Moosach:Kurswechsel

Lesezeit: 2 min

Neue Adresse: das Baugrundstück Gärtnerstraße, Ecke Dürrstraße. (Foto: Forian Peljak)

Auf einem städtischen Grundstück an der Ecke Gärtner/Dürrstraße entsteht ein zweites Bauvorhaben für das Sofortprogramm "Wohnen für Alle". Zur Realisierung wird nun ein privater Investor gesucht

Von Anita Naujokat, Moosach

Der Stadtrat hat ein zweites Bauvorhaben für das Sofortprogramm "Wohnen für Alle" für Geringverdiener in Moosach auf den Weg gebracht. Es soll auf einem städtischen Grundstück an der Ecke Gärtner- und Dürrstraße entstehen. Anders als bei der geplanten Überbauung des Parkplatzes an der Homerstraße am Dantebad, wo die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag zum Zuge kommt, soll ein vergleichbares Projekt durch private Hand entstehen.

Über eine öffentliche Ausschreibung will man einen privaten Bauträger oder Investor finden, der dort bis Mitte des Jahres 2017 ausschließlich nach der einkommensorientierten Förderung maximalen Wohnraum schafft. Die Vergabe erfolgt im Erbbaurecht an den Meistbietenden mit einer Bindungsdauer von 60 Jahren. Dieses Vorgehen soll Mieten sicherstellen, die sich auch anerkannte Flüchtlinge, Auszubildende, Studenten und Berufsgruppen mit wenig Lohn noch leisten können. Vorgesehen sind Apartments und Kleinwohnungen; in einem Verhältnis von 60 Prozent Ein-Zimmer-Einheiten sowie jeweils 20 Prozent Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen.

Das Grundstück liegt nördlich des O₂-Towers unweit des Georg-Brauchle-Rings. Die Stadt hatte das Areal wegen seiner besseren Nutzbarkeit einst in ein nördliches Gewerbegrundstück und einen südlichen Teil für reine Wohnbebauung zweigeteilt. Die nördliche, größere, Fläche hatte sie vor drei Jahren zur Realisierung von gewerblichem Wohnen verkauft. Der Eigentümer errichtet dort derzeit ein Boardinghouse, das voraussichtlich noch in diesem Sommer in Betrieb gehen soll. Im Zuge dieses Grundstückverkaufs waren Verunreinigungen des Bodens in Form von Auffüllungen festgestellt worden. Deshalb rechnet die Stadt damit, dass sich auch im Südteil, wo das Wohnprojekt errichtet werden soll, noch Schadstoffe im Boden befinden könnten.

Von der Vergabe im Erbbaurecht verspricht sich Stadtbaurätin Elisabeth Merk vor allem wohnungspolitische Vorteile. Die Stadt gibt damit kein Grundstück aus der Hand, die städtischen Wohnbauflächen werden somit nicht noch weiter verknappt. Nach Ablauf der vereinbarten Zeit steht der Landeshauptstadt München das Grundstück wieder zur Verfügung. Es besteht aber auch die Möglichkeit, den Vertrag auf Erbbaurecht zu verlängern, wenn dies beide Seiten wollen. So oder so stünde das Areal wieder für Wohnbauzwecke zur Verfügung.

Walter Zöller, planungspolitischer Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, befürwortet die Entscheidung: "Ich bin mir sicher: Private Bauträger werden in Moosach zügig viele Wohnungen bauen können. Dabei ist es völlig richtig, soziale Auflagen zu machen. Wir wollen keine Luxuswohnungen, sondern eben Wohnraum für alle." In dem Bauprojekt sieht er überdies ein Vorbild für die künftigen städtischen Ausschreibungen bei "Wohnen für Alle". Damit zügiger verfahren werden kann, hat der Stadtrat in der gleichen Sitzung die Ausschreibungsmodalitäten um einen Zwischenschritt verkürzt.

Die Vorhaben an der Ecke Gärtner- und Dürrstraße und auf dem Parkplatz am Dantebad werden nicht die einzigen dieser Art im Stadtbezirk bleiben. Auch unmittelbar am Georg-Brauchle-Ring ist "Wohnen für Alle" anstelle einer vorgesehenen Unterkunft für Asylbewerber geplant. Letztere wird nicht mehr gebraucht, da mittlerweile viel weniger Flüchtlinge in München ankommen.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: