Moosach:Rabenschwarzes Missverständnis

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Als Abkürzung zur neuen Bushaltestelle soll im Wohnpark an der Vilniusstraße ein 130 Meter langer Pfad befestigt werden. Versehentlich asphaltiert das Baureferat aber die Hälfte aller anderen Kieswege durch die Anlage

Von Anita Naujokat, Moosach

Für die Bewohner des Wohnparks an der Vilniusstraße und den Bezirksausschuss (BA) Moosach ist da einiges gründlich schiefgelaufen. Aus den Osterferien zurück, glaubten Anwohner, ihren Augen nicht zu trauen. Etwa die Hälfte der bis dahin naturbelassenen Wege zwischen den Häusern waren von einer breiten Asphaltschicht überzogen. Wo vorher Kinder gespielt und Vögel in Wasserpfützen gebadet hatten, zog sich plötzlich ein dunkles Straßenband dahin. Nicht nur die Breite und Dimension hat die Anwohner entsetzt, sondern die aus ihrer Sicht absolut unnötige Versiegelung. Lediglich ein Bauschild habe verkündet, dass die Wege saniert würden. "Es war eine kleine Oase. Uns blutet das Herz", sagte eine Frau in der Sitzung des Bezirksausschusses am Montagabend. "Und keiner weiß, wozu das gut sein soll", ergänzte ein Anwohner.

Armin Ziegler (SPD), Vorsitzender des Unterausschusses Bau, Umwelt und Wirtschaft, sprach von einer "einzigen Misere", die "unbedingt rückgängig gemacht werden" müsse. Der Bezirksausschuss war davon ausgegangen, dass wegen der Verlegung der Buslinie 51 von der Netzer- in die Baubergerstraße lediglich ein kleines Teilstück von etwa 130 Metern befestigt werden sollte - als Abkürzung zur neuen Bushaltestelle für die Anwohner aus der Umgebung der Netzerstraße. Diese hatten vehement wegen längerer Wege gegen die Verlegung der Haltestelle protestiert. Die ihnen angebotene Alternative durch die Grünanlage hielten sie wegen des sandigen Untergrunds bei Regen, Eis und Schnee und fehlender Beleuchtung in der Dunkelheit für unzumutbar.

An den Wegen im Wohnpark an der Vilniusstraße, hier eine Aufnahme von 2019, ist nicht mehr viel zu rütteln. Anlieger wünschten vergebens den Rückbau. (Foto: Privat)

Dass damit aber gleich die Hälfte der Parkwege - Anwohner sprechen von 500 bis 600 Quadratmetern und nicht nur Wegen, sondern ganzen Flächen - asphaltiert und damit versiegelt worden sei, noch dazu in der entgegengesetzten Ecke, stieß bei allen Beteiligten auf Unverständnis. "Das passt alles nicht zu dem, was wir wollten", zog BA-Chef Wolfgang Kuhn (SPD) ernüchtert Bilanz.

Für das Baureferat liegt ein Missverständnis vor. Es habe in der sicheren Annahme gehandelt, dass alles so mit dem Bezirksausschuss abgestimmt sei, sagte Sprecherin Dagmar Rümenapf. Es sollte eine befestigte Verlängerung von der Vilniusstraße in die Baubergerstraße geschaffen werden. Der Irrtum allerdings war, dass der BA vom nordöstlichen Teil ausgegangen, das Baureferat sich aber dem südwestlichen Teil zugewandt hatte. Dazu hatte wohl auch beigetragen, dass der BA auch darum gebeten hatte, die anderen Wege auf Befestigung zu untersuchen, damit Heimbewohner sie ganzjährig nutzen können. Dies geht aus einem Schreiben von 2017 hervor. Bewohner des angrenzenden Pflegezentrums hatten schon immer über Schwierigkeiten geklagt, die Wege mit Rollstuhl oder Rollator zu benutzen. Bis zu einer gemeinsamen Lösung sind die Arbeiten jetzt eingestellt.

"Dort spazieren zu fahren, gönne ich allen alten Menschen von Herzen", sagte eine Anwohnerin. "Aber ein schmales Asphaltband hätte dazu gereicht. An manchen Stellen ist es sechs Meter breit."

Johanna Salzhuber (SPD) sagte, sie vermute, dass der Unterbau von Anfang an nicht gestimmt habe und schlecht oder falsch angelegt worden sei. Bei Beschwerden habe es immer nur geheißen, das werde sich noch alles setzen. Über einen Rückbau hinaus müsse der gesamte Aufbau von Grund auf saniert werden. Die ÖDP sieht das ähnlich. "Rückbauen und untersuchen, ob der Unterbau wasserspeichernd funktioniert", forderte deren Sprecher Eberhard Ryba. Die Anlage dürfe nicht verschandelt werden, aber Heimbewohner müssten sich dort bewegen können und Leute sicher zum Bus kommen. "Wichtig ist, die Asphaltierung zurückzunehmen und eine geeignete Decke zu bauen, die für alle Nutzergruppen tragbar ist", bekräftigte CSU-Fraktionssprecher Florian Wies.

Dieses Bild zeigt den Weg, der eigentlich befestigt werden soll. (Foto: Privat)

Anwohner stellten auch in Frage, ob der kleine Weg zur Bushaltestelle überhaupt asphaltiert werden sollte. Angelika Bueb (CSU) sagte, es sei "ein langer und steiniger Weg gewesen", diesen Kompromiss überhaupt ausgehandelt zu haben. Ohne Asphalt könne der Gartenbau nicht Schnee räumen. Auch SPD-Fraktionssprecherin Hannelore Schrimpf bat um Verständnis für diesen Mittelweg. Man müsse auch andere Interessen berücksichtigen. "Heute sitzen Sie vor uns, morgen sind es die anderen", sagte sie. Axel Stoßno (FDP) schlug vor, für den Verbindungsweg doch einfach "etwas Wintertaugliches" zu fordern.

Demnächst wird ein Ortstermin einberufen. Referatssprecherin Dagmar Rümenapf zeigte sich zuversichtlich, zu einer für alle einvernehmlichen Lösung zu kommen. Noch sei alles ergebnisoffen.

© SZ vom 08.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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