von Susi Wimmer

Ein Unglück kommt selten allein. So lautet eine alte Redewendung. Bei der Mordkommission sagt man: Das Verbrechen kommt in Wellenbewegungen. So gesehen reitet die Münchner Mordkommission seit einer Woche auf einer ziemlich hohen Welle. Vergangenen Donnerstag fand man die Leiche der ermordeten Witwe Inge Wittersheim, am Montag erstach ein 33-Jähriger aus Eifersucht seine Ehefrau, seit März beschäftigt das Verschwinden von Daniela Karaffa die Ermittler und gleichzeitig arbeitet eine 30-köpfige Soko seit Mai an der Aufklärung des Mordes an dem Ingenieur Domenico L. Mittwochabend wurde der Münchner Fall in "Aktenzeichen XY" gezeigt. Doch bei den bislang etwa 20 Hinweisen scheint wieder keine heiße Spur dabei zu sein.

Eine Erklärung, warum in den Büros des K 11 an der Hansastraße zur Zeit sehr spät das Licht ausgeht, hat der Chef der Mordkommission, Markus Kraus, auch nicht parat. Rein statistisch gesehen explodiert die Mordrate in München zwar nicht, gestiegen ist sie aber schon. Sechs vollendete Morde zählte die Polizei im vergangenen Jahr, in diesem Jahr sind es bislang acht. Und meist gibt es jedes Jahr einen ungelösten Mordfall.

2009 etwa wurde im Park nahe des Landtags eine Babyleiche gefunden. Das Mädchen war erschlagen worden. Der Mörder von "Maxi", so nannten die Fahnder das Baby, wurde nie gefunden. Im Jahr 2010 wurde ein 23-jähriger Brite auf der Maximiliansbrücke von einem Unbekannten von hinten mit einem Messer niedergestochen. Er überlebte. Auch von dem Täter, der 2011 in einem Waldstück in Ismaning einen 81-jähriger Rentner ermordete, fehlt bis heute jede Spur. Ebenso mysteriös ist der Fall des noch immer unbekannten Mannes, der im Juli 2012 im Englischen Garten starb. Er verbrannte in einem Gebüsch. Vor seinem Tod wurde er mit Benzin übergossen. Die Polizei vermutet einen Suizid. Ein Transportbehälter für das Benzin wurde jedoch nie gefunden.

Den Fall Karaffa vom März sieht Kraus aus Sicht der Ermittler als geklärt an: Nach einem Streit mit ihrem Lebensgefährten verschwand die 36-jährige Daniela Karaffa spurlos aus ihrer Wohnung in Pasing. Als Tatverdächtiger sitzt ihr ehemaliger Lebensgefährte seit sechs Monaten in Untersuchungshaft. Nachbarn hatten einen lauten Streit gehört, seit diesem Tag wurde Daniela Karaffa nicht mehr gesehen. Angeblich soll die Spurensicherung in der Wohnung Blut gefunden haben, ihr Ex-Freund verwickelte sich in Widersprüche. Bis heute gibt es kein Lebenszeichen von der zweifachen Mutter, keine Kontobewegungen, keine Handykontakte. Die Mordkommission geht davon aus, dass die Frau tot ist. Der 43-jährige Ex-Freund schweigt. Erst vor kurzem wurde die Untersuchungshaft erneut verlängert, demnächst ist wohl mit einer Anklage zu rechnen.

Der Fall Daniela Karaffa scheint eine klassische Beziehungstat zu sein: Täter und Opfer kannten sich. Die Mordkommission ermittelt immer von innen nach außen: Zuerst wird das persönliche Umfeld untersucht, dann weiten sich die Ermittlungen aus. Im Fall Inge Wittersheim ist bislang keine Beziehungstat erkennbar. Und beim so genannten Isarmord ist klar, dass sich Täter und Opfer nie vorher begegnet waren. "Wir haben von Anfang an auf einen breiten Schwerpunkt gesetzt", sagt Kraus. Das heißt, es wurde in alle Richtungen ermittelt, noch in der Nacht gefahndet, die Verbindungsdaten gesichert und nach Zeugen gesucht. "Für uns ist jeder Fall wichtig, das sind wir den Angehörigen schuldig", sagt Kraus. Und der Isarmord, da ist er ganz sicher, wird geklärt werden. Früher oder später.

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