Mord an Obdachlosem:Fahndung nach zwei flüchtigen Verdächtigen

Zwei Tage nachdem am Flaucher ein toter Obdachloser gefunden worden ist, meldet die Polizei einen Erfolg: Ein Tatverdächtiger wurde bereits festgenommen, die Suche nach zwei weiteren mutmaßlichen Mördern läuft.

Von Florian Fuchs

Es ist ein schneller Erfolg der Münchner Mordkommission: Nach nur zwei Tagen sind die Ermittler sicher, den Mordfall an dem Obdachlosen am Flaucher gelöst zu haben. Nach Stand der Ermittlungen waren die Täter drei andere Wohnsitzlose, die den 50-Jährigen wohl im Streit um seine Habseligkeiten und einen Schlafplatz totgeprügelt haben. Einen 52 Jahre alten Tatverdächtigen hat die Polizei festgenommen. Seine zwei Komplizen, die der Mann in einer Vernehmung schwer beschuldigte, sind jedoch untergetaucht. Die Polizei hofft nun, dem 40-Jährigen und 43-Jährigen mit einer Öffentlichkeitsfahndung auf die Spur zu kommen.

Am Dienstagvormittag hatte ein Putzmann die Leiche des 50-Jährigen auf einer Insel am Flauchersteg entdeckt und die Polizei alarmiert. Eine Obduktion am Dienstagabend ergab, dass der Mann Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, die Mordkommission übernahm die Ermittlungen. Nachdem Chefermittler Markus Kraus noch am Mittwochmittag davon gesprochen hatte, dass auch für die Fahnder zahlreiche Fragen offen seien, folgte bereits im Laufe des Nachmittags der Durchbruch.

Durch Befragungen von Wohnsitzlosen und Hilfsorganisationen, die sich um die Bedürftigen kümmern, kam die Polizei auf die Namen von drei Bekannten des Getöteten, mit denen der 50-Jährige ab und an Kontakt gehabt hatte. Es gab Hinweise, dass der Lagerplatz in der Nähe des Flaucherstegs, bei dem die Leiche gefunden wurde, der Schlafplatz dieser drei Obdachlosen war. Der 50-Jährige soll dort ebenfalls schon einmal übernachtet haben.

Vom Zeugen zum Täter

Am Mittwochabend, heißt es bei der Polizei, machten die Beamten einen der drei Wohnsitzlosen an einer Adresse ausfindig, an der er sich nach Aussagen von Informanten öfter aufhielt. Die Ermittler nahmen ihn eigentlich nur als Zeugen mit aufs Präsidium, weil sie sich Anhaltspunkte über das Mordopfer und sein Umfeld erhofften. In der Befragung verwickelte sich der Mann jedoch in Widersprüche und machte Angaben, die ihm die Ermittler als falsch nachwiesen. Schließlich knickte er ein und erzählte, was am Montagabend auf der Insel am Flauchersteg passierte.

Demnach sei der 50 Jahre alte Pole zu dem Lager gekommen. Es entwickelte sich ein Streit, vermutlich war Alkohol im Spiel. Schließlich prügelten die Täter auf ihr Opfer ein und erschlugen es. Die Leiche ist übersät mit Prellungen und Hämatomen. Der 52-Jährige, der ebenfalls aus Polen stammt, behauptete bei der Polizei, nur daneben gestanden und zugesehen zu haben. Die Ermittler nehmen ihm dies jedoch nicht ab: Sie vermuten, dass er auch direkt an der Tat beteiligt war.

Mord an Obdachlosem: Vitalijs Tihomirovs (links) und Ireneusz Deren werden von den Ermittlern gesucht.

Vitalijs Tihomirovs (links) und Ireneusz Deren werden von den Ermittlern gesucht.

(Foto: Polizei)

Fahndung nach zwei weiteren Tatverdächtigen

Die Beamten machten sich sofort auf die Suche nach den zwei anderen Tatverdächtigen und observierten mehrere Plätze, an denen sie sich Informationen der Polizei zufolge manchmal aufhalten. Die Maßnahmen führten jedoch in der Nacht auf Donnerstag zu keinem Erfolg, die beiden Männer blieben untergetaucht. Die Mordkommission schaltete die Zielfahnder ein, die darauf spezialisiert sind, Personen ausfindig zu machen. Auch diese Beamten schafften es im Laufe des Donnerstags aber nicht, die beiden Wohnsitzlosen zu finden.

Um Hinweise auf die flüchtigen Tatverdächtigen zu bekommen, hat sich die Polizei am Donnerstag dazu entschieden, ihre Namen und Fotos zu veröffentlichen. Der 40-Jährige heißt Ireneusz Deren, kommt aus Lettland und ist bei der Polizei bereits wegen Delikten wie Diebstahl und Bedrohung bekannt. Der Name des 43-Jährigen lautet Vitalijs Tihomirovs, er stammt wie der Getötete und der festgenommene Tatverdächtige aus Polen. Auch er hat bereits Unterlagen über Diebstahl und Hausfriedensbruch im Präsidium.

Die Polizei hat 5000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Festnahme der Männer führen. Zeugen sollen sich unter der Telefonnummer 089/29 100 melden. Insbesondere hofft die Polizei darauf, dass sich ein Mann meldet, der offenbar zur Tatzeit am Flaucher war. Er soll dort an einer Feuerstelle gesessen und laut Zeugen von einem der Tatverdächtigen etwas Brennholz bekommen haben.

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