Moosach:Schnell aufs Gleis gesetzt

Moosach: Mischverkehr: Güterzüge und S-Bahnen könnten sich schon bald den Nordring von Karlsfeld bis zum Euro-Industriepark teilen.

Mischverkehr: Güterzüge und S-Bahnen könnten sich schon bald den Nordring von Karlsfeld bis zum Euro-Industriepark teilen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein Entwurf des Planungsreferats sieht vor, auf dem Nordring zwischen Karlsfeld, BMW-Forschungszentrum und Euro-Industriepark S-Bahnen verkehren zu lassen. Auch die Moosacher erhoffen sich davon Entlastung

Von Anita Naujokat, Moosach

Der Stadtbezirk Moosach wird zwar vorerst nicht an den Nordring der Deutschen Bahn angehängt. Dennoch stimmte der Bezirksausschuss am Montagabend dem Beschlussentwurf des Planungsreferats für den Stadtrat zu. Darin ist kurzfristig ein S-Bahn-Minimalbetrieb zwischen Karlsfeld im Landkreis Dachau, dem BMW-Forschungs- und Innovationszentrum FIZ und dem Euro-Industriepark über den Nordring vorgesehen, der bis dato hauptsächlich dem Güterverkehr vorbehalten ist. Immerhin versprechen sich die Moosacher davon eine Entlastung vom Pendlerverkehr.

"Wir sollten dem unbedingt zustimmen", riet Angelika Bueb (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr. "Es ist die einzige kurzfristige Möglichkeit, dass überhaupt etwas passiert." Angelika Bueb erinnerte an die Welle von Verkehr, die mit Eröffnung des FIZ auf die Max-Born-Straße und andere Straßen zurollen werde. Und wenn die Strecke dann noch bis zum Euro-Industriepark gehe, dann sei schon etwas angestoßen worden.

Vorerst war es in den Untersuchungen darum gegangen, ob und wie bis 2025 ein Angebot für den öffentlichen Personennahverkehr auf dem Nordring einzurichten sei, das sich aber mittel- und langfristig ausbauen lasse. Zwar hätte der Haltepunkt Moosach statt Karlsfeld für die Gutachter zu den geringsten betrieblichen Auswirkungen auf den Güter- und Rangierverkehr geführt. Allerdings rechnen sie bei Karlsfeld mit einem dreimal höheren Fahrgastaufkommen. Zudem ließe sich damit eine neue Verkehrsbeziehung auf den S 2-Korridor herstellen.

Die Variante Moosach hätte sich über Laim Rangierbahnhof und Heimeranplatz in Richtung Deisenhofen verlängern lassen. Doch die Bahn wollte nicht auf ein Gleis zugunsten eines Bahnsteigs verzichten. Auch die Linie in Feldmoching enden zu lassen, kam für sie wegen der dortigen Probleme, einen neuen Bahnsteig anzulegen, nicht infrage. Und Johanneskirchen als östlicher Endpunkt wäre dem Entwurf nach nur möglich, wenn die Strecke Daglfing-Johanneskirchen-Flughafen nicht tangiert würde. Ein dazu notwendiges Gleis sei aber bis 2025 nicht realisierbar. So blieb es beim Euro-Industriepark, der auch als Übergang von und zur Tram 23 dienen soll, die bis 2026 von Schwabing-Nord bis zur Bayernkaserne verlängert sein soll.

ÖDP-Sprecher Eberhard Ryba schlug als Ergänzung Haltestellen an der Lassallestraße wegen einer Verbindung zum Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) und zur U 1 sowie am Oberwiesenfeld als Knotenpunkt zur U 3 an. Darüber hinaus sollten auch Haltestellen im Bereich von Dachauer Straße/Rangierbahnhof, Feldmochinger Straße und Ingolstädter Straße geprüft werden. SPD-Sprecherin Hannelore Schrimpf ergänzte diese Ergänzung noch mit der Anregung, auch untersuchen zu lassen, ob eine Anbindung der Siedlung Eggarten möglich sei. Doch Wolfgang Jobst (SPD) warnte: Es sollten nicht mehr als eine oder zwei zusätzliche Haltestellen sein. Schließlich solle es ja eine attraktive schnelle Verbindung werden. Über weitere Haltestellen ließe sich ja reden, sagte auch FDP-Mann Axel Stoßno. "Aber nicht in dieser Fülle."

Stoßno lehnte allerdings den Passus ab, den Güterverkehr, der weder Ziel noch Quelle München habe, außerhalb vorbeizuschleusen. Zum einen sei das unrealistisch, der Zeithorizont hierfür liege bestimmt bei fünfzig Jahren. Zum anderen habe man hier in Moosach den Rangierbahnhof mit Potenzial für weitere Gleise. Alles andere verhindere nur, mehr Güter auf die Bahn zu bringen. Johanna Salzhuber (SPD) sagte, dass es dabei nicht um den Güterverkehr gehe, der in Moosach abgewickelt werde oder München als Ziel habe, sondern um den Transitverkehr im Zuge des Brenner-Basis-Tunnels.

Transitverkehr auf der Schiene macht laut der Untersuchung bisher schon 61 Prozent des Aufkommens im Münchner Norden aus. Und werde mit der Eröffnung noch weiter ansteigen. "Dieser Transitverkehr, der weder von München kommt noch dorthin will, zusammen mit der S-Bahn, wird nicht funktionieren", prognostizierte Johanna Salzhuber. Die Bahn setze nicht nur auf München, sondern auf den gesamten südbayerischen Raum, bekräftigte Eberhard Ryba. "Wir sollten uns besser auf unseren kleinen Moosacher Bereich konzentrieren", beendete Bezirksausschuss-Chef Wolfgang Kuhn (SPD) schließlich die Diskussion.

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