Moosach:Lüften in der Gerüchteküche

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Das muss nicht sein: Obdachlos wegen der ständig steigenden Mieten. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Bezirksausschuss Moosach stellt schriftlich die Fakten zu zwei Häusern für wohnungslose Familien klar

Von Anita Naujokat, Moosach

Das eine ist noch gar nicht gebaut, das andere noch nicht einmal eröffnet, und schon wabert es offenbar in der Gerüchteküche und erste Besorgnis wird laut: Die Rede ist von zwei Häusern an der Dachauer Straße und der Dieselstraße, die vor allem wohnungslosen Familien zur Verfügung gestellt werden sollen. Unter ihnen sind immer häufiger Menschen anzutreffen, die völlig unverschuldet in Not geraten sind und ihre Wohnung verloren haben. Oder auch solche, die eine feste Arbeit oder gleich mehrere Jobs haben, sich aber dennoch die hohen Mieten auf dem teuren Münchner Wohnungsmarkt nicht mehr leisten können.

Da die Mitglieder des Moosacher Bezirksausschusses (BA) in den vergangenen Wochen mehrmals auf die beiden Projekte des Sozialreferates angesprochen wurden, reagiert das Gremium nun in einer mit der Behörde abgestimmten Pressemitteilung, um den kursierenden Gerüchten Fakten entgegenzustellen. Demnach wird das lange leer stehende Gewerbegebäude an der Dieselstraße 18, in dem früher die Bäckerei Hölzl war, von einem privaten Betreiber zu einer Unterkunft für Familien ohne Wohnungen umgebaut und voraussichtlich im Sommer bezogen.

Geplant seien etwa 40 familiengerechte Appartements mit Gemeinschaftsküchen und Sanitärräumen. Dort sollen vorübergehend maximal 133 Menschen ein Heim und Hilfe auf Zeit finden können. Für die Kinder im Haus würden eine Hausaufgabenbetreuung und eigene Räume für Spielgruppen eingerichtet. Betreut werden sollen sie und ihre Eltern von Fachkräften eines freien Trägers der Wohnungslosenhilfe. Über die Belegung entscheide ausschließlich das Sozialreferat der Landeshauptstadt München, teilt der Bezirksausschuss mit. Die Genehmigung sei befristet. Sie werde für eine Dauer von zehn, höchstens 15 Jahren erteilt.

Ebenfalls für Familien, die kein Dach mehr über dem Kopf haben, errichtet darüber hinaus ein privater Eigentümer derzeit auf einem Grundstück an der Dachauer Straße 334 einen Neubau. Das Raumangebot und die Größe seien vergleichbar mit dem Vorhaben an der Dieselstraße. Mit der Fertigstellung sei im April 2016 zu rechnen.

Die Moosacher Stadtteilvertreter waren von beiden Bauvorhaben unterrichtet worden und hatten ihnen einhellig zugestimmt. "Schnelle Hilfen sind notwendig, damit aus akut Wohnungslosen nicht dauerhaft Obdachlose werden", teilt der BA mit. Dazu gehörten eine menschenwürdige Unterbringung, Hilfe zur Selbsthilfe, Unterstützung bei der Wohnungssuche und eine Nachsorge. Wie der BA feststellt, sei die Wohnungslosigkeit in der Stadt ein immer drängenderes Problem. Die Stadt suche in ganz München nach geeigneten Gebäuden, um helfen zu können. Die dazu veröffentlichten Zahlen sprechen für sich und sind erschreckend: Bis zu 6000 Menschen sind in München derzeit ohne Wohnung, fast die Hälfte von ihnen Familien. Mehr als tausend Kinder seien betroffen, Tendenz steigend.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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