Kurt Krieger ist es ein großes Bedürfnis, die geladenen Geburtstagsgäste in den Keller zu führen. "So haben Sie ein Möbelhaus noch nie gesehen", verspricht er und eilt federnden Schrittes voraus zu den Lastenaufzügen.
Kurt Krieger ist ein Unternehmer, wie es viele gibt: Möbelhändler. Andererseits ist er auch ein Unternehmer, wie es nicht mehr so viele gibt. Mit bald 74 gibt er immer noch den Ton an. Der ist stets durchzogen von breitem Berlinerisch, nicht stets zu 100 Prozent politisch korrekt, aber durchgehend zugewandt und zupackend. Zumindest bei diesem doch recht speziellen Anlass. Wie viele Geschäftsmänner, die es zu einem zehnstelligen Reichtum gebracht haben (die Forbes-Liste schätzt Kriegers Vermögen auf 1,4 Milliarden US-Dollar), treten schon selbst auf, wenn eine ihrer Niederlassungen 15 wird?

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Kurt Krieger wuchs in Berlin auf - bei seinem Großvater, einem Tischler. Die Verbindung hat ihn geprägt. Als 1967 die Namensrechte der Firma Höffner - ein legendäres Berliner Möbelhaus der 1930er-Jahre, das ebenfalls auf einen Tischler zurückgegangen war - zu haben waren, schlug Krieger zu. Im Wedding legte er 1970 die Keimzelle für sein Unternehmen, das nach der Wende vor allem im Osten schnell wuchs: 1992 Chemnitz, 1994 Dresden, 1995 Rostock, 1996 Magdeburg, 1997 Erfurt.
München kam dann 2008 nach Hamburg (2005) und Frankfurt am Main (2006) hinzu, allerdings eher zufällig. Eigentlich hatte Krieger einen anderen Standort in Bayern im Auge, aber der lag hinter einer Lärmschutzwand, sodass vom Namen von der Straße aus nur die Ö-Strichlein zu sehen gewesen wären. Krieger verkürzt sein Geschäft zwar selbst gerne auf "Höffi", aber das ging ihm dann doch zu weit. Mitunter ist es schon kurios, welche Dinge eine Rolle spielen bei der Frage, wo eine 100-Millionen-Euro-Investition hingeht.
So viel hat der Bau in Freiham, wo damals sonst noch wenig stand, vor 15 Jahren gekostet. Als er fertig war, tobte gerade die Finanzkrise, die Banken waren ängstlich. Bis das Parkdeck gebaut wurde, dauerte es deshalb noch etwas. Rund 30 Millionen Euro hat die Firma seit der Eröffnung ganz im Westen der Stadt seitdem zudem investiert, 400 Menschen sind hier damit beschäftigt, auf 35 000 Quadratmetern Möbel anzupreisen.

Aber zurück zum Keller. "Nochmal einen duften Dank an die Stadt München", möchte Krieger zum halbrunden Jubiläum dafür ausrichten. Es war nämlich so, dass das ursprünglich ergatterte Grundstück eigentlich zu klein war, um darauf bei der vorgegebenen Höhe ein Haus in den Dimensionen unterzubringen, in denen Krieger rechnet.
Seit 30 Jahren wird der Möbelmarkt von Ikea geprägt. Damit das Geschäft läuft, müssen die Kunden auch anderswo viele Teile gleich mitnehmen können. Damit das möglich ist, braucht es Lagerflächen. Und damit die entstehen konnten, brauchte es ein Nachbargrundstück, das die Stadt eigentlich selbst im Auge hatte. Ein Grundstückstausch wurde eingefädelt. Und noch heute ist sich Krieger sicher, dass das in seiner Heimatstadt, wo er sonst wirklich vieles "dufte" findet, nicht so leicht möglich gewesen wäre.
Damit war der Weg frei für das Lager und den Keller, der wirklich ein beeindruckendes Bauwerk geworden ist: zwei Stockwerke, zusammen rund zwölf Meter tief und 440 Meter lang (Krieger: "Sie können es abschreiten! Die Zahl stimmt."). Alles gegründet auf einem Schwerlastfundament und "gebaut wie ein Tanker, der im Grundwasser schwimmt" (Krieger). Rund 50 000 Produkte liegen hier verpackt. Es ist quasi eine Möbel-Arche unter dem Möbelhaus.
Bis zum 25. Februar wird dessen Stapellauf vor eineinhalb Jahrzehnten noch zelebriert. Der Keller allerdings, der bleibt ein Geheimtipp.