Nachruf:Ein Leben für das Schreiben

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Die Münchner Schriftstellerin Monika Bittl, hier 2018 auf der Frankfurter Buchmesse, ist mit 59 Jahren überraschend gestorben. (Foto: Anke Waelischmiller/SVEN SIMON)

Die Münchner Schriftstellerin Monika Bittl feierte mit Drehbüchern, Romanen und insbesondere Sachbüchern große Erfolge. Nun ist sie mit 59 Jahren überraschend gestorben.

Von Sabine Reithmaier

Die roten Locken waren ständig in Bewegung, wenn Monika Bittl strahlend und lebensfroh von ihren Buchplänen erzählte, von Menschen und Dingen redete, die sie liebte und schätzte. Von ihrem Sohn oder von der Bioladenverkäuferin im Westend, die schon an ihrer Miene ablesen konnte, in welcher Schreibphase sich die Autorin jeweils befand. An Ideen mangelte es ihr nie. "Die fliegen mir zu", sagte sie einmal in einem Gespräch.

1963 geboren, ist Bittl in einem Dorf im Altmühltal mit gerade mal 500 Einwohnern aufgewachsen. Als sie 15 war, zogen die Eltern nach Beilngries. Eine große Umstellung für die Tochter, die daraufhin zu schreiben begann. Sie absolvierte ein Volontariat beim Donaukurier, setzte sich dann nach Sizilien ab. Zwei Jahre schrieb sie dort Gedichte, fand die Ergebnisse aber so wenig überzeugend, dass sie die Verse nie jemandem zeigen wollte.

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An ihrem Entschluss, Schriftstellerin zu werden und sich von diesem Beruf auch zu ernähren, hielt sie eisern fest. 1985 kehrte sie nach Bayern zurück, zog nach München und studierte Germanistik und Psychologie. Als Autorin konzentrierte sie sich zehn Jahre lang fast ausschließlich auf Drehbücher. Für ihr Heimatdrama "Sau sticht" erhielt sie 1996 den Bayerischen Fernsehpreis. Sie schrieb auch fünf Folgen von Pumuckls Abenteuern oder neun der "Lindenstraße", lieferte die Vorlage für den Film "Die Hebamme".

Seit 2003 schrieb sie auch Romane, in denen Frauen immer eine wichtige Rolle spielen. Historische Figuren faszinierten sie anfangs besonders, so spürt sie in "Freiwild" der roten Res und ihrem Mann Michael Heigl nach, einem Räuberpaar des 19. Jahrhunderts. Oder erzählt in der "Expedition" von fünf Frauen, die sich 1903 zu einer Alpenüberquerung aufmachten.

Lesebotox für die Frau ab 40 - der Durchbruch als Sachbuchautorin

Bittl war eine scharfe Beobachterin, die sich selbst nie besonders wichtig nahm. Davon zeugen ihre Sachbücher, die sie - anfangs parallel zu ihren historischen Romanen - gemeinsam mit Silke Neumeyer schrieb. Sowohl "Alleinerziehend mit Mann" (2012) als auch "Muttitasking" (2013), unterhaltsam verpackte Alltagserfahrungen, ergänzt durch Statistiken, liefen erfolgreich. Aber der Durchbruch kam mit "Ich hatte mich jünger in Erinnerung - Lesebotox für die Frau ab 40". Von 2016 an stand das Buch mehr als zweieinhalb Jahre auf der Spiegel-Bestsellerliste, ein halbes Jahr sogar auf Platz eins. Und Monika Bittl wirkte bei aller großen Freude auch ein bisschen verblüfft über die Tatsache, dass sie jetzt eine wirkliche Bestsellerautorin war.

Eines ihrer Sachbücher hieß "Frauen lügen nie und werden höchstens 39". Am 28. Oktober ist Monika Bittl ganz unerwartet gestorben. Sie wurde 59 Jahre alt.

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