Mord an der Isar:Polizei ermittelt bei Firmen in Tatortnähe

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Die Ermittler tappen weiter im Dunkeln: Der Isar-Mörder, der im Mai einen Radfahrer in München erstochen hat, ist noch immer flüchtig. Nun versucht es die Sonderkommission "Cornelius" mit einem neuen Ermittlungsansatz.

Von Susi Wimmer

"Der Fall kann morgen schon geklärt sein oder aber ...", sagt der Chef der Mordkommission und stockt. Dann setzt Markus Kraus noch einmal an und erklärt, dass Kapitaldelikte oft Jahre später noch gelöst würden.

Der Mord an der Isar, bei dem ein Unbekannter einen 31-jährigen Münchner völlig unvermittelt mit mehreren Messerstichen getötet hat, gibt den Ermittlern nach wie vor Rätsel auf, sie kommen keinen Schritt weiter. Jetzt wollen die Kriminaler der gut 30 Mann starken Sonderkommission Gaststätten und mögliche Arbeitsplätze abklappern, in der Hoffnung, dass der Täter an jenem Abend auf dem Weg zur Arbeit war oder von der Arbeit kam. Zudem wurde ein Blutspurengutachten in Auftrag gegeben.

"340 Hinweise querbeet", sagt Kraus, seien bislang zu dem Fall eingegangen. Die Tat auf dem breiten Geh- und Radweg an der Erhardtstraße stoße in der Öffentlichkeit auf großes Interesse. Hauptsächlich melden sich Menschen, die von Unbekannten unvermittelt angespuckt wurden. "In der Regel gibt es aber auch da keine Personalien von den Tätern", sagt Kraus. Ein neuer Ermittlungsstrang wird jetzt aus der Frage geknüpft, ob der Täter einen Bezug zu dieser Gegend haben könnte.

Zwischen Gärtnerplatz und Gasteig werden die Fahnder mögliche Arbeitsstätten aufsuchen und nach Ungereimtheiten fragen: Gab es einen Mitarbeiter, der am Abend des 28. Mai zu spät kam? Einen Kollegen, der in den Folgetagen verletzt war? Gab es an jenem Abend einen heftigen Streit?

Der Täter, so mutmaßt Kraus, könnte an dem Tag ein unerfreuliches Erlebnis gehabt haben - und entsprechend aggressiv gewesen sein. Gegen 22 Uhr marschierte er die Erhardtstraße entlang und spuckte eine Radlerin an, die ihm gerade entgegenkam. Deren Begleiter drehte um, stellte den Spucker zur Rede. Dieser zog dann unvermittelt ein Messer und rammte es seinem Gegenüber in den Körper. Der 31-jährige Münchner starb wenig später in einer Klinik. Der Täter ging rasch über die Corneliusbrücke davon.

Das Messer muss nach Aussagen von Kraus "relativ stabil" gewesen sein. Die Ermittler wissen, dass sich der Täter bei der Attacke selbst verletzt hat. Die Spurensicherung fand Blutspuren, die vom Mörder stammen müssen. Nun wird ein Blutspurengutachten erstellt, dass beispielsweise die Dynamik des Angriffs wiedergeben soll, oder auch das mögliche Verletzungsbild des Täters.

Hatte er sich selbst beim Zustechen an der Hand geschnitten? Oder hatte es eine Schlägerei gegeben und der Täter Nasenbluten erlitten? Die Verlobte des 31-Jährigen hatte den Angriff beobachtet - allerdings stand sie mit ihrem Radl in einiger Entfernung vom Geschehen. In der Dunkelheit und bei dem vorbeirauschenden Autoverkehr habe sie wohl keine genaueren Beobachtungen machen können, meint Markus Kraus.

Bislang hat die Kripo 250 Speichelproben von Personen genommen, die sich in psychiatrischer Behandlung befinden. Nach Inseraten in Ärzteblättern hatten sich zudem Mediziner gemeldet, die Patienten mit Schnittverletzungen behandelt hatten. Doch bis dato fehlt vom Mörder jede Spur.

© SZ vom 03.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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